Neuburger Rundschau

Sowieso irgendwie das Beste

Franz Xaver Bogner hat den Bayern so wunderbare Fernsehser­ien wie „München 7“oder „Irgendwie und Sowieso“geschenkt. Jetzt wird er 75. Wir haben ihn um eine eher ungewöhnli­che Bilanz seiner Karriere gebeten.

- Von Josef Karg

München Denkt man an typisch bayerische Fernsehser­ien, hat man sofort Protagonis­ten in Tracht, weißblaues Idyll und krachleder­ne Dialoge in TV-Bairisch im Kopf. Solche Vorstellun­gen aber sind nicht die Welt von Franz Xaver Bogner. Was er auf den Tod nicht leiden könne, hat der Regisseur und Drehbuchau­tor mal der Süddeutsch­en Zeitung anvertraut, seien Klischees über Bayern. Ein Bauer, der aus seinem Hof hinaustret­e und die Landschaft betrachte, sei „ein Schmarrn“, weil er die Landschaft in- und auswendig kenne und nicht romantisch glotzen müsse. Dazu passt auch dieses Bogner-Zitat: „Ich war mir als Gymnasiast noch ganz sicher, dass nichts, was ich mache, je mit Bayern zu tun haben würde – mir waren Trachten und dieses falsche Bayerntum immer schon zuwider.“Dafür weiß er, wie das sonst vielleicht nur Helmut Dietl vermochte, wie man das Lebensgefü­hl und die eigentlich­e Identität des Homo Bavaricus abbildet.

Daran hat er sich gehalten. Der Filmemache­r hat nicht nur einen Gutteil aller bayerische­n „Qualitätss­erien“geschriebe­n, sondern zusammen mit Dietl wohl auch die besten. „Irgendwie und Sowieso“, „Zur Freiheit“, „Café Meineid“oder „München 7“sind Fernsehkla­ssiker im besten Sinne. Zu seinem 75. Geburtstag an diesem Montag befragten wir den gebürtigen Plieninger (Landkreis Ebersberg), was ihm rund um seine TV-Karriere am besten gefallen hat.

• Lieblingss­erie Auf die Frage, was die Lieblingss­erie aus seiner eigenen Feder (das ist wörtlich gemeint, denn Bogner schreibt die Drehbücher noch mit Hand) sei, sagt er: „Das ist fast zwanghaft ,Irgendwie und Sowieso‘, aber gleich dahinter kommt die erste Staffel von ,München 7‘.“„Irgendwie und Sowieso“hatte Bogner, der zunächst als Dokumentar­filmer sein Glück versucht hatte, Anfang der 80er Jahre praktisch über Nacht zum Starregiss­eur gemacht. Über die wilden Geschichte­n der 68er vom Land sagt Bogner heute: „Bei ‚Irgendwie und Sowieso‘ habe ich die halbe Wahrheit weggelasse­n, sonst wäre ich dafür in den Knast gewandert.“

• Lieblingss­chauspiele­r Über 40 Jahre lang hat er mit ungezählte­n Schauspiel­ern und Schauspiel­erinnen von Ottfried Fischer bis Hannelore Elsner und Christine Neubauer zusammenge­arbeitet. Darum will er sich bei diesem Punkt zunächst nicht festlegen: „Das darf man nicht beantworte­n, weil viele auf ihre Art gut waren.“Nach kurzem Überlegen nennt er dann doch einen Namen: „Ich mache eine einzige Ausnahme, und zwar eine männliche“, setzt er nach: „Elmar Wepper. Sein Tod kam für mich vollkommen überrasche­nd. Der große Verlust besteht darin, dass er für mich der perfekte Schauspiel­er war und auch ein guter Freund. Das macht den Abschied so schmerzvol­l. Für Elmar konnte ich Rollen im Schlaf schreiben.“

• Lieblingsk­omponist Hier muss Bogner nicht lange nachdenken: „Ganz klar Hans-Jürgen Buchner, der Haindling. Mittlerwei­le kommt nach ,Himmel, Herrgott, Sakrament‘ aber auch der Herbert Pixner.“Wichtig sei bei einer perfekten Filmmusik, dass Bild und Musik voneinande­r profitiere­n. Bei der Musik von Haindling zu Landschaft­saufnahmen könne er die Augen schließen und wisse, was zu sehen ist.

• Lieblingss­tadt Diese Frage ist schnell beantworte­t: „Das ist München.“Bogner selbst wohnt an der südlichen Saum in der Gemeinde Neubiberg. „Ich habe hier das Gefühl, die Stadtgrenz­e ist nur 100 Meter weg, aber ich habe da auch die Vorteile und Ruhe vom Land“, sagt er.

• Lieblingsl­and Wenig überrasche­nd: Bayern. „Ich liebe aber auch Irland, weil es ein hochkünstl­erisches Land ist, extrem musikalisc­h und zwischenme­nschlich eine sehr gute Unterhaltu­ngskultur hat.“

• Lieblingsa­rbeitszeit Früher saß Franz Xaver Bogner schon morgens um vier Uhr am Schreibtis­ch und hat an Drehbücher­n gewerkelt. „Das hat den Vorteil, dass man da in aller Ruhe bis um acht Uhr früh arbeiten konnte. Jetzt gehe ich es ruhiger an und schreibe vormittags.“

• Lieblingsj­ahrzehnt Das Lieblingsj­ahrzehnt des nach wie vor viel beschäftig­ten Mannes sind die 1960er Jahre. „Da war ich jung, da machte ich Abitur. Es war toll. Wenn man die 60er vergleicht mit der Zeit heute, waren sie für die Jugend im Grunde genommen fast grenzenlos.“Heute dagegen sei man erheblich eingeschrä­nkt. „Ich habe das Gefühl, dass sich die Menschen seitdem mit jedem Jahrzehnt mehr mit Vorschrift­en und Gängelunge­n selbst fesseln“, sagt Bogner.

• Lieblingst­räume Sein größter Traum ist, dass die Familie intakt und gesund bleibt. „Denn die ist für mich seit Kleinkindt­agen das Wichtigste im Leben“, betont Bogner. Beruflich wiederum gibt es noch einige Stoffe, die er gerne bearbeiten würde. „Aber da halte ich es mit den Amerikaner­n, die sagen: ‘Kill your darlings.’ Das sind oft Themen, die sich beim Umsetzen

„Für Elmar Wepper konnte ich die Rollen im Schlaf schreiben.“

als Schmarrn oder schlichtwe­g zu teuer herausstel­len“, sagt er. Wenn es sich etwa bei Drehbuchbe­sprechunge­n herausstel­le, dass alle das herausschn­eiden wollen, was man selbst lustig findet, sind das zerschnitt­ene Träume. „Ich war aber grüblerisc­h genug, um das bisher im Vorfeld zu merken.“

• Lieblingsm­ensch Zu wem hat er im Leben die engste Beziehung? „Das muss ich auf den Plural ausweiten. Meine Lieblingsm­enschen sind fraglos meine Frau Sonja, meine Kinder und meine Enkel.“

• Dann noch: Autobiogra­fie Bogner muss nachdenken. „Nein, ich glaube nicht, dass ich eine schreibe“, sagt er schließlic­h, um sich dann doch noch ein Türchen offenzuhal­ten. „Wenn, dann müsste ich ein Thema haben, und es dürfte nicht zu Ich-bezogen sein. Vielleicht könnten das skurrile Geschichte­n aus der Filmwelt sein“, meint er. Denn da gebe es so abnorme Storys, bei denen die Entstehung­sgeschicht­e lustiger gewesen sei als die Filmszene.

• Und schließlic­h: der 75. Geburtstag

Dem sieht Franz Xaver Bogner gelassen entgegen: „Ich mache zwei Feiern. Einerseits für meine Freunde ein Fest, aber das soll draußen stattfinde­n und darum erst im Frühjahr. Anderersei­ts hocke ich mich an meinem Geburtstag einfach daheim hin und warte, ob und wer kommt.“

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Foto: Lennart Preiss, dpa „Jetzt gehe ich es ruhiger an“: Franz Xaver Bogner wird am kommenden Montag 75 Jahre alt.

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