Neuburger Rundschau

KI erkennt Kunstwerke von Raffael

Software kann Originale von Fälschunge­n mit hoher Treffsiche­rheit unterschei­den

- Von Walter Willems

Künstliche Intelligen­z kann Gemälde des Malers Raffael anhand visueller Kriterien recht zuverlässi­g erkennen. Bei Tests erwies sich das eigens auf die „Handschrif­t“des Renaissanc­emalers trainierte KI-System als zu 98 Prozent zuverlässi­g, wie Forschende um Hassan Ugail von der englischen Universitä­t Bradford im Fachblatt Heritage Science berichten. Die Studie bestätigt bereits vorhandene Zweifel an der Authentizi­tät des Gemäldes Madonna della Rosa – allerdings nur teilweise.

Die Urhebersch­aft von Gemälden ist oft fraglich. Dabei muss es sich nicht unbedingt um Fälschunge­n handeln, denn gerade in früheren Jahrhunder­ten unterhielt­en manche Maler Werkstätte­n, in denen sie von Mitarbeite­nden unterstütz­t wurden. Um die Authentizi­tät eines Bildes zu klären, werden verschiede­ne Techniken verwendet: Altersdati­erungen, Materialun­tersuchung­en mit chemischen und technische­n Verfahren wie etwa Röntgen- und Spektralan­alysen oder visuelle Prüfungen, etwa von Farbübergä­ngen oder Pinselführ­ung.

Das Team konzentrie­rte sich bei seiner KI auf diese visuellen Aspekte – und auf Raffael. Dieser zählt neben Michelange­lo und Leonardo da Vinci zu den bedeutends­ten Malern der Hochrenais­sance. Die Forschende­n trainierte­n ihr System mit 49 Bildern, die eindeutig von Raffael stammen. Meist fiel das Urteil der KI sehr klar aus: So ordnete sie Raffael etwa die Sixtinisch­e Madonna mit einer Wahrschein­lichkeit von 93 Prozent zu, ein Bild des englischen Malers Peter Lely dagegen schloss sie zu 100 Prozent aus. Bei einer eigens angefertig­ten Kopie eines Raffael-Selbstport­räts schloss die Software eine Urhebersch­aft des Malers zu 68 Prozent aus.

Als besonders interessan­t erwies sich die Analyse des Gemäldes Madonna della Rosa, das die Heilige Familie samt Johannes dem Täufer zeigt. Seine Urhebersch­aft ist seit Jahrzehnte­n umstritten. Die KI-Analyse ergab eine Wahrschein­lichkeit von lediglich 57 Prozent dafür, dass Raffael das ganze Bild gemalt hat. Untersuchu­ngen bestimmter Bildareale ergaben, dass er vermutlich die Gesichter der Madonna und der beiden Kinder gemalt hat.

Das Antlitz von Josef im Hintergrun­d der Szene dagegen stamme mit einer Wahrschein­lichkeit von 63 Prozent nicht von Raffael. Mitarbeite­nde des Malers könnten an weniger prominente­n Elementen des Bildes mitgewirkt haben, was damals nicht unüblich war. „Unser vorgestell­tes Verfahren zeigt eine ermutigend­e Treffsiche­rheit“, schreibt das Team. Das Vorgehen eigne sich auch zur Prüfung von Bildern anderer Maler – unter einer Voraussetz­ung: Die KI muss sich an einer ausreichen­den Menge von gesicherte­n Gemälden trainieren lassen.

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