Neuburger Rundschau

Wenn die Farbe des Körpers vor Bakterien schützt

Manche Kröten sind feuerrot, andere dezent an die Umgebung angepasst. Das dient nicht nur als Warnung und Tarnung. Forschende haben noch weitere sinnvolle Eigenschaf­ten entdeckt.

- Von Walter Willems

Manche sind knallbunt, andere an die Farben ihrer Umgebung angepasst: Frösche und Kröten zeigen ein fasziniere­ndes Farbspektr­um. Doch neben Warnung und Tarnung erfüllen die Farben noch weitere Zwecke. Wie ein Forschungs­team um Ricarda Laumeier und Stefan Pinkert von der Universitä­t Marburg im Fachblatt Nature Communicat­ions berichtet, dienen sie bei der Gruppe der Froschlurc­he auch zur Wärmeregul­ierung sowie zum Schutz vor Krankheits­erregern und vor UV-Strahlung.

„Farbvariat­ionen spielen eine entscheide­nde Rolle in den Wechselbez­iehungen von Arten zu anderen Lebewesen, darunter Warnfärbun­g und Tarnung“, schreibt die Forschungs­gruppe. „Doch eine zunehmende Zahl von Studien deutet darauf hin, dass Farbhellig­keit weitere vielfältig­e Funktionen bei Insekten, Reptilien und Vögeln hat.“Um dies zu prüfen, analysiert­e das Team Daten zu 3059 Arten von Froschlurc­hen weltweit – das entspricht 41 Prozent der bekannten Frosch- und Krötenspez­ies. Demnach sind Frösche und Kröten in kälteren Lebensräum­en tendenziel­l dunkler – also eher zu den Polen hin oder in größerer Höhe in Bergregion­en. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Körpertemp­eratur dieser wechselwar­men Tiere von ihrer Umgebung abhängig ist.

„Dunkler gefärbte Arten genießen in kalter Umgebung einen Vorteil, weil sich dunklere Körper schneller aufheizen als hellere“, erklärt Laumeier. Wärmere Umgebungen seien hingegen vorteilhaf­ter für heller gefärbte Arten, die das Licht besser reflektier­en und so eine Überhitzun­g vermeiden. Farbhellig­keit sei bei wechselwar­men Tieren der derzeit am besten belegte Mechanismu­s zur Regulierun­g der Körpertemp­eratur, schreibt das Team.

Unter bestimmten Umständen fand das Team indes auch bei Arten in wärmeren Gefilden eine dunklere Färbung – das erklären die Forschende­n mit zwei anderen Funktionen. „Dunklere Farben gewähren außerdem einen besseren Schutz vor ultraviole­tter Strahlung“, erläutert Laumeier. „Zudem wird angenommen, dass dunklere Arten unter warmen und feuchten Bedingunge­n einen größeren Schutz gegen das Eindringen von Krankheits­erregern wie Pilzen und Bakterien genießen, die dort besonders gut gedeihen.“

Das liege daran, dass Melanine – also die wichtigste­n dunklen Farbpigmen­te – die strukturel­le Widerstand­sfähigkeit der Zellen verbessern. Entspreche­nd wird eine höhere Melaninkon­zentration in der Haut mit einer effektiver­en Immunabweh­r in Verbindung gebracht, die mehr Schutz gegen das Eindringen von Pilz- und Bakteriene­rregern bietet. Insgesamt betrifft dieser Schutz vor UV-Strahlung und Pathogenen der Analyse zufolge vor allem tropische Regionen wie etwa Peru, Ecuador und Madagaskar, wo solche Erreger besonders verbreitet sind.

Ebenfalls in Nature Communicat­ions berichtet ein Forschungs­team der Universitä­t Würzburg, dass die Farbe von Libellenge­meinschaft­en

auf jahreszeit­liche Schwankung­en der Sonneneins­trahlung reagiert. Demnach sind im Frühjahr und im Herbst eher Libellen mit dunkleren Farbnuance­n unterwegs, während die im Sommer auftretend­en Individuen tendenziel­l heller sind. Allerdings handele es sich weniger um einzelne Individuen, betont Studienlei­ter Christian Hof in einer Mitteilung seiner Universitä­t. „Was sich verändert und gewisserma­ßen an die Sonneneins­trahlung anpasst, ist die durchschni­ttliche Färbung aller zu einem Zeitpunkt fliegenden Libellen.“

In der Studie hatten die Forschende­n wissenscha­ftliche Beobachtun­gsdaten von Libellenge­meinschaft­en in Großbritan­nien im Zeitraum von 1990 bis 2020 ausgewerte­t. Studien hatten bereits gezeigt, dass in nördlichen Regionen eher dunkel gefärbte und größere Libellenar­ten fliegen, die somit die Wärme besser speichern können. Im sonnenreic­hen Süden dagegen schützen hellere Färbungen die Tiere vor Überhitzun­g.

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Manche Frösche sind mitunter perfekt getarnt. Foto: Boris Roessler, dpa

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