Wunschlos glücklich?
Einmal im Leben einen Rolls-Royce fahren – manchmal werden Träume wahr.
Zeitlos schön – so haben wir uns einen echten Rolls-Royce vorgestellt. Und nun stehen wir vor dem Cullinan. Erster Sündenfall: Der nach dem größten Rohdiamanten der Welt benannte RR ist ein SUV. Zweite Sünde: Das Mordstrumm von einem Auto (5,34 Meter lang) kommt in „Lime Green“daher. Lindgrün? Das ist mehr ein Neongelb und sollte der ein oder andere Verkehrsteilnehmer tatsächlich einen Rolls-Royce übersehen – mit dieser Farbe nicht.
Hach – einmal Rolls-Royce fahren! Aber was heißt da fahren? Fährt er schon oder steht er noch? Der Luxusliner hat derartig viel Dämmung an Bord (Fensterglas sechs Millimeter dick), dass man vom Motor nur ein fernes Donnergrollen hört, die Landschaft fliegt lautlos vorbei. Kein Wunder, das Luftfahrwerk heißt ja auch „Magic Carpet“. Unser Blick gleitet über das Dreispeichenlenkrad und die mächtige Motorhaube. Da steht sie, die legendäre silberne Kühlerfigur. Emily wird sie vom Volksmund genannt. In höheren Kreisen spricht man vom Spirit of Ecstasy. Man kann sie manuell aus- und einfahren, mehr ein Diebstahlschutz als cw-Wert-Optimierung.
Ekstase löst der RR beim Fahren nicht aus. Wäre auch nicht artgerecht. Der bayerische BritenBrummer mit seinen 2,7 Tonnen lässt sich dank elektrischer Lenkradunterstützung und Hinterradlenkung jedoch erstaunlich leicht bewegen. Und obwohl der Motor üppig mit zwölf Zylindern und 571 PS ausgestattet ist – nein, das Fahren im Cullinan ist mehr ein notwendiges Übel, um den opulent ausgestatteten Innenraum zu genießen. Da gibt es ein Barfach und einen Champagner-Kühler. Of course! Über den Fahrgästen wölbt sich ein Nachthimmel mit bis zu 1600 Sternen. Die Sternschnuppen, die ab und zu vorbeizischen, nicht mitgezählt. Ach ja: Das Firmament kann man sogar individualisieren: Zum Beispiel so, wie es zur eigenen Geburtsstunde aussah.
Wer eine zünftige Landpartie derartigen Tagträumereien vorzieht, dem empfiehlt sich die Sonderausstattung mit den Picknicksitzen. Sie sind im Heck verborgen und fahren auf Knopfdruck automatisch aus. Gelände kann der Cullinan nämlich auch. Muss ja! Wie soll man denn sonst zur Jagd kommen?
Einmal Rolls-Royce fahren – würde man ihn auch kaufen (ab 391.194 Euro)? Oder doch nicht? Vorausgesetzt man knackt den Jackpot? Wir sagen eher CulliNein! Wir würden ganz konservativ zu einer Limousine tendieren. Ist doch auch schöner. Ist es nicht? (rdf)