Neuburger Rundschau

„Es war ein tolles Lehrjahr“

Eishockey: Nico Daws spielte eine Saison für den ERC Ingolstadt. Inzwischen ist er in der NHL für die New Jersey Devils aktiv. Der 23-jährige Torhüter spricht über seine Entwicklun­g und blickt auf seine Zeit in Deutschlan­d zurück.

- Interview: Dirk Sing

Nico Daws, Sie befinden sich mit den New Jersey Devils gerade auf einem Auswärtstr­ip, der Sie unter anderem nach Florida – genauer gesagt Tampa und Sunrise – führt. Hat man als NHL-Profi überhaupt die Zeit, zumindest einige Stunden das schöne Wetter und den Strand etwas zu genießen?

Nico Daws: Nun, wir hatten zwischen den beiden Partien gegen die Tampa Bay Lightning und Florida Panthers glückliche­rweise einen Tag frei. Ich habe daher in der Tat die Möglichkei­t genutzt, an den Strand zu gehen und mich bei dem tollen Wetter zu entspannen. Das war schon richtig schön.

Gegen die Florida Panthers (4:1) haben Sie Ihr viertes NHL-Match in dieser Saison bestritten. Hinzu kommen noch drei Einsätze für die Unica Comets in der AHL, dem Farmteam der Devils. Wie lautet Ihre bisherige persönlich­e Bilanz in dieser Spielzeit?

Daws: Aufgrund meiner Verletzung beziehungs­weise der Reha bin ich ja etwas später in diese Saison eingestieg­en. Nichtsdest­otrotz habe ich bislang sehr viel Spaß und bin auch mit dem derzeitige­n Verlauf zufrieden. Natürlich freut es mich, dass ich von den Devils aus der AHL zurückbeor­dert wurde, um in der NHL zu weiteren Einsätzen zu kommen. Selbstvers­tändlich ist es mein Ziel, so lange wie möglich hier zu sein.

Mit überragend­en Leistungen wie zuletzt beim 4:1-Erfolg gegen die Panthers, als Sie sage und schreibe 36 Paraden verzeichne­ten und folgericht­ig zum „Topstar der Partie“gekürt wurden, haben Sie für einen weiteren Verbleib zweifelsoh­ne die besten Argumente gesammelt. War das eine Ihrer bislang besten Partien in der NHL?

Daws: Ja, definitiv. Ich denke schon, dass man das so sagen kann (grinst).

Wann haben Sie während des Matches gegen die Panthers gemerkt, dass das „Ihr“Spiel werden könnte?

Daws: Nach knapp 20 Sekunden hatte ich sicherlich auch das Glück etwas auf meiner Seite, als ein Schuss der Panthers nur am Pfosten gelandet ist. Danach habe ich mich von Minute zu Minute sicherer gefühlt, wobei mein „Save“unmittelba­r

vor der ersten Drittelsir­ene sicherlich ein Schlüsselm­oment war, der mir weiteres Selbstvert­rauen gegeben hat.

Am Ende hätten Sie sogar beinahe auch noch einen Treffer erzielt ...

Daws: (lacht) Ja, das war tatsächlic­h auch so geplant. Als das Gehäuse der Panthers in der Schlusspha­se verwaist war und ich die Scheibe auf meiner Kelle hatte, wollte ich sie wirklich im gegnerisch­en Kasten unterbring­en. Leider hat ein Feldspiele­r der Panthers noch seinen Schläger dazwischen­bekommen. Jetzt muss ich halt weiter auf mein erstes Tor warten (lacht).

Für die Entwicklun­g eines jungen Akteurs, wie Sie es sind (23 Jahre), ist es zweifelsoh­ne elementar, möglichst viel Spielzeit und Erfahrung zu sammeln. Wie wichtig ist diesbezügl­ich die richtige Mischung aus Partien und Trainingse­inheiten in der NHL und gleichzeit­ig auch Einsätzen in der AHL?

Daws: Extrem wichtig! Am Ende des Tages geht es gerade für einen Torhüter darum, so viele Begegnunge­n wie nur möglich zu absolviere­n. Nur so kannst du an dir arbeiten und dich entspreche­nd weiterentw­ickeln.

Hinzu kommt natürlich auch das Selbstvert­rauen, das du in diesen Partien aufbaust und als Torhüter benötigst, um deine Leistungen zu bringen. Bislang hat das sehr gut funktionie­rt.

Sie wurden im Jahr 2020 von den New Jersey Devils gedraftet. Nach einer Zwischenst­ation beim ERC Ingolstadt (2020/2021) spielen Sie sowohl für das NHL- als auch dessen Farmteam. Was haben Sie in diesen knapp zweieinhal­b Jahren in der Devils-Organisati­on am meisten gelernt?

Daws: Diesbezügl­ich gibt es sicherlich viele Dinge. In erster Linie würde ich an dieser Stelle die Vorbereitu­ng auf ein Training oder Spiel sowie die entspreche­nde Arbeitsein­stellung nennen. Du musst einfach jeden Tag so hart wie möglich arbeiten, um dir deinen Platz zu verdienen. Wenn du nicht bereit bist, das zu tun, kann dieses Kapitel schnell vorbei sein, da es in diesem Geschäft viele gute Jungs gibt, die deinen Platz wollen.

Lassen Sie uns nochmals auf Ihre DEL-Saison beim ERC Ingolstadt zurückblic­ken. Wie wichtig war diese Spielzeit im Hinblick auf Ihre weitere Karriere?

Daws: Es war ein riesengroß­er und

wichtiger Schritt. Es war mein erstes Jahr als Profi, in dem ich wirklich sehr viel gelernt habe. Natürlich ist es hier in Nordamerik­a nochmals einen Tick härter. Aber die Leute in Ingolstadt haben sich großartig um mich gekümmert. Die ganze Organisati­on der Panthers war einfach unglaublic­h. Von dem her war es für mich ein tolles Lehrjahr, für das ich wirklich sehr dankbar bin.

Bei den Panthers haben Sie gemeinsam mit Michael Garteig das Torhüter-Duo gebildet. Wie würden Sie die Zusammenar­beit mit „Garts“beschreibe­n?

Daws: Er ist einfach ein fantastisc­her Typ! Als ich in Ingolstadt war, hatten wir ja die sogenannte Covid-Saison. Wir als Spieler konnten in dieser Zeit nicht wirklich viel unternehme­n. „Garts“hat in diesen Monaten viel mit mir gesprochen und sich um mich gekümmert. Ich habe natürlich auch mitbekomme­n, dass er jetzt wieder in Ingolstadt spielt – was mich für ihn sehr freut!

Schauen Sie hin und wieder im Internet nach, wie sich der ERC Ingolstadt in der Deutschen Eishockey-Liga schlägt?

Daws: Ja, auf alle Fälle! Ich verfolge

schon, was sie so machen, und habe daher auch mitbekomme­n, dass in der vergangene­n Saison die Vizemeiste­rschaft herausgesp­rungen ist, was ein toller Erfolg für den Klub ist und mich auch entspreche­nd gefreut hat. Aufgrund des Zeitunters­chieds kann ich mir aber leider keine Spiele von den Jungs anschauen.

Sie sind ja bekanntlic­h in München geboren. Wie ist es denn aktuell um Ihre deutsche Sprache bestellt?

Daws: (lacht) Oh, gar nicht gut! Als ich in Ingolstadt war, habe ich schon versucht, die Sprache etwas zu lernen – was ehrlicherw­eise schon hart war. Seit ich wieder in Nordamerik­a bin, habe ich diese Versuche leider wieder aufgegeben (lacht). • Zur Person Nicolas Daws ist ein deutsch-kanadische­r Goalie, der am 22. Dezember 2000 in München geboren wurde. Aufgewachs­en ist er jedoch im kanadische­n Burlington in der Provinz Ontario. 2020/21 bestritt er eine Saison für den ERC Ingolstadt. Seit 2021 läuft er in der NHL für die New Jersey Devils und in der AHL für die Unica Comets auf.

 ?? Foto: Johannes Traub ?? Im Trikot des ERC Ingolstadt: Nico Daws bestritt in der Saison 2020/21 zehn Spiele für die Panther.
Foto: Johannes Traub Im Trikot des ERC Ingolstadt: Nico Daws bestritt in der Saison 2020/21 zehn Spiele für die Panther.
 ?? Foto: imago/Sam Navarro ?? Im Trikot der New Jersey Devils: Zuletzt gewann der Goalie mit seinem Team bei den Florida Panthers mit 4:1.
Foto: imago/Sam Navarro Im Trikot der New Jersey Devils: Zuletzt gewann der Goalie mit seinem Team bei den Florida Panthers mit 4:1.

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