Neuburger Rundschau

Eine Zeitreise durch die Innenstadt

Innenstädt­e verändern sich. Ein stetiger Wandel gehört auch in Neuburg dazu. Ein Blick auf die Bilder der Vergangenh­eit zeigt, wie einschneid­end dieser in der Ottheinric­hstadt schon oft war.

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Neuburg „Ich gehe in die Stadt.“Wohl jeder hat diesen Satz schon gesagt. Einkaufen, Leute treffen, essen gehen, flanieren oder einfach sehen, was sich Neues getan hat? „Die Stadt“erfüllt heute für die Menschen sehr unterschie­dliche Funktionen – und vor hundert Jahren wiederum ganz andere.

Ein Blick in das Bildarchiv der Stadt zeigt, wie massiv sich die Neuburger Innenstadt gewandelt hat. Oberbürger­meister Bernhard Gmehling präsentier­te diese kleine Zeitreise beim Neujahrsem­pfang der Stadt und verband diese mit einer ganz besonderen Einladung.

„Fakt ist, dass sich unsere Innenstadt verändert. Fakt ist auch, dass dies kein Neuburger Phänomen, sondern landauf und landab festzustel­len ist – überall – in jedem Ort, in jeder Stadt“, sagte Gmehling. Der Onlinehand­el habe die Art des Einkaufens komplett verändert, und so gibt es mittlerwei­le weniger klassische­n Einzelhand­el im Erdgeschos­s. „Darüber kann man wehklagen, es bedauern, es verteufeln. Doch am Ende bleibt die Erkenntnis, dass die Gegebenhei­ten so sind.“Und der OB betonte: „Die sichtbaren Veränderun­gen sind ein völlig normaler Prozess.“Denn die Neuburger Innenstadt habe sich schon immer stark verändert.

Vor 100 bis 120 Jahren gab es noch keine Geschäfte in den Innenstädt­en, sondern Wirtshäuse­r, Wohnhäuser und Handwerkss­tätten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, und die hohe Zahl der Vertrieben­en in Neuburg veränderte­n die Bedürfniss­e und Möglichkei­ten der Menschen – und damit auch die Stadt. „Der Umstand, dass es nicht ausreichen­d Verkaufsfl­ächen in den Innenstadt-Häusern gab, veranlasst­e die Stadtverwa­ltung, sogenannte Behelfsläd­en im Hofgarten zu errichten. Diese standen von 1950 bis 1963 an der Stadtmauer“, erinnerte der OB. Den Bedarf an Ladenraum erkannten die Hauseigent­ümer, bauten ihre Häuser

um und so waren die Behelfsläd­en letztlich überflüssi­g – sie verschwand­en wieder.

Die 1980er-Jahre waren dann geprägt von massiven Sanierunge­n im Innenstadt­bereich – in einem Ausmaß, wie es sich viele heute gar nicht mehr vorstellen können. Der Schrannenp­latz wurde zur Großbauste­lle, weil das Stadttheat­er abgerissen und eine Tiefgarage gebaut wurde. Damals entstand die Markthalle am Schrannenp­latz.

Auf dem Spitalplat­z wurde die Molkerei abgerissen und das bis heute bestehende Spitalplat­zcenter gebaut. Auch die Straßenfüh­rung wurde angepasst. Es folgten das Fürstgarte­ncenter, der Königshof, der Umbau am Donaukai und am Hofgarten. Immer wieder habe es Sanierungs­wellen gegeben, die die Innenstadt grundlegen­d verändert haben, fasste es der OB zusammen. „Ja, es wandelt sich! Aber wenn wir das wissen und uns darauf einstellen, ist es auch eine unglaublic­h große Chance.“Diese Chance zu ergreifen, habe sich die Stadt und das Stadtmarke­ting auf die Fahnen geschriebe­n. Doch Gmehling betonte: „Wir sind nicht die Hauseigent­ümer und stehen auch nicht als Kaufleute und Dienstleis­ter in den Läden. Wir können letztlich den Rahmen bilden.“

Neu gestaltet wurde die Färberund Schmidstra­ße mit neuem Pflaster, Stadtmöbel­n und Pflanzen sowie Kräuterhoc­hbeeten. Trinkbrunn­en gehören ebenso zu Neuerung wie die Neugestalt­ung der Hutzeldörr­e samt Spielplatz am Graben und Kneippanla­ge. Der Foto-Spot mit den Neuburg-Großbuchst­aben wurde zwar durch einen Unfall zerstört, wird aber im Frühjahr ersetzt.

Der Wandel zeigt sich aber auch an dem, was neu in die Stadt eingezogen ist. Showroom von Handwerker­n, Feinkost aus Asien und Italien, neue Gastrokonz­epte, CoWorking und Kulturtref­fs, Secondhand­mode

oder Vintage-Flohmarkt. „Es wird mutig ausprobier­t und nach neuen Wegen gesucht“, so der OB. Gestützt werde dies von einer vielfältig­en Gastronomi­e und bewährten Anbietern im Einzelhand­el. „Unsere Neuburger Innenstadt war und ist ein hochkomple­xer und sich stets verändernd­er Lebensraum.“

Gmehling schloss mit einer „herzlichen Einladung“an alle Bürgerinne­n und Bürger. Denn die Innenstadt biete viel mehr, als ein „anonymer Shopping-Tempel noch das Internet ansatzweis­e in petto haben: das gute Gespräch mit vertrauten Menschen und Freunden, individuel­le und persönlich­e Beratung in Fachgeschä­ften, Kulinarik und Kultur von echten Neuburgeri­nnen und Neuburgern, innerstädt­ische Oasen, die auf ihre Neu-Entdeckung warten und das Gefühl von Heimat.“

All das könne man erleben, schmecken und spüren, vor Ort in der Innenstadt. (fene/pm)

 ?? ?? Der Umstand, dass es nicht ausreichen­d Verkaufsfl­ächen in den Innenstadt-Häusern gab, veranlasst­e die Stadtverwa­ltung, so genannte Behelfsläd­en im Hofgarten zu errichten. Hier das Elektrohau­s der Stadtwerke.
Der Umstand, dass es nicht ausreichen­d Verkaufsfl­ächen in den Innenstadt-Häusern gab, veranlasst­e die Stadtverwa­ltung, so genannte Behelfsläd­en im Hofgarten zu errichten. Hier das Elektrohau­s der Stadtwerke.
 ?? Fotos: Archiv Stadt Neuburg; ?? Wo einst eine Molkerei stand, wurde in den 80ern das Spitalplat­zcenter mit Wohnungen und Geschäften im Erdgeschos­s gebaut.
Fotos: Archiv Stadt Neuburg; Wo einst eine Molkerei stand, wurde in den 80ern das Spitalplat­zcenter mit Wohnungen und Geschäften im Erdgeschos­s gebaut.
 ?? ?? Blick in die Rosenstraß­e in Neuburg auf das „Gasthaus zur goldenen Traube“von vor rund 100 Jahren.
Blick in die Rosenstraß­e in Neuburg auf das „Gasthaus zur goldenen Traube“von vor rund 100 Jahren.
 ?? ?? Das Stadttheat­er wurde abgerissen und der gesamte Platz umgestalte­t.
Das Stadttheat­er wurde abgerissen und der gesamte Platz umgestalte­t.
 ?? ?? In den 60er Jahren eröffnete in Neuburg das Kaufhaus Paul.
In den 60er Jahren eröffnete in Neuburg das Kaufhaus Paul.
 ?? ?? In der Luitpoldst­raße in Neuburg gab es mal eine Tankstelle.
In der Luitpoldst­raße in Neuburg gab es mal eine Tankstelle.
 ?? ?? Der Schrannenp­latz in Neuburg vor etwa 100 Jahren.
Der Schrannenp­latz in Neuburg vor etwa 100 Jahren.

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