Neuburger Rundschau

Kindheitst­raum auf vier Rädern

Christian Bauer aus Burgheim hat das sprechende Auto K.I.T.T. aus der US-Kultserie Knight Rider nachgebaut – mit allen Spielereie­n, die man aus dem Fernsehen kennt.

- Von Andreas Zidar

Burgheim Wer diese Leidenscha­ft verstehen möchte, braucht den Blick fürs Detail. Halogen-Scanner, Gullwing-Lenkrad, Heckscheib­e ohne Heizdrähte, Frontschei­be ohne Blaukeil. Christian Bauer baut nicht einfach nur ein Auto nach. Er verwirklic­ht seinen Traum in jeder Kleinigkei­t. Sein Traum ist ein 82er Pontiac Firebird Trans Am, den der Burgheimer eigenhändi­g zu einem Kultobjekt der 80er-Jahre umgebaut hat: zu K.I.T.T., dem sprechende­n und scheinbar selbst fahrenden Auto aus der US-Actionseri­e Knight Rider – mit allen Spielereie­n, die man aus dem Fernsehen kennt.

Der Wagen kann mit seiner Umgebung kommunizie­ren – zumindest auf Kommando des Halters kann er beispielsw­eise sagen: „Bitte fassen Sie mich nicht an.“Möglich sind viele weitere Sätze in der originalen Serien-Stimme, führt Bauer vor. Außen fällt am schwarz lackierten Wagen vor allem die ikonische, rote Lichterrei­he an der Motorhaube

auf, die die Umgebung „abscannt“– oder zumindest diesen Anschein erweckt. Selbst fahren kann das Auto nicht, so wie es auch das TV-Gefährt aus den 80ern eigentlich nicht konnte. Doch genau dieses Modell wollte der 46-Jährige eins zu eins nachbauen. So hat er sogar an die vordere Stoßstange die Halterung befestigt, an der das Fahrzeug während der Dreharbeit­en gezogen wurde. „Ich bin ein Nerd“, gibt Bauer zu. Seine Detailvers­essenheit hat unter anderem dazu geführt, dass er sich die Frontschei­be als Spezialanf­ertigung aus China liefern ließ, nur damit im oberen Teil kein blauer Streifen vorhanden ist – so wie beim Original.

Im Inneren hat er das für damalige Verhältnis­se futuristis­che, geschwunge­ne Cockpit eingebaut, mit zahlreiche­n bunten Knöpfen und zwei kleinen Röhrenmoni­toren, auf denen Szenen der Serie laufen. Alle gängigen Informatio­nsanzeigen des Autos, wie beispielsw­eise Tankstand oder Kühlwasser­temperatur, werden als rot-grüne Linien dargestell­t, was mehr an Raumschiff

als an Auto erinnert. Startet der Fahrer den Motor, ertönt das (simulierte) Geräusch einer anlaufende­n Turbine. Bis auf die Lackierung hat Bauer alle Umbauten selbst übernommen. Eigentlich arbeitet der Burgheimer, der ursprüngli­ch aus Königsbrun­n im Landkreis Augsburg stammt, als Vertrieble­r im Außendiens­t. Doch ihm komme handwerkli­ch zugute, dass er sich als Kind viel mit Elektronik beschäftig­t hat, erzählt er. Schon als kleiner Junge sei er vernarrt in Knight Rider und vor allem K.I.T.T. gewesen. Es sei immer sein Traum gewesen, einmal dieses Auto nachzubaue­n. Mittlerwei­le hat er sich diesen Wunsch bereits zweifach erfüllt.

2015 fing er an, sich mit diesem Vorhaben zu beschäftig­en. Er recherchie­rte im Internet und schaute Folge für Folge der Serie an, um ein Gefühl für die Details zu bekommen. Nach zwei Jahren Vorbereitu­ng kaufte er einen Pontiac Firebird und baute diesen in gut eineinhalb Jahren zu seinem heiß geliebten K.I.T.T. um. Doch je mehr er sich damit beschäftig­te, desto mehr wurde ihm klar: Er ist noch nicht am Ziel seiner Träume. Das Auto aus der ersten Staffel wurde von einem Achtzylind­ermotor angetriebe­n – er hatte einen Sechszylin­der umgebaut. Bauer verkaufte seinen ersten K.I.T.T. und importiert­e einen V8 aus dem US-Bundesstaa­t Ohio, den er erneut in etwa einem Jahr umbaute – diesmal mit noch mehr Liebe zum Detail.

Komplett fertig wurde sein zweiter K.I.T.T. im vergangene­n Sommer. Herausgeko­mmen ist mehr ein Liebhabers­tück als ein Fortbewegu­ngsmittel. Das Auto ist grundsätzl­ich für den Straßenver­kehr zugelassen, zum Fahren muss aus Sicherheit­sgründen jedoch das Zweigriff-Lenkrad, das man beispielsw­eise von der Formel 1 kennt, mit einem herkömmlic­hen getauscht werden. Lediglich zehn bis 15 Mal im Jahr gönnt sich Bauer eine Ausfahrt in seinem K.I.T.T. – natürlich nur, wenn optimale Wetterbedi­ngungen herrschen. Zu wertvoll ist ihm sein Prachtstüc­k. Einen hohen fünfstelli­gen Betrag habe er in den Umbau investiert, von den unzähligen Arbeitsstu­nden ganz zu schweigen. Deshalb lässt er das Gefährt in der Öffentlich­keit nie ganz aus den Augen, ein Parken „um die Ecke“kommt nicht infrage. Natürlich erregt er große Aufmerksam­keit, wenn er mit dem Kultauto unterwegs ist. Leute machen Fotos und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, berichtet Bauer.

Den größten Auftritt hatte sein K.I.T.T. im vergangene­n August. Da heiratete Christian Bauer seine Andrea. Zur Freien Trauung aufs Schloss Oberndorf (Donau-Ries) ging es für das Brautpaar natürlich im geschmückt­en Knight-RiderWagen. „Etwas anderes kam nicht infrage“, sagt Andrea Bauer und lacht. Sie teilt die Leidenscha­ft ihres Mannes für die US-Serie.

Fast jeden Abend schauen die beiden eine Folge an, kennen alle Dialoge auswendig. Während Christian Bauer mehr auf die Technik im Auto achtet, gefällt Andrea Bauer vor allem David Hasselhoff als Hauptdarst­eller. Zusammen genießen sie eines: „Am Ende siegt immer das Gute.“

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Fotos: Andreas Zidar (2); Bauer Christian Bauer aus Burgheim hat bereits zum zweiten Mal das sprechende Auto K.I.T.T. aus der Kultserie Knight Rider nachgebaut und sich damit einen Kindheitst­raum erfüllt.
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Das für die 80er-Jahre futuristis­che Cockpit ist voll funktionsf­ähig.
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Andrea und Christian Bauer haben am 5. August 2023 geheiratet - natürlich im geschmückt­en K.I.T.T.

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