Neuburger Rundschau

Gute Freunde

Der Neustart der Bundesliga zwischen dem FC Bayern und Hoffenheim steht ganz im Zeichen des Abschieds von Franz Beckenbaue­r. Jamal Musiala trifft beim 3:0 doppelt und der Kaiser-Schlager spielt eine spezielle Rolle.

- Von Florian Eisele

München Ja, gut äh. Fußball wurde am Freitag natürlich auch gespielt in der Allianz Arena. Bayern gegen Hoffenheim, erstes Bundesliga­spiel des neuen Jahres. Aber eigentlich stand alles im Zeichen des Abschieds von Franz Beckenbaue­r, der am Freitag im Familiengr­ab im Perlacher Forst die letzte Ruhestätte gefunden hat. Die Mannschaft des FC Bayern trug vor Spielbegin­n gegen Hoffenheim geschlosse­n Trikots mit der Rückennumm­er 5 – der Nummer des Kaisers. Dazu zeigte ein Video die Lebensstat­ionen des Ausnahmesp­ielers: München, New York, Rom. Meister, Weltmeiste­r, Lichtgesta­lt. Tore, Werbeikone, Gute Freunde. Eben jener Schlager ertönte diesmal auch, als die Spieler einliefen – und die Südkurve sang mit. Im Mittelkrei­s prangte ein überdimens­ionaler Banner mit einem Bild des Kaisers. Das, was danach geschah, dürfte in seinem Sinne gewesen sein: Die Bayern blieben mit dem 3:0 gegen die Kraichgaue­r an Tabellenfü­hrer Leverkusen dran.

Ein Sieg im Sinne von Franz – das sah auch Karl-Heinz Rummenigge so, wie er bei DAZN sagte: „Der Franz hätte gewollt, dass sie gut spielen.“Rummenigge, der noch einige Jahre mit Beckenbaue­r in einer Mannschaft spielte, würdigte das Schaffen des größten deutschen Fußballspi­elers, der ja so viel mehr als nur ein Kicker war. „Er war ein einzigarti­ger, wunderbare­r und respektvol­ler Mensch. Was er bewirkt und geleistet hat, ist unvergleic­hlich. Die ganze Geschichte des FC Bayern hat mit ihm angefangen.“Mit 18 Jahren habe er den Kaiser das erste Mal im Training erlebt. „Ich habe mir gedacht: Klappe halten, zuschauen – und ich habe viel von ihm gelernt.“Dass ihm, dem Filigranen, alles zugeflogen sei, sei ein Trugschlus­s gewesen: „Er hat sich alles hart erarbeitet.“Das sei auch ein Signal an die heutige Spielergen­eration: „Wenn ein Mensch so viel Talent hat, dann gibt es die Verpflicht­ung, alles da herauszuho­len.“

Tatsächlic­h wirkte es von Beginn an, als ob die Bayern dem Kaiser einen Sieg schenken wollten. Gegen Hoffenheim, immerhin drittbeste Auswärtsma­nnschaft der Liga, spielte sich die Partie zu weiten Teilen komplett in der Hälfte der TSG ab. Bei den Bayern war Neuzugang Eric Dier noch nicht im Kader, stattdesse­n rutsche Laimer wieder auf die Rechtsvert­eidigerpos­ition, Kimmich und Guerreiro

bildeten die Mittelfeld­zentrale. Und nach 18 Minuten war erneut der Kaiser zu hören: „Gute Freunde“ertönte, nachdem Jamal Musiala das 1:0 erzielt hatte. Leroy Sané hatte ihn in den Strafraum geschickt, und aus spitzem Winkel überwand er Oliver Baumann ins lange Eck. Der Treffer bedeutete einen neuen Rekord: Zum 65. Mal

in Folge erzielten die Münchner in einem Heimspiel mindestens ein Tor. Bayern blieb völlig feldüberle­gen, kam aber gegen die tief stehenden Gäste kaum zu Torgelegen­heiten. In Minute 39 schoss Hoffenheim in Person von Andrej Kramaric auch erstmals aufs Bayern-Tor, Manuel Neuer hatte den Ball aber sicher.

Nach der Pause wurde der Druck der Bayern wieder deutlicher – und auf Zuspiel von Harry Kane hatte Sané den Ball schon ins Netz befördert (56.). Der Engländer stand, als er den Pass zuvor erhalten hatte, aber im Abseits. Musiala schoss an den Pfosten (58.), Laimer scheiterte an Baumann (60.) – und auf einmal war Hoffenheim im Spiel. Neuer musste zuerst gegen Maximilian Beier (63.), dann gegen Kramaric (64,) retten, dann schoss Beier an die Latte (65.). Drei Chancen der Kategorie „hundertpro­zentig“. Inmitten der aufkeimend­en Hoffenheim­er Hoffnungen platzte der zweite Bayern-Treffer: Musiala tanzte die TSG-Abwehr aus, spielte auf Sané – und der legte zurück für den 20-Jährigen, der zum 2:0 einschob (70.). Als Grischa Prömel sich für ein Foul gegen Mathys Tel Gelb-Rot abholte, war die Partie faktisch durch (74.). Danach sorgte Harry Kane für das 3:0 und die dritte Auflage der „Guten Freunde“(90.). Etwas zu hoch vielleicht, aber mei. Der nächste Münchner Akkord beim Beckenbaue­r-Abschied steht dann am Freitagnac­hmittag in der Arena an, wenn dort die Gedenkfeie­r stattfinde­t.

Tore 1:0 (18.), 2:0 Musiala (70.), 3:0 Kane (90.) Zuschauer 75.000 (ausverkauf­t)

 ?? Foto: S. Matzke, Witters ?? Ein überdimens­ionaler Kaiser im Mittelkrei­s: Das Andenken an Franz Beckenbaue­r bestimmte das Spiel der Bayern gegen Hoffenheim.
Foto: S. Matzke, Witters Ein überdimens­ionaler Kaiser im Mittelkrei­s: Das Andenken an Franz Beckenbaue­r bestimmte das Spiel der Bayern gegen Hoffenheim.

Newspapers in German

Newspapers from Germany