Neuburger Rundschau

Ein letztes Mal „Loddar und Franz“

Mit seinem Programm „Immer dieser Druck“kommt Comedian Chris Boettcher in den Landgastho­f Vogelsang nach Weichering. Sein größter Hit darf dabei natürlich nicht fehlen.

- Von Annemarie Meilinger

Mit über 200 Besuchern beeindruck­end dicht besetzt war der Saal der Landgastst­ätte Vogelsang in Weichering, als am Donnerstag­abend der Musik-Kabarettis­t Chris Boettcher gastierte. Mit seinem Programm „Immer dieser Druck“ist er schon seit vier Jahren landauf landab unterwegs, doch bald soll ein neues folgen – auch ein neues Format „nicht ohne meine Bigband“, Premiere demnächst in München. Das verkündet der fast 60-Jährige am Ende der Veranstalt­ung nach drei Zugaben und einer Hörprobe mit nachdenkli­chem Thema über den „Weg ins eigene Leben“.

Seinen größten Hit, der nicht nur „Wiesnhit“wurde, sondern sich auch noch wochenlang in der Hitparade hielt, „Zehn Meter geh’“, können die Zuschauer begeistert mitsingen. Den ganzen Abend lang haben sie auf Boettchers Scherz-Impulse reagiert, sich als Menschen mit kleinen Fehlern geoutet oder eine Antwort verweigert, wenn es zu intim wurde. Mit „Zehn Meter geh’“hat es Boettchers Songtext schon in ein deutsches Schulbuch geschafft, das adelt den Comedian.

Sprache ist ihm ein Anliegen, über Unverständ­liches macht er sich lustig. Texte von Herbert Grönemeyer hustet er zu Klaviermus­ik: „fortgeschr­ittener PoesieTour­ette“nennt er das und „höchste Stufe der Sinnlosigk­eit“die musikalisc­hen Botschafte­n von DJ Ötzi. Fantasievo­lle Sprachnutz­ung kann man dagegen im Drogeriema­rkt entdecken: Glücksmome­nt, Freudenstu­rm und Glücksraus­ch heißen dort die Duschgels, die ein Spa-Erlebnis und „Alles wird gut“verspreche­n. Schaltet man tagsüber schon die Glotze an, „geht’s um 15 Uhr schon los mit der Verblödung“. Bachelor, Shopping-Queen und endlose Kochshows, all das kann nur noch von „Bauer sucht Frau“getoppt werden. „Sexuelle Subvention der Bauern durch RTL“nennt es Boettcher.

Ein deutsches Menschenre­cht scheint es zu sein, mindestens einmal

im Jahr eine Fernreise zu machen: vier Wochen Thailand wegen der Kultur, Christmas-Shopping in New York, zu den Scheichs nach Dubai und noch schnell auf die Malediven, bevor sie untergehen. Reisen in Zeiten des Klimawande­ls –Boettcher versteht es, kritische Themen in humorige Texte zu verpacken.

Sehr bildhaft ist auch die Ungerechti­gkeit

der ungleichen Löhne, bei der Frauen meistens den Kürzeren ziehen: Was wäre, wenn die Ärztin den Blinddarm nur zu 80 Prozent entfernen oder die Putzfrau 20 Prozent ungeputzt lassen würde? Boettcher bringt Dinge zusammen, die sich im normalen Leben nicht begegnen würden: G7-Politiker und Oktoberfes­t, Angela Merkel und ihre geheimsten

Traumfanta­sien, Jugendspra­che und alternde Schlagersä­nger. Siebzig ist das neue fünfzig und der Aperol Spritz der neue Klosterfra­u Melissenge­ist. Franz Beckenbaue­r widmet der Comedian eine Abschiedsf­olge von „Loddar und Franz“: Die Legende lebt, der Astralkörp­er sitzt auf der Cloud, gesponsert von O2, Danke Franz für so viele Comedy-Anregung.

Es ist ein bunter Mischmasch aus Alltag, Sport, Politik, Unterhaltu­ngsbranche, den Chris Boettcher in seinem Programm präsentier­t.

Das ist sehr kurzweilig, überaus komisch, mitunter auch seicht, aber immer viele Gründe liefernd, kräftig zu lachen. Im Sommer kommt er mit neuem Programm nach Neuburg.

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Foto: Annemarie Meilinger Chris Boettcher kam mit seinem Programm „Immer dieser Druck“nach Weichering. Auch sein bekanntest­es Lied erfreute die Zuschauer.

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