Im Trippelschritt über eisglatte Wege
Der gefrierende Regen macht in Neuburg vor allem den Fußgängern ein Fortkommen schwer. Es ist zeitweise spiegelglatt. Die Notaufnahme meldet eine hohe Auslastung, Eurofighter-Flüge sind abgesagt.
Der angekündigte Eisregen hat in Neuburg am Vormittag vielerorts für spiegelglatte Gehwege, Straßen und Einschränkungen gesorgt. Fußgänger kamen nur im Trippelschritt voran, Stürze waren nicht zu verhindern. Ganz Mutige waren sogar auf dem Fahrrad unterwegs, was so mancher mit einer Bruchlandung büßte. Die Ärzte in der Notaufnahme am Krankenhaus in Neuburg waren im Dauereinsatz und auch die Polizei hatte zahlreiche Unfälle aufzunehmen. Eine Bilanz.
Es war vorausgesagt und doch war es für viele Menschen vorab wohl nicht vorstellbar, welche Folgen der Eisregen tatsächlich haben könnte. Die Schüler kamen noch ohne Verzögerung in ihren Unterricht, denn erst gegen 8.30 Uhr begann der Graupel in Regen überzugehen. Der traf auf den gefrorenen Boden und überzog Gehwege und vor allem Pflastersteine mit einem Eispanzer.
Gegen 13 Uhr verbesserte sich die Lage angesichts der steigenden Temperaturen, doch die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes
gilt bis 4 Uhr morgens am Donnerstag, 18. Januar.
Notaufnahme: „Wir haben eine außergewöhnliche Belastungssituation“, sagte Chefarzt Christian Berberich, Leiter der Notaufnahme an der Ameos Klinik St. Elisabeth in Neuburg. Seitdem der Eisregen eingesetzt hatte, hatten er und sein Team „wirklich gut zu tun“. Am Vormittag seien vermehrt Verletzte angekommen – manche hatten es noch selbst in die Klinik geschafft, andere mussten mit dem Krankenwagen gebracht werden. Der Chefarzt sprach von teilweise 12 bis 13 Personen, die nahezu zeitgleich Hilfe suchten. „Wir hatten unter anderem gebrochene Sprunggelenke und Oberschenkel zu versorgen“, erklärte Berberich. Die zahlreichen akuten Fälle hätten auch den OP-Plan durcheinander gebracht.
Winterdienst: „Wir streuen und salzen, was geht“, sagte der städtische Pressesprecher Bernhard Mahler. Seit den Morgenstunden waren die Mitarbeiter der städtischen Betriebe im Einsatz, um der Lage Herr zu werden. „Das gelang uns angesichts des außergewöhnlichen Wetterereignisses kaum“, sagte Mahler. Vor allem die Zonen in der Neuburger Innenstadt mit Kopfsteinpflaster oder den roten Ziegelfliesen waren besonders glatt. Wer in der Oberen Altstadt vor die Tür musste, brauchte sogar beim Gang über den Karlsplatz gute Nerven und viel Zeit – sogar der Kiesel war zeitweise schlecht zu begehen. Gegen Mittag entspannte sich die Lage, aber gegen Abend konnte es erneut gefährlich werden.
Wochenmarkt: Als Konsequenz aus dem grauslichen Wetter und den Folgen für die Fußgänger, haben die Verkäufer des Wochenmarkts in Neuburg, normalerweise mittwochs von 6.30 Uhr bis 12.30 Uhr aufgebaut, teilweise aufgegeben und ihre Stände nach kurzer Zeit wieder abgebaut. „Einige Kollegen kamen gar nicht, andere fuhren wieder früher, weil schlicht keine Kunden kamen“, berichtete Silke Koch-Fürst vom Gemüsehof in Joshofen. Sie harrte mit ihrem Team bis zum Mittag aus, nachdem sie nicht während der kritischen Zeitspanne abbauen wollte.
Bundeswehr: Beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg blieben am Mittwoch alle Eurofighter am Boden. Wie Leutnant Monika Berr, Presseoffizierin des
Geschwaders, auf Nachfrage bestätigte, konnten die Piloten aus Sicherheitsgründen während des gesamten Tages keine Flüge absolvieren, weil die Startbahn komplett vereist war. Dass auch am Nachmittag nicht geflogen werden kann, wurde gegen 11 Uhr entschieden. Salz kann laut Berr auf der Flight nicht aufgebracht werden, um die sensible Technik der Flugzeuge zu schützen. Die Bereitschaft für die Alarmrotte übernahmen an diesem Tag andere Luftwaffenverbände im Norden.
Unfälle: Die Polizei Neuburg registrierte bis in die Mittagsstunden einige Unfälle. „Ja, es hat schon ein paar Blechschäden gegeben“, so Polizeirat Heinz Rindlbacher, Leiter der PI Neuburg. Verletzt wurde bei den insgesamt sieben Vorfällen niemand. Am Kreisverkehr in der Grünauer Straße rutschte ein Fahrzeug in ein anderes Auto. Ansonsten ergaben sich als Folge der spiegelglatten Einfahrten, Fahrbahnränder und Gehwege vor allem Parkrempler. „Und so mancher landete mit seinem Auto an einer Hauswand“, so Rindlbacher. Die Unfälle passierten vorwiegend im Stadtgebiet Neuburg, aber auch in Karlshuld und Ehekirchen. Ein
Schaden von insgesamt rund 30.000 Euro ist entstanden.
Bereits seit Dienstagnachmittag warnt der deutsche Wetterdienst vor Blitzeis in Bayern. Für den gesamten Freistaat gilt bis Donnerstag, 18. Januar, um 4 Uhr morgens aktuell die rote Warnstufe. Es besteht hohe Glättegefahr durch gefrierenden Regen und Eisansatz. Trifft Regen auf den gefrorenen Boden, kann sich ein erheblicher Eispanzer bilden. Es bestehe eine „Gefahr für Leib und Leben“.
In der Meldung des Wetterdienstes heißt es weiter: „Gefahr für Leib und Leben durch schlagartig gefrierenden Regen. Handlungsempfehlungen: Aufenthalt im Freien und Fahrten vermeiden oder das Verhalten im Straßenverkehr anpassen; auf Beeinträchtigungen auf allen Verkehrswegen bis hin zu Sperrungen/Schließungen einstellen, notfalls Fahrweise anpassen, möglichst volltanken, Decken und warme Getränke mitführen.“Die Unwetterwarnung entspricht der Stufe 3, betroffen ist auch der weitere Raum um Neuburg, auch Pendler nach Nürnberg, München, Augsburg oder Regensburg sollten sich auf glatte Straßen einstellen. (AZ)