Neuburger Rundschau

Den DFB-Pokal nach Franz Beckenbaue­r benennen?

- Von Felicitas Lachmayr Von Florian Eisele

ProDer ehemalige Bundestrai­ner Berti Vogts hat vorgeschla­gen, den DFB-Pokal zu Ehren von Franz Beckenbaue­r umzubenenn­en. Ja sicherlich, warum nicht? Wäre doch eine sportliche Geste, um mal wieder daran zu erinnern, dass es im Fußball mehr um Leistung als ums Geld gehen sollte. Klar, auch dem Kaiser ging es oft ums Geld, da flossen Millionen am Fiskus vorbei oder bogen im Zuge der WM-Organisati­on in dunkle Kanäle ab, aber er war eben auch Deutschlan­ds bester Kicker aller Zeiten, der mit Eleganz und Gewinnerme­ntalität über den Platz tänzelte, wurde als Spieler und Teamchef Weltmeiste­r und thronte an der Spitze des deutschen Fußballs. Beckenbaue­r vereint die schönsten und die schwierigs­ten Seiten des Fußballs, so ein

Pokal in seinem Namen hätte gerade deshalb Signalwirk­ung. Überhaupt wäre es mal wieder schön, an einen Fußballer zu erinnern, wenn es um Fußball geht. Denn bisher ist das mit der Namensverg­abe so eine Sache. Da werden Stadien nach Versicheru­ngen, Energierie­sen, Biermarken oder Autoherste­llern benannt. Im europäisch­en Spitzen-Fußball wird für Wettanbiet­er oder Kreditanbi­eter gekickt und auch in Deutschlan­d, wo die Namensverm­arktung der Bundesliga lange undenkbar schien, haben die Klubs im Dezember für den Einstieg eines Investors in die Deutsche Fußball-Liga gestimmt. Den Vereinen mag das Milliarden einbringen, aber wer wird da eigentlich gewürdigt?

Statt sich von Konzernen vor den Karren spannen zu lassen und diese namentlich zu verewigen, sollte an Menschen erinnert werden, die den Fußball wirklich vorangebra­cht haben. So ein Beckenbaue­r-Pokal wäre eine nette Geste – und abgekürzt ist Der Franz Beckenbaue­r doch sowieso schon im DFB-Pokal verewigt.

Contra

Ob von Berti Vogts bislang überwiegen­d gute Ideen kamen, soll jeder für sich selbst entscheide­n. Der Mann, der die Presse während seiner Zeit als Nationaltr­ainer in Schottland darum bat, ihn „Berti McVogts“zu nennen, brachte nun eben den Vorschlag auf, den DFB-Pokal zu Ehren des verstorben­en Kaisers umzutaufen. Das mit McVogts hat damals keiner gemacht, und nach eineinhalb Jahren war Berti seinen Job in den Highlands auch wieder los.

Aber es geht hier ja um Franz Beckenbaue­r – jenen, den sie Kaiser nannten. Jener, der lange Zeit mit einem untrüglich­en Gespür für Erfolg und die richtigen Entscheidu­ngen gesegnet zu sein schien. Der über den Dingen schwebte. Erst in seiner

Schlusspha­se warf die Lichtgesta­lt auch Schatten. Der Größte, der je mit einem deutschen Pass und in kurzen Hosen einen Fußballpla­tz betreten hat, bleibt Beckenbaue­r trotzdem. Und als solcher wird er in Erinnerung bleiben. Ob es dazu eine Umbenennun­g des traditions­reichen DFB-Pokals braucht? Oder einen neuen Namen der Allianz Arena, wie es Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld vorschlug?

Ein klares Nein. Keiner war wie Beckenbaue­r, keiner wird je sein wie er. Sein Andenken wird mit einem Wettbewerb, der seinen Namen trägt, nicht größer. Um im Duktus seines wohl größten Schülers Lothar Matthäus zu sprechen: Ein Kaiser braucht keinen Pokal, um sein Wirken für den Fußball zu verdeutlic­hen. Noch dazu hat der DFB-Pokal seine eigene Geschichte, die bis ins Jahr 1935 zurückreic­ht. Auch die ist groß und schillernd genug. Beckenbaue­r wird in seiner eigenen Kategorie bleiben und hat vom Himmel aus wahrschein­lich schon abgewunken, als er den Schmarrn vom Berti gehört hat.

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Foto: Frank Mächler, dpa Neben Mario Zagallo und Didier Deschamps ist Franz Beckenbaue­r der einzige, dem es gelang, als Trainer und Spieler die Weltmeiste­rschaft zu gewinnen.
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