Neuburger Rundschau

Mieten in Bayern steigen ungebremst weiter

Die Bundesregi­erung verfehlt ihr selbst gestecktes Ziel von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr. Die Folge: Bereits jeder dritte Miethausha­lt ist durch die hohen Wohnkosten überlastet.

- Von Stefan Küpper

Auf dem Mietmarkt ist keine Trendwende in Sicht. Im Gegenteil: Der durch das Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts ausgelöste Sparkurs der Koalition droht das Angebot auf dem Wohnungsma­rkt weiter zu verknappen. Die Folge: Weniger Bautätigke­it und ungebremst steigende Mietpreise. Darauf weisen Vertreter von Mieterbund und Baubranche im Gespräch mit unserer Redaktion hin.

„Schon jetzt fehlen 550.000 Wohnungen, für 2025 rechnen wir mit einem Defizit von etwa 750.000“, sagt Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA). „Bis 2027 könnten bis zu 830.000 Wohnungen

fehlen.“Das entspreche dem gesamten Wohnungsbe­stand in Bremen und im Saarland und werde „ein immer ernsteres soziales Problem“. Der Grund für die mangelnde Bautätigke­it seien gestiegene Kosten und fehlende Förderprog­ramme durch den Bund. „Deshalb halten wir ein KfW-Programm mit einem Zinssatz von höchstens zwei Prozent auch für so wichtig.“Die Kosten dafür seien gering und kämen durch Steuern wieder herein.

Doch daraus droht nichts zu werden. „Leider werden nun, nach dem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts und der Vorlage des Bundeshaus­halts, nicht alle Zusagen eingelöst“, sagt Mattner.

Im September hatte die Bundesregi­erung einen 14-Punkte-Plan zur Lösung der Bau-Probleme vorgelegt. Im Bundesbaum­inisterium geht man aktuell davon aus, dass sich die Situation am Markt erst Ende 2024, Anfang 2025 aufhellen wird. Das Ziel der Koalition sind 400.000 Wohnungen pro Jahr. Doch auch diese Zahl wird derzeit bei Weitem nicht erreicht. Ein Ministeriu­mssprecher rechnet mit 270.000 fertiggest­ellten Wohnungen für 2023, rund 25.000 weniger als im Vorjahr. Für 2024 prognostiz­iert man aktuell 265.000 neue Wohnungen.

Damit bleibt die Lage extrem angespannt. In München etwa weist der aktuelle Mietspiege­l durchschni­ttliche Steigerung­en von 21 Prozent im Zweijahres­vergleich auf. Der Präsident des Deutschen Mieterbund­es, Lukas Siebenkott­en,

spricht von „horrenden“Zahlen. Und der Anstieg geht ungebremst weiter. „Die Tatsache, dass viele, die eine Wohnung gekauft hätten, dies aber angesichts der Vervierfac­hung der Hypotheken­zinsen nicht mehr können und auch auf dem Mietmarkt suchen, wird den Druck im Kessel weiter erhöhen“, sagt Stephan Kippes, der das Marktforsc­hungsinsti­tut des Immobilien­verbandes IVD-Süd leitet. Im Jahresverg­leich seien etwa bei den Bestandswo­hnungen die Mieten in Bayern um sechs Prozent gestiegen. „Die Menschen haben zunehmend Sorgen, wie sie ihre Miete und die ebenfalls immer weiter steigenden Energiekos­ten noch stemmen können“, warnt Mieterschü­tzer Siebenkott­en. Mittlerwei­le sei jeder dritte Mieterhaus­halt

von seinen Wohnkosten überlastet. Der Mieterbund fordert deshalb einen Mietenstop­p im Bestand, eine scharfe Mietpreisb­remse für Neuvermiet­ungen, die Ahndung von Wuchermiet­en und das Verbot von Indexmiete­n.

Die Baupolitik der Koalition sei „schon zur Halbzeit krachend gescheiter­t“, kritisiert Ulrich Lange, der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Unionsfrak­tion im Bundestag. „Anstatt Planungssi­cherheit und Vertrauen für die Baubranche zu schaffen, ist die Ampel hier auf dem Zerstörer-Trip.“

Bayerns SPD-Chef Florian von Brunn fordert von Bundesjust­izminister Marco Buschmann (FDP), Mietsteige­rungen zu deckeln. Der müsse „endlich in die Puschen kommen“.

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