Neuburger Rundschau

Heizen mit Scheitholz und Pellets: Das sollte man abwägen

Holzöfen sind sehr beliebt. Um damit weitgehend klimafreun­dlich zu heizen, gibt es einige Dinge zu bedenken.

- Von Marie-Luise Braun und Simone Andrea Mayer

Das knackende Holz, die wohlige Wärme: Heizen mit Holz haftet ein heimeliges, naturnahes Image an. Doch gut für Hausbewohn­er, Klima und Geldbeutel sind Holzöfen nur, wenn bestimmte Punkte berücksich­tigt werden. Welche Anlagenund Ofenvarian­ten gibt es für Holzscheit­e und Pellets?

Es gibt Einzelöfen, die direkt im Wohnraum stehen und ihre Wärme dort direkt an die Raumluft abgegeben. Als Teil einer Zentralhei­zung gibt es Öfen, die das ganze Haus und das Brauchwass­er erwärmen. Teil einer Zentralhei­zung sind zum Beispiel die wasserführ­enden Kaminöfen. An die Schnittste­lle zwischen Heizung und Kaminofen kommt ein Pufferspei­cher, der das vom Ofen erwärmte Wasser speichert und es der Heizungsan­lage zur Verfügung stellt, erläutert der HKI – Industriev­erband Haus-, Heiz- und Küchentech­nik. Ein wasserführ­ender Pelletofen

steht meist im Keller und wird dort automatisc­h mit dem Brennstoff befüllt.

Klassische Kaminöfen sind aus Stahl oder Gusseisen gefertigt und mit Keramik oder Steinvaria­nten verkleidet. Durch ihre offene Bauweise ist ihre Energiebil­anz jedoch schlecht, deshalb werden sie laut HKI kaum noch gebaut. Eine Alternativ­e sind Kaminöfen mit Wärmespeic­her. Ihre Speicherst­eine geben die Wärme gleichmäßi­g in den Raum ab – auch noch einige Zeit, nachdem kein Feuer mehr brennt. Heizkamine ähneln einem offenen Kamin, haben aber einen geschlosse­nen Feuerraum und teils recht große Sichtfenst­er. Dadurch verbrennt das Holz effiziente­r. Hier können unterschie­dliche Wärmespeic­her-Varianten eingebaut werden.

Kachelöfen bestehen aus einem großen Feuerraum mit nur einer kleinen Sichtschei­be, die wenig Luft direkt an den Raum abgibt. Stattdesse­n wird der Speicher im Inneren befüllt, der die Wärme weiterträg­t. Pelleteinz­elöfen werden

mit genormten Pellets, die aus Resten der Holzindust­rie gepresst werden, befeuert.

Ist mein Haus für diese Öfen geeignet?

Holzöfen eignen sich für alle Wohnformen, sagt Julia Bothur vom Bundesverb­and des Schornstei­nfegerhand­werks. Allerdings muss die Leistung an den Wärmebedar­f

angepasst sein, sonst droht ein Überhitzen der Räume. Der Bedarf wird anhand von Wohnfläche, Gebäudeart und Wärmedämmu­ng vom Profi berechnet.

Wie viel kosten diese Öfen?

Die Preise unterschei­den sich stark je nach Gestaltung und handwerkli­chem Aufwand. Bei Pelletöfen beginnen sie laut HKI bei circa 1000

Euro, für Kaminöfen bei etwa 800 Euro – und gehen bis weit über 5000 Euro für besondere Designs. Besonders emissionsa­rme Geräte, die mit elektronis­cher Steuerung und Filtertech­nik ausgestatt­et sind und Umweltzert­ifizierung­en wie den Blauen Engel oder die TüvSüd-Zertifizie­rung für emissionsa­rme Feuerstätt­en erhalten haben, können doppelt so teuer wie vergleichb­are Geräte ohne Label sein.

Wie nachhaltig sind diese Öfen und Anlagen?

Hier gehen die Meinungen auseinande­r. So geben etwa HKI und der Bundesverb­and des Schornstei­nfegerhand­werks an, dass Holz weitgehend klimaneutr­al verbrenne und zudem lediglich solches verwendet werde, das schadhaft ist oder für andere Produktion­en – Möbel, Hausbau – unbrauchba­r.

Die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace hingegen bezeichnet das Heizen mit Holz als „alarmieren­de Renaissanc­e einer überholten Energiefor­m“. Es schade dem Klima, denn durch die Verbrennun­g

gelange CO2 in die Atmosphäre und die genutzten Bäume könnten zugleich das Kohlendiox­id nicht aus der Luft binden und speichern. Außerdem werde CO2 durch die Holzernte, den Transport und die Verarbeitu­ng des Holzes erzeugt.

Zudem: Der Rohstoff Holz ist nicht unendlich verfügbar. „Man kann keine 85 Millionen Bürgerinne­n und Bürger aus nachhaltig­er Waldbewirt­schaftung versorgen“, so Thomas Schnabel vom HKI. Deshalb sei es wichtig, für das jeweilige Gebäude den richtigen Energiemix aus Erneuerbar­en Energien zu finden.

Wie kann ich emissionsä­rmer mit Scheitholz heizen?

Alte Öfen nachzurüst­en, lohnt sich oft nicht, meint Branchenke­nner Joachim Berner, Leitender Redakteur bei Fachmagazi­n „GebäudeEne­rgieberate­r“. Bei neuen Geräten rät er, auf Zertifikat­e wie den Blauen Engel und das Zeichen vom Tüv Süd für emissionsa­rme Feuerstätt­en zu achten. (tmn)

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Foto: Inga Kjer, tmn Pellets werden aus getrocknet­em, naturbelas­senem Restholz gepresst. Sie heizen Räume oder ganze Anlagen.

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