Sowieso irgendwie das Beste
Franz Xaver Bogner hat den Bayern so wunderbare Fernsehserien wie „München 7“oder „Irgendwie und Sowieso“geschenkt. Jetzt wird er 75. Wir haben ihn um eine eher ungewöhnliche Bilanz seiner Karriere gebeten.
München Denkt man an typisch bayerische Fernsehserien, hat man sofort Protagonisten in Tracht, weißblaues Idyll und krachlederne Dialoge in TV-Bairisch im Kopf. Solche Vorstellungen aber sind nicht die Welt von Franz Xaver Bogner. Was er auf den Tod nicht leiden könne, hat der Regisseur und Drehbuchautor mal der Süddeutschen Zeitung anvertraut, seien Klischees über Bayern. Ein Bauer, der aus seinem Hof hinaustrete und die Landschaft betrachte, sei „ein Schmarrn“, weil er die Landschaft in- und auswendig kenne und nicht romantisch glotzen müsse. Dazu passt auch dieses Bogner-Zitat: „Ich war mir als Gymnasiast noch ganz sicher, dass nichts, was ich mache, je mit Bayern zu tun haben würde – mir waren Trachten und dieses falsche Bayerntum immer schon zuwider.“Dafür weiß er, wie das sonst vielleicht nur Helmut Dietl vermochte, wie man das Lebensgefühl und die eigentliche Identität des Homo Bavaricus abbildet.
Daran hat er sich gehalten. Der Filmemacher hat nicht nur einen Gutteil aller bayerischen „Qualitätsserien“geschrieben, sondern zusammen mit Dietl wohl auch die besten. „Irgendwie und Sowieso“, „Zur Freiheit“, „Café Meineid“oder „München 7“sind Fernsehklassiker im besten Sinne. Zu seinem 75. Geburtstag an diesem Montag befragten wir den gebürtigen Plieninger (Landkreis Ebersberg), was ihm rund um seine TV-Karriere am besten gefallen hat.
• Lieblingsserie Auf die Frage, was die Lieblingsserie aus seiner eigenen Feder (das ist wörtlich gemeint, denn Bogner schreibt die Drehbücher noch mit Hand) sei, sagt er: „Das ist fast zwanghaft ,Irgendwie und Sowieso‘, aber gleich dahinter kommt die erste Staffel von ,München 7‘.“„Irgendwie und Sowieso“hatte Bogner, der zunächst als Dokumentarfilmer sein Glück versucht hatte, Anfang der 80er Jahre praktisch über Nacht zum Starregisseur gemacht. Über die wilden Geschichten der 68er vom Land sagt Bogner heute: „Bei ‚Irgendwie und Sowieso‘ habe ich die halbe Wahrheit weggelassen, sonst wäre ich dafür in den Knast gewandert.“
• Lieblingsschauspieler Über 40 Jahre lang hat er mit ungezählten Schauspielern und Schauspielerinnen von Ottfried Fischer bis Hannelore Elsner und Christine Neubauer zusammengearbeitet. Darum will er sich bei diesem Punkt zunächst nicht festlegen: „Das darf man nicht beantworten, weil viele auf ihre Art gut waren.“Nach kurzem Überlegen nennt er dann doch einen Namen: „Ich mache eine einzige Ausnahme, und zwar eine männliche“, setzt er nach: „Elmar Wepper. Sein Tod kam für mich vollkommen überraschend. Der große Verlust besteht darin, dass er für mich der perfekte Schauspieler war und auch ein guter Freund. Das macht den Abschied so schmerzvoll. Für Elmar konnte ich Rollen im Schlaf schreiben.“
• Lieblingskomponist Hier muss Bogner nicht lange nachdenken: „Ganz klar Hans-Jürgen Buchner, der Haindling. Mittlerweile kommt nach ,Himmel, Herrgott, Sakrament‘ aber auch der Herbert Pixner.“Wichtig sei bei einer perfekten Filmmusik, dass Bild und Musik voneinander profitieren. Bei der Musik von Haindling zu Landschaftsaufnahmen könne er die Augen schließen und wisse, was zu sehen ist.
• Lieblingsstadt Diese Frage ist schnell beantwortet: „Das ist München.“Bogner selbst wohnt an der südlichen Saum in der Gemeinde Neubiberg. „Ich habe hier das Gefühl, die Stadtgrenze ist nur 100 Meter weg, aber ich habe da auch die Vorteile und Ruhe vom Land“, sagt er.
• Lieblingsland Wenig überraschend: Bayern. „Ich liebe aber auch Irland, weil es ein hochkünstlerisches Land ist, extrem musikalisch und zwischenmenschlich eine sehr gute Unterhaltungskultur hat.“
• Lieblingsarbeitszeit Früher saß Franz Xaver Bogner schon morgens um vier Uhr am Schreibtisch und hat an Drehbüchern gewerkelt. „Das hat den Vorteil, dass man da in aller Ruhe bis um acht Uhr früh arbeiten konnte. Jetzt gehe ich es ruhiger an und schreibe vormittags.“
• Lieblingsjahrzehnt Das Lieblingsjahrzehnt des nach wie vor viel beschäftigten Mannes sind die 1960er Jahre. „Da war ich jung, da machte ich Abitur. Es war toll. Wenn man die 60er vergleicht mit der Zeit heute, waren sie für die Jugend im Grunde genommen fast grenzenlos.“Heute dagegen sei man erheblich eingeschränkt. „Ich habe das Gefühl, dass sich die Menschen seitdem mit jedem Jahrzehnt mehr mit Vorschriften und Gängelungen selbst fesseln“, sagt Bogner.
• Lieblingsträume Sein größter Traum ist, dass die Familie intakt und gesund bleibt. „Denn die ist für mich seit Kleinkindtagen das Wichtigste im Leben“, betont Bogner. Beruflich wiederum gibt es noch einige Stoffe, die er gerne bearbeiten würde. „Aber da halte ich es mit den Amerikanern, die sagen: ‘Kill your darlings.’ Das sind oft Themen, die sich beim Umsetzen
„Für Elmar Wepper konnte ich die Rollen im Schlaf schreiben.“
als Schmarrn oder schlichtweg zu teuer herausstellen“, sagt er. Wenn es sich etwa bei Drehbuchbesprechungen herausstelle, dass alle das herausschneiden wollen, was man selbst lustig findet, sind das zerschnittene Träume. „Ich war aber grüblerisch genug, um das bisher im Vorfeld zu merken.“
• Lieblingsmensch Zu wem hat er im Leben die engste Beziehung? „Das muss ich auf den Plural ausweiten. Meine Lieblingsmenschen sind fraglos meine Frau Sonja, meine Kinder und meine Enkel.“
• Dann noch: Autobiografie Bogner muss nachdenken. „Nein, ich glaube nicht, dass ich eine schreibe“, sagt er schließlich, um sich dann doch noch ein Türchen offenzuhalten. „Wenn, dann müsste ich ein Thema haben, und es dürfte nicht zu Ich-bezogen sein. Vielleicht könnten das skurrile Geschichten aus der Filmwelt sein“, meint er. Denn da gebe es so abnorme Storys, bei denen die Entstehungsgeschichte lustiger gewesen sei als die Filmszene.
• Und schließlich: der 75. Geburtstag
Dem sieht Franz Xaver Bogner gelassen entgegen: „Ich mache zwei Feiern. Einerseits für meine Freunde ein Fest, aber das soll draußen stattfinden und darum erst im Frühjahr. Andererseits hocke ich mich an meinem Geburtstag einfach daheim hin und warte, ob und wer kommt.“