Protest-Lawine rollt durch den Feierabendverkehr
Rund 300 Fahrzeuge aller Art hupen sich am Freitagabend durch die Straßen rund um Neuburg. Der Protestzug fällt deutlich größer aus als angekündigt. Der Innenstadtverkehr liegt eine Stunde lang lahm.
In Neuburg haben am Freitagabend erneut Landwirte, Spediteure und Handwerker aller Art gegen die Ampelregierung und ihre Entscheidungen protestiert. Mit geschätzt 300 Schleppern, Unimogs, Transportern, Lastwagen, Autos und sogar Fahrrädern sind sie pünktlich zum Feierabendverkehr von der Schlösslwiese aus im Konvoi durch die Innenstadt in Richtung B16 aufgebrochen. Die Polizei gewährte dem schier endlosen Strom an Fahrzeugen freie Fahrt. Der reguläre Innenstadtverkehr wurde gestoppt und kam für etwa eine Dreiviertelstunde komplett zum Erliegen.
Die Protestaktion fiel deutlich größer aus als angekündigt. „20 bis 80 Fahrzeuge“waren dem Landratsamt gemeldet worden, am
Ende waren es geschätzt 300 Fahrzeuge. Die Runde wurde von der Polizei eskortiert. Sie sperrte sämtliche Kreuzungen ab, damit die Kolonne zusammenbleiben und sich keine unbeteiligten Fahrzeuge einreihen konnten. Über die Luitpoldund Theresienstraße zogen die Fahrzeuge hupend auf die B16, wo sie bis zur Zeller Kreuzung fuhren. Von dort aus ging es dann bis Grünau und über das Industriegebiet zurück in die Monheimer Straße.
Für so manchen war die „Feierabend-Runde“bereits der zweite Demo-Einsatz an diesem Tag, wie etwa für Bergheims Bürgermeister
Tobias Gensberger. Schon am Morgen war er zusammen mit Branchenkollegen aus der Region mit 30 Lkws nach München gefahren. Auf der Theresienwiese hatten vor allem Spediteure ihrem Ärger über die Haushaltspolitik der Ampelregierung Luft gemacht. Etwa 1600 Lkws wurden dort gezählt. Unter die Transportunternehmer hatten sich Landwirte gemischt, die auch aus dem Landkreis NeuburgSchrobenhausen kamen.
Die Veranstaltung sei nach seinen Worten „absolut sachlich und diszipliniert“abgelaufen. Den meisten Beifall habe Hubert Aiwanger erhalten. „Der versteht sein Geschäft“, sagt Gensberger und meint damit nicht nur seine ihm eigene Art der Ansprache, sondern auch dessen Kenntnisse über das Wohl und Weh der Branche.
Tobias Gensberger hat zum 1. Januar dieses Jahres offiziell die Firma
seines Vaters übernommen. Vor zehn Jahren, erzählt er, seien auf dem Betriebshof noch 17 Lastwagen gestanden. Heute sind es noch sechs. Von seinen aktuell sieben Fahrern seien fünf über 60 Jahre, neues Personal zu bekommen, werde immer schwieriger. „Und so geht es allen“, betont er. Weil die Kosten ständig wachsen, zuletzt durch gestiegene Mautgebühren und CO2-Abgaben, sei der Spielraum für die Löhne der Lkw-Fahrer eng. „Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland sind nicht mehr wettbewerbsfähig“, kritisiert Gensberger. Das Problem liege seiner Meinung nach in der Geldverteilung. Während die Regierung händeringend nach Mehreinnahmen und Sparpotenzialen sucht, unterstützt Deutschland die libanesische Armee mit weiteren 15 Millionen Euro. „Das passt halt alles nicht mehr zusammen.“