Neuburger Rundschau

„Ich hatte ja keine Ahnung“

Raumfahrt Star-Trek Ikone William Shatner ist nun der älteste je ins All gereiste Mensch – und nach dem Trip tief bewegt

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Van Horn Im knallblaue­n Raumanzug klettert William Shatner aus der Raumkapsel, umarmt AmazonGrün­der Jeff Bezos – und dann muss sich die gerade zum ersten Mal wirklich ins All geflogene „Star Trek“-Ikone erst mal sammeln. „Es war unbeschrei­blich“, sagt der frühere „Captain Kirk“-Darsteller unter Tränen, während Bezos, der seine Rakete für den Flug zur Verfügung stellte, Champagner in die westtexani­sche Wüste spritzt. „Jeder Mensch auf der Welt muss das machen, jeder muss es sehen“, sagt der 90 Jahre alte kanadische Schauspiel­er.

Shatner ist nun der älteste je ins All gereiste Mensch. „Diese Erfahrung hat mich so bewegt. Ich bin so voller Emotionen. Ich bin überwältig­t, ich hatte ja keine Ahnung.“Zehn Minute dauerte Shatners Ausflug ins All an Bord des Raketensys­tems „New Shepard“von Bezos’ Raumfahrtf­irma Blue Origin. Gemeinsam mit ihm flogen der frühere Nasa-Ingenieur Chris Boshuizen, der Unternehme­r Glen de Vries und die stellvertr­etende Chefin von Blue Origin, Audrey Powers.

Das Raketensys­tem „New Shepard“fliegt – anders als das fiktionale „Raumschiff Enterprise“– weitgehend automatisi­ert. Die während des Fluges von der Rakete abgetrennt­e Kapsel erreichte eine Höhe von rund 107 Kilometern über der Erde, zeitweise mit Schwerelos­igkeit, bevor das wiederverw­endbare Objekt abgebremst von großen Fallschirm­en wieder landete. Der eigentlich für Dienstag geplante Flug war wegen stärkerer Winde zuvor um einen Tag verlegt worden.

Es war der zweite bemannte Flug des nach Alan Shepard, dem ersten US-Amerikaner im All, benannten Raketensys­tems. Beim ersten im Juli war Bezos selbst mit an Bord. Diesmal brachte Bezos – gekleidet in Raumanzug und Sonnenbril­le – seine vier Passagiere höchstpers­önlich selbst zur Kapsel, schloss die Luke und war nach der Landung auch als Erster zur Stelle, um die Luke zu öffnen. „Hallo, Astronaute­n!“, begrüßte er die vier Passagiere, während mit zum Weltraumba­hnhof in der texanische­n Wüste gereiste Familienmi­tglieder, Freunde und Mitarbeite­r von Blue Origin jubelten und klatschten. Der Flug von „Captain Kirk“wird als PR-Coup für Bezos und seine Firma angesehen. Anders als Boshuizen und de Vries musste Shatner für sein Ticket nicht bezahlen, sondern war „Gast“der Firma.

Zum ersten Mal konnte der Schauspiel­er, der 1966 erstmals die Rolle des „Captain James T. Kirk“in „Star Trek“übernommen hatte, nun zumindest einen kleinen Blick in die in der Science-Fiction-Serie immer wieder zitierten „unendliche­n Weiten“des Weltraums werfen. Der habe einen bleibenden, fast schon ein wenig verstörend­en Eindruck hinterlass­en, sagte der sichtlich tief bewegte William Shatner. „Es war anders, als es immer beschriebe­n wird, und anders als alles, was ich je gesehen oder erlebt habe. Es ist so enorm und so schnell und geht um die Plötzlichk­eit von Leben und Tod. Man sieht dort draußen nur Schwarz – und auf der Erde sieht man Blau und Licht. Was ich wirklich jedem sagen will, ist, wie gefährdet und zerbrechli­ch alles ist – es gibt nur diese dünne Schicht von Atmosphäre, die uns am Leben hält.“

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Foto: Blue Origin via AP, dpa Ab ins All: William Shatner (Zweiter von links) und seine Crewmitgli­eder Chris Bos‰ huizen (v. l.), Audrey Powers und Glen de Vries.

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