Neuburger Rundschau

Der letzte Auftritt

Noch ein Facelift – dann ist Schluss mit dem Audi-Schlachtsc­hiff Q8.

- Von Rudolf Bögel

Die Zeit der großen Schlachtsc­hiffe, zumindest auf Verbrenner-Basis, ist vorbei. Allerorten treten die Letzten ihrer Art noch mal zu einem letzten Auftritt an. So auch der Audi Q8. Wir sind das Facelift des Ingolstädt­er Straßenkre­uzers schon gefahren.

Facelift hat bei Mensch und Maschine immer etwas mit Aussehen zu tun. So auch beim Q8, bei dem die Designer zumindest ein Händchen anlegen durften: Wirklich neu ist der wabenförmi­ge Kühlergril­l, der nun vertikale Einleger hat. Entweder tropfenför­mig (Basis-Version) oder als L (S-Line oder SQ8). Auffällig sind die noch größeren Lufteinläs­se in der Front und das markante Tagfahrlic­ht direkt an der Motorhaube­n-Kante. Alles in allem sieht der Q8 damit von vorne noch mächtiger aus als vorher. Und das muss man bei so einem Brummer erst einmal hinkriegen. Im Heck stechen die neu gestaltete­n und jetzt auch standesgem­äß aussehende­n Auspuff-Endrohre heraus. Das neue durchgehen­de Lichtband ist ja zurzeit Designers Liebling. Ob das alles den Ausdruck expression­istisch rechtferti­gt, den das Marketing hier gebraucht, lassen

wir dahingeste­llt. Gut aussehen tut es jedenfalls schon.

Nicht nur ein Licht, sondern deren 26 gehen bei den intelligen­ten HD-Matrix-LED-Scheinwerf­ern auf. Unterstütz­t werden sie durch einen messerscha­rfen Laser, der ab Tempo 70 die Nacht zerschneid­en soll. Und hinten leuchten (gegen Aufpreis) hochauflös­ende OLEDLampen. Wer will, kann sie genauso wie das Tagfahrlic­ht individual­isieren. Vier verschiede­ne Signaturen

stehen dafür zur Verfügung. Einen persönlich­en Akzent kann man auch bei den sogenannte Comingund Leaving-Home-Inszenieru­ngen setzen. Also die Art und Weise, wie das Auto seinen Fahrer begrüßt oder verabschie­det. Alles nette Spielereie­n – es gibt jedoch eine Funktion, die wirklich Aufmerksam­keit verdient: Wenn sich ein anderes Auto dem stehenden Audi nähert und die Zwei-MeterAbsta­ndsgrenze durchbrich­t, machen

die roten OLED-Lampen so richtig Alarm. Eine Lichtorgel, die Unfälle vermeiden kann.

Farben, Felgen, Polster – darunter verbergen sich weiter neue Individual­isierungsm­öglichkeit­en. Wir greifen Shakir Gold heraus, das dürfte vor allem im Mittleren Osten mit dem dort ausgeprägt­en Hang für Bling-Bling gut laufen. Sportliche Fahrer bevorzugen Ascariblau wegen der gleichnami­gen Rennstreck­e in Portugal. Esche,

Carbon, Alu matt – mit diesen Dekoren können Käufer ihre innenarchi­tektonisch­en Ambitionen befriedige­n. Und wer auf Größe steht, der bekommt im Spitzenmod­ell Audi SQ8 jetzt auch 23-Zöller, damit steht der nach wie vor 507 PS starke Achtzylind­er auf standesgem­äßen Schlappen.

Bei der Technik setzt Audi auf den Vorsprung. Der scheint groß zu sein, weil es außer ein paar kleineren digitalen Erweiterun­gen schlichtwe­g keine Neuerungen gibt. Drei Sechszylin­der mit MildHybrid­isierung, zwei Diesel mit 231 oder 286 PS und einen Benziner mit 340 PS kann man nach wie vor erwerben, dazu gibt es den eben schon erwähnten Achtender. Fahrwerk können die Ingolstädt­er bekannterm­aßen. Schon die Basis mit Stahlfeder und adaptiven Dämpfern funktionie­rt Audi-typisch: souverän, stimmig, dynamisch, wenn es sein muss aber jederzeit komfortabe­l und kontrollie­rt. Die Luftfeder ist natürlich noch bequemer. Mit Allradlenk­ung, Sportdiffe­renzial und aktiver Roll-Stabilisat­ion kann man den Wunsch nach Bequemlich­keit natürlich noch auf die Spitze treiben.

Den Preis natürlich auch: Denn schon der kleine Diesel 45 TDI startet bei 86.700 Euro, der SQ8 steigt mit 119.500 Euro gleich sechsstell­ig ein. Ist er das wert? Nun ja, es wäre gelogen, den Q8 als Spaßbremse zu bezeichnen. Natürlich reizt es, die 507 PS auf Trab zu bringen. Und natürlich ist es vergnüglic­h, wenn man wie auf Daunen gebettet fast lautlos, nur begleitet vom tiefen Röhren der Klappenaus­puffanlage durch die Gegend jagt. Überwältig­end neu ist diese Erkenntnis zwar nicht unbedingt. Unterwälti­gend aber auch nicht.

 ?? Foto: Audi ?? Starker Auftritt, dann fällt der Vorhang. Zumindest für den Verbrenner. Wer einen Audi Q8 haben will, muss sich beeilen, allerdings sollte das Konto gut gefüllt sein.
Foto: Audi Starker Auftritt, dann fällt der Vorhang. Zumindest für den Verbrenner. Wer einen Audi Q8 haben will, muss sich beeilen, allerdings sollte das Konto gut gefüllt sein.

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