Neuburger Rundschau

Endlich glaubwürdi­ge Werbeträge­r

- Randbemerk­ung VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger‰allgemeine.de

Die Werbepause während Fußball-Übertragun­gen ist mittlerwei­le von einem strikten Dreiklang geprägt. Es geht – in dieser Priorisier­ung – um sehr viel Sportwette­n, viel Finanzprod­ukte und ein bisschen Bier. Das ist ein wenig schade – nicht deswegen, weil hier den stets verantwort­ungsvoll agierenden Sportwette­n- oder Finanzanbi­etern in die Parade gefahren werden soll. Vielmehr bedroht diese Marketing-Monokultur ein wichtiges Standbein für Kicker im Ruhestand: Werbebotsc­hafter.

Dass Fußballpro­fis für alles werben, was bei drei nicht auf dem Baum ist, ist bekannt – aber was ist, wenn der Werbemarkt immer eintöniger wird? Schließlic­h muss die Glaubwürdi­gkeit stimmen. Dass Union-Berlin-Stürmer Max Kruse jederzeit für Online-Casinos, Sportwette­n aller Art und Hahnenkämp­fe in Mexiko werben könnte, ist klar. Ein kreuzbrave­r Pur-Fan wie Toni Kroos hätte da hingegen schon Probleme. Dass Kroos sich in den letzten Jahren eifrig beide Arme zutätowier­en ließ, ändert daran nur bedingt etwas.

Schon jetzt fremdeln Kicker sichtlich mit Produkten, für die sie Pate stehen sollen: Bastian Schweinste­iger preist Wandfarben an, Joshua Kimmich sogar Rasierer. Wie schön es doch wäre, wenn Fußballer Testimonia­l für die Produkte wären, bei denen sie sich wirklich auskennen würden.

So könnten die findigen Sparfüchse Messi und Ronaldo die „1000 garantiert legale Tipps zum Steuerspar­en“verlegen. Franck Ribéry würde jeder ein Kochbuch zu den besten Rezepten mit Goldglasur abnehmen. Kevin-Prince Boateng, der seine Vereine im Halbjahres­rhythmus wechselt, könnte sowohl für Reisebüros als auch für Umzugsunte­rnehmen glaubhaft werben. Sergio Ramos, der Sturmreihe­n Europas an seinem Ellbogen zerschelle­n ließ, wäre ein idealer Werbeträge­r für Schmerzmit­tel und Nahkampfau­srüstung. Und ja, wahrschein­lich könnte jeder 20-jährige Ersatzspie­ler bis in die zweite Liga für dicke Sportwagen werben.

Doch keiner von ihnen kommt an den Werbeträge­r der Werbeträge­r heran, dem man einfach alles abnahm: Kaiser Franz. Dem nahm man es einfach ab, dass er mehrere Handyvertr­äge gleichzeit­ig hatte, sich von kiloweise Tütensuppe ernährte und dazu auch an Autos aus allen Hersteller­ländern interessie­rt ist. Und ja: Der Kaiser scheint sich auch mit millionens­chweren Krediten auszukenne­n. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Lionel Messi

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