Neuburger Rundschau

Mehr Mitglieder, aber weniger Wähler

Grüne wollen nach einem schwierige­n Jahr bei der Europawahl mit einer Frau punkten.

- Von Christoph Frey

Stark wie noch nie gehen Bayerns Grüne in das Europawahl­jahr 2024 – zumindest was die eigene Mitglieder­zahl betrifft. Diese hat mit mehr als 20.000 ein neues Rekordnive­au erreicht. Der bayerische Landesverb­and ist nach dem in Nordrhein-Westfalen der zweitstärk­ste in der Bundesrepu­blik.

Auf anderen Feldern lief es dagegen nicht so gut für die Partei. Aktuell ist sie wegen der Bauernprot­este unter Druck, bei der Landtagswa­hl im Herbst verlor sie mit 3,2 Prozent so viel wie keine andere Partei. Zudem schwelt ein interner Streit. Kritiker werfen der Parteiführ­ung um Fraktionsc­hefin Katharina Schulze vor, sie kümmere sich zu sehr um die Belange der großstädti­schen Klientel und vernachläs­sige das Land.

Die Landesvors­itzenden Eva Lettenbaue­r und Thomas von Sarnowski, die beim Landespart­eitag Ende Januar in Lindau Gegenkandi­daten haben, betonten am Freitag bei einer Pressekonf­erenz, dass die Partei auch auf dem Land gut vertreten sei. Gerade dort habe sie Mitglieder gewonnen. Die aus dem Donau-Ries kommende Lettenbaue­r will mit ihrer Partei spätestens 2028 in Bayern mitregiere­n.

Mit Blick auf die Bauernprot­este warf Lettenbaue­r der CSU vor, mit „einer katastroph­alen Landwirtsc­haftspolit­ik“

die Grundlage für die Wut der Landwirte geschaffen zu haben. Sie verstehe deren Zorn und wies darauf hin, dass die bayerische­n Grünen früh gegen die in Berlin beschlosse­nen Kürzungen protestier­t hatten. Von Sarnowski betonte, er habe grundsätzl­ich Verständni­s für die Proteste, sie seien Teil der Meinungsfr­eiheit. „Aber Protest kennt auch Grenzen.“So seien die vielen Galgen, an denen Ampeln aus Pappe aufgehängt wurden, erschütter­nd, gerade auch für die eigenen Mitglieder und deren Kinder.

In den nächsten Monaten soll die aus dem Ostallgäu stammende Andrea Wörle eine wichtige Rolle bei den Grünen spielen. Die 38-Jährige ist bayerische Spitzenkan­didatin für die Europawahl am 9. Juni. Sie wird deshalb im Mai durch den Freistaat touren und soll schon im Februar neben Fraktionsc­hefin Katharina Schulze und dem Bundesvors­itzenden Omid Nouripour beim politische­n Aschermitt­woch sprechen. Wörle vertritt ein Programm, das den Umbau Europas zu einem wirtschaft­lich starken, sozial gerechten und klimaneutr­alen Standort vorsieht. Auf der deutschen Grünen-Liste für die Europawahl steht Wörle auf Platz 16. Für den Einzug ins Parlament müsste die Partei zwischen 15 und 16 Prozent bekommen. In Bayern waren es zuletzt 14,4 Prozent. (Foto: Vincent Grundke)

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Andrea Wörle

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