KI erkennt Kunstwerke von Raffael
Software kann Originale von Fälschungen mit hoher Treffsicherheit unterscheiden
Künstliche Intelligenz kann Gemälde des Malers Raffael anhand visueller Kriterien recht zuverlässig erkennen. Bei Tests erwies sich das eigens auf die „Handschrift“des Renaissancemalers trainierte KI-System als zu 98 Prozent zuverlässig, wie Forschende um Hassan Ugail von der englischen Universität Bradford im Fachblatt Heritage Science berichten. Die Studie bestätigt bereits vorhandene Zweifel an der Authentizität des Gemäldes Madonna della Rosa – allerdings nur teilweise.
Die Urheberschaft von Gemälden ist oft fraglich. Dabei muss es sich nicht unbedingt um Fälschungen handeln, denn gerade in früheren Jahrhunderten unterhielten manche Maler Werkstätten, in denen sie von Mitarbeitenden unterstützt wurden. Um die Authentizität eines Bildes zu klären, werden verschiedene Techniken verwendet: Altersdatierungen, Materialuntersuchungen mit chemischen und technischen Verfahren wie etwa Röntgen- und Spektralanalysen oder visuelle Prüfungen, etwa von Farbübergängen oder Pinselführung.
Das Team konzentrierte sich bei seiner KI auf diese visuellen Aspekte – und auf Raffael. Dieser zählt neben Michelangelo und Leonardo da Vinci zu den bedeutendsten Malern der Hochrenaissance. Die Forschenden trainierten ihr System mit 49 Bildern, die eindeutig von Raffael stammen. Meist fiel das Urteil der KI sehr klar aus: So ordnete sie Raffael etwa die Sixtinische Madonna mit einer Wahrscheinlichkeit von 93 Prozent zu, ein Bild des englischen Malers Peter Lely dagegen schloss sie zu 100 Prozent aus. Bei einer eigens angefertigten Kopie eines Raffael-Selbstporträts schloss die Software eine Urheberschaft des Malers zu 68 Prozent aus.
Als besonders interessant erwies sich die Analyse des Gemäldes Madonna della Rosa, das die Heilige Familie samt Johannes dem Täufer zeigt. Seine Urheberschaft ist seit Jahrzehnten umstritten. Die KI-Analyse ergab eine Wahrscheinlichkeit von lediglich 57 Prozent dafür, dass Raffael das ganze Bild gemalt hat. Untersuchungen bestimmter Bildareale ergaben, dass er vermutlich die Gesichter der Madonna und der beiden Kinder gemalt hat.
Das Antlitz von Josef im Hintergrund der Szene dagegen stamme mit einer Wahrscheinlichkeit von 63 Prozent nicht von Raffael. Mitarbeitende des Malers könnten an weniger prominenten Elementen des Bildes mitgewirkt haben, was damals nicht unüblich war. „Unser vorgestelltes Verfahren zeigt eine ermutigende Treffsicherheit“, schreibt das Team. Das Vorgehen eigne sich auch zur Prüfung von Bildern anderer Maler – unter einer Voraussetzung: Die KI muss sich an einer ausreichenden Menge von gesicherten Gemälden trainieren lassen.