Strom und Gas werden bald teurer
Stadtwerke Der lokale Versorger für Neuburg kann die hohen Energiepreise nicht mehr auffangen. Die Wärme halten die Gutachter für „zu billig“. Der Kommunalbetrieb bleibt auf Konsolidierungskurs
Neuburg Die Energiepreise befinden sich im freien Flug nach oben. Erdgas hat sich innerhalb weniger Wochen an der Börse um 100 Prozent verteuert. Die Weitergabe an die Verbraucher in Neuburg könne man im Moment noch vermeiden, sagt Stadtwerkechef Richard Kuttenreich. „Aber es wird uns bald auch treffen.“
Den Stadtpolitikern im Werkausschuss rechnete er vor, dass eine vierköpfige Familie bei 20.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch an Erdgas bis zu 600 Euro mehr bezahlen müsste. Der Energieeinkauf über langfristige Verträge im genossenschaftlichen Verbund erweise sich jetzt als Vorteil. Beim Strom profitieren die Stadtwerke vom hohen Anteil der Eigenerzeugung über Blockheizkraftwerke mit KraftWärme-Kopplung. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling schließt nicht aus, dass bereits im September der Neuburger Gaspreis um einige Cent nach oben gesetzt werden müsse. Beim Strom sei noch keine Erhöhung in Sicht. Wenn etwa die Kilowattstunde Ottheinrichstrom
Cent koste, dann bestehe ein erheblicher Teil davon aus Steuern und Umlagen wie EEG oder CO2-Abgaben, die von der Bundesregierung festgelegt werden, so der OB. Wenn es zu einer Ampelkoalition mit einer starken Rolle der Grünen komme, so OB Bernhard Gmehling, „dann muss man davon ausgehen, dass die Grünen die Energiepreise auf die Spitze treiben werden“. Das widerspreche der Politik der Stadtwerke, die vertretbare Energiekosten für die Bürger woll
ten. Beim Verkauf der Nahwärme für die Heizung ist der kommunale Eigenbetrieb noch viel zu billig. Das sagten den Stadträten jetzt die Gutachter eines Prüfungsbüros. Sie berichteten auftragsgemäß über die Nahwärme-Perspektiven im nichtöffentlichen Werkausschuss. Demnach liege der aktuelle Wärmepreis zu niedrig, um rentabel wirtschaften zu können. Im Vergleich mit anderen Wärmeanbietern verlangten die Neuburger Stadtwerke durchschnittlich vier Cent pro Kilowatt29 stunde weniger. Damit könne man die Abschreibungen der sehr hohen Investitionen ins Wärmenetz nicht erwirtschaften. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling sagt dazu, dass die „schwarze Null“auf Dauer nicht ausreiche. Dem Kommunalbetrieb bescheinigten die Prüfer eine hervorragende CO2-Bilanz, „doch draufzahlen dürfen wir auch nicht“. Das heiße Wasser der Nahwärme schafft mittlerweile eine Jahreslieferung von 63 Millionen Kilowattstunden an 1200 Betriebe und Privathaushalte.
In der Gesamtschau bleiben die Neuburger Stadtwerke auf Konsolidierungskurs, ohne die Investitionen zu vernachlässigen. Für das laufende Jahr 2021 gebe es „erfreuliche Zahlen“zu vermelden, berichtete Florian Frank den Stadträten. Das betriebliche Ergebnis könne nach oben korrigiert werden und die Aufwendungen nach unten, so der Leiter des Rechnungswesens. Man investiere wie geplant und müsse die beschlossenen Kredite von jeweils über fünf Millionen Euro für 2020 und 2021 noch nicht in Anspruch nehmen. „Die Stadtwerke erledigen ihre Aufgaben in voller Hinsicht“, so das Lob von Werkreferent Roland Harsch. Der Stadtkämmerer überwies heuer zwei Millionen Kapitaleinlage an die Stadtwerke. Sie verkauften bisher 11,4 Millionen Kilowattstunden Strom und damit weniger als im Vorjahr. Ein Großkunde habe sich verabschiedet. Der Heizbedarf im Winter haben dagegen die Gasabgabe auf 56,7 Millionen Kilowattstunden gesteigert. Wärme ist mit 17,5 Millionen Kilowattstunden etwas weniger abgegeben worden.
Die Stadtwerke senken weiterhin ihre Personalkosten. Das liegt heuer auch an den maßvollen Tarifabschlüssen und an der Kurzarbeit der Bädermitarbeiter. Dieser sogenannte „öffentliche Bereich“mit Bädern, Bussen und Tiefgaragen verzeichnete wegen der Corona-Schließungen starke Einnahmeverluste. Den Weg ins Brandlbad fanden aber – bei meist mäßigem Sommerwetter – immerhin 40.000 Gäste. Stadtwerkechef Richard Kuttenreich und Referent Roland Harsch appellierten ein weiteres Mal an ihre Kollegen, die Stadt möge die defizitären Bäder übernehmen, „wenigstens zu 50 Prozent“.