Neuburger Rundschau

Protest-Lawine rollt durch den Feierabend­verkehr

Rund 300 Fahrzeuge aller Art hupen sich am Freitagabe­nd durch die Straßen rund um Neuburg. Der Protestzug fällt deutlich größer aus als angekündig­t. Der Innenstadt­verkehr liegt eine Stunde lang lahm.

- Von Claudia Stegmann

In Neuburg haben am Freitagabe­nd erneut Landwirte, Spediteure und Handwerker aller Art gegen die Ampelregie­rung und ihre Entscheidu­ngen protestier­t. Mit geschätzt 300 Schleppern, Unimogs, Transporte­rn, Lastwagen, Autos und sogar Fahrrädern sind sie pünktlich zum Feierabend­verkehr von der Schlösslwi­ese aus im Konvoi durch die Innenstadt in Richtung B16 aufgebroch­en. Die Polizei gewährte dem schier endlosen Strom an Fahrzeugen freie Fahrt. Der reguläre Innenstadt­verkehr wurde gestoppt und kam für etwa eine Dreivierte­lstunde komplett zum Erliegen.

Die Protestakt­ion fiel deutlich größer aus als angekündig­t. „20 bis 80 Fahrzeuge“waren dem Landratsam­t gemeldet worden, am

Ende waren es geschätzt 300 Fahrzeuge. Die Runde wurde von der Polizei eskortiert. Sie sperrte sämtliche Kreuzungen ab, damit die Kolonne zusammenbl­eiben und sich keine unbeteilig­ten Fahrzeuge einreihen konnten. Über die Luitpoldun­d Theresiens­traße zogen die Fahrzeuge hupend auf die B16, wo sie bis zur Zeller Kreuzung fuhren. Von dort aus ging es dann bis Grünau und über das Industrieg­ebiet zurück in die Monheimer Straße.

Für so manchen war die „Feierabend-Runde“bereits der zweite Demo-Einsatz an diesem Tag, wie etwa für Bergheims Bürgermeis­ter

Tobias Gensberger. Schon am Morgen war er zusammen mit Branchenko­llegen aus der Region mit 30 Lkws nach München gefahren. Auf der Theresienw­iese hatten vor allem Spediteure ihrem Ärger über die Haushaltsp­olitik der Ampelregie­rung Luft gemacht. Etwa 1600 Lkws wurden dort gezählt. Unter die Transportu­nternehmer hatten sich Landwirte gemischt, die auch aus dem Landkreis NeuburgSch­robenhause­n kamen.

Die Veranstalt­ung sei nach seinen Worten „absolut sachlich und disziplini­ert“abgelaufen. Den meisten Beifall habe Hubert Aiwanger erhalten. „Der versteht sein Geschäft“, sagt Gensberger und meint damit nicht nur seine ihm eigene Art der Ansprache, sondern auch dessen Kenntnisse über das Wohl und Weh der Branche.

Tobias Gensberger hat zum 1. Januar dieses Jahres offiziell die Firma

seines Vaters übernommen. Vor zehn Jahren, erzählt er, seien auf dem Betriebsho­f noch 17 Lastwagen gestanden. Heute sind es noch sechs. Von seinen aktuell sieben Fahrern seien fünf über 60 Jahre, neues Personal zu bekommen, werde immer schwierige­r. „Und so geht es allen“, betont er. Weil die Kosten ständig wachsen, zuletzt durch gestiegene Mautgebühr­en und CO2-Abgaben, sei der Spielraum für die Löhne der Lkw-Fahrer eng. „Die mittelstän­dischen Unternehme­n in Deutschlan­d sind nicht mehr wettbewerb­sfähig“, kritisiert Gensberger. Das Problem liege seiner Meinung nach in der Geldvertei­lung. Während die Regierung händeringe­nd nach Mehreinnah­men und Sparpotenz­ialen sucht, unterstütz­t Deutschlan­d die libanesisc­he Armee mit weiteren 15 Millionen Euro. „Das passt halt alles nicht mehr zusammen.“

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Foto: Claudia Stegmann Auf dem Parkplatz der Schlösslwi­ese und auf dem Campingpla­tz haben sich die Demonstran­ten getroffen.

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