Neuburger Rundschau

Ein Riesen‰Meerschwei­n mit Schwimmhäu­ten

Wasserschw­eine Die neuen Bewohner des Augsburger Zoos sind ans Wasser angepasst. Und haben Kultstatus im Internet

- VON MARLENE WEYERER

Augsburg Wenn Lima und Thiago sich verstecken wollen, springen sie schnell in den kleinen Tümpel, der zu ihrem Gehege gehört und verschwind­en unter Wasser. Zumindest fast. Kaum ersichtlic­h lugen Nasenlöche­r, Augen und Öhrchen aus der Wasserober­fläche hervor. Die aus Südamerika stammenden Capybaras – oder auch Wasserschw­eine – sind an das Leben am und im Wasser angepasst. Ohren, Augen und Nasenlöche­r befinden sich auf einer Linie auf der Oberseite des Kopfes, sodass beinahe der gesamte Kopf unter Wasser bleiben kann und möglichst wenig vom Tier zu sehen ist. Ähnlich machen das Krokodile. Während die aber mit diesem Trick ihrer Beute auflauern, wollen die vegetarisc­hen Capybaras so Räubern entkommen. Zusätzlich haben Wasserschw­eine Schwimmhäu­te zwischen den Zehen, um schnell im Wasser vorwärts zu kommen, wenn sie fliehen.

Entgegen dem, was ihr Name vermuten lässt, sind Wasserschw­eine nicht mit Schweinen verwandt. Sie sind die größten lebenden Nagetiere und gehören zur Gattung der Meerschwei­nchen. Nur sind sie viel größer. Die Tiere wiegen ausgewachs­en zwischen 50 und 80 Kilogramm. Capybaras bewohnen ursprüngli­ch feuchte Regionen Südamerika­s. Sie sind nicht gefährdet, sondern passen sich an die von den Menschen veränderte Umgebung an. Sie gelten als robust und flexibel. Zwei dieser überdimens­ionierten Meerschwei­nchen leben nun seit Juli im Augsburger Zoo. Die beiden Tiere wurden aus Osnabrück und Dortmund nach Bayerisch-Schwaben gebracht.

Martin Klein ist einer der Tierpflege­r, die sich um die beiden Capybaras kümmern. Er kann verstehen, warum die Tiere bei Besuchern beliebt sind. Trotz ihrer Größe findet er sie „goldig“und „knuffig“. Den Eindruck bekommt man tatsächlic­h schnell, wenn man den Tieren nahe kommt, denn sie fiepsen wie Meerschwei­nchen, klingen viel piepsiger als ihre Größe vermuten lässt. Dazu noch die Augenform, die ihnen einen gelassenen bis gelangweil­ten Gesichtsau­sdruck verleiht.

Wasserschw­eine sind freundlich­e Tiere. Viele Zoos halten sie mit anderen Tieren zusammen. Im Internet haben sie wegen ihrer unkomplizi­erten Art sogar Kultstatus. Es gibt Bilder, auf denen sie mit Enten, Katzen und Affen kuscheln oder entspannt neben einem Krokodil liegen. Die Internet-Weisheit dahinter: „Sei wie ein Capybara, versuch, dich mit jedem zu verstehen“.

Die beiden Wasserschw­eine im Augsburger Zoo sind allerdings noch nicht so weit, dass sie mit jedem zurechtkom­men würden. Sie sind beide jung und müssen sich an ihre neue Umgebung gewöhnen. In den ersten Wochen waren sie noch sehr schüchtern, flüchteten vor den Tierpflege­rn in ihren Tümpel. Vor allem die etwas ältere Lima war misstrauis­ch. Thiago, der ein halbes Jahr jünger ist, fasste schneller Vertrauen in die neuen Menschen im Zoo, lässt sich jetzt sogar kraulen. Auch Lima kommt inzwischen näher, wenn die Tierpflege­r das Gehege betreten und lässt sich füttern. Capybaras sind genügsam, sie brauchen vor allem Heu und Äste. Aber hin und wieder kriegen sie auch Obst und Gemüse. Die Leibspeise der beiden Augsburger Wasserschw­eine sind Maiskolben. Zu oft dürfen sie sie nicht essen, aber hin und wieder gibt es sie als Leckerli. In Zukunft ist geplant, dass auch Zoobesuche­r bei Tierbegegn­ungen näher an die Capybaras rankommen dürfen. Allerdings erst in einiger Zeit, denn das gewonnene Vertrauen darf nicht verspielt werden.

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Foto: Marlene Weyerer Thiagos Leibspeise sind Maiskolben. Der Capybara ist zutraulich und lässt sich inzwischen von den Tierpflege­rn füttern und krau‰ len. Seine Artgenossi­n Lima gewöhnt sich auch langsam an die neue Umgebung.

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