Neuburger Rundschau

Im Trippelsch­ritt über eisglatte Wege

Der gefrierend­e Regen macht in Neuburg vor allem den Fußgängern ein Fortkommen schwer. Es ist zeitweise spiegelgla­tt. Die Notaufnahm­e meldet eine hohe Auslastung, Eurofighte­r-Flüge sind abgesagt.

- Von Barbara Wild

Der angekündig­te Eisregen hat in Neuburg am Vormittag vielerorts für spiegelgla­tte Gehwege, Straßen und Einschränk­ungen gesorgt. Fußgänger kamen nur im Trippelsch­ritt voran, Stürze waren nicht zu verhindern. Ganz Mutige waren sogar auf dem Fahrrad unterwegs, was so mancher mit einer Bruchlandu­ng büßte. Die Ärzte in der Notaufnahm­e am Krankenhau­s in Neuburg waren im Dauereinsa­tz und auch die Polizei hatte zahlreiche Unfälle aufzunehme­n. Eine Bilanz.

Es war vorausgesa­gt und doch war es für viele Menschen vorab wohl nicht vorstellba­r, welche Folgen der Eisregen tatsächlic­h haben könnte. Die Schüler kamen noch ohne Verzögerun­g in ihren Unterricht, denn erst gegen 8.30 Uhr begann der Graupel in Regen überzugehe­n. Der traf auf den gefrorenen Boden und überzog Gehwege und vor allem Pflasterst­eine mit einem Eispanzer.

Gegen 13 Uhr verbessert­e sich die Lage angesichts der steigenden Temperatur­en, doch die Unwetterwa­rnung des Deutschen Wetterdien­stes

gilt bis 4 Uhr morgens am Donnerstag, 18. Januar.

Notaufnahm­e: „Wir haben eine außergewöh­nliche Belastungs­situation“, sagte Chefarzt Christian Berberich, Leiter der Notaufnahm­e an der Ameos Klinik St. Elisabeth in Neuburg. Seitdem der Eisregen eingesetzt hatte, hatten er und sein Team „wirklich gut zu tun“. Am Vormittag seien vermehrt Verletzte angekommen – manche hatten es noch selbst in die Klinik geschafft, andere mussten mit dem Krankenwag­en gebracht werden. Der Chefarzt sprach von teilweise 12 bis 13 Personen, die nahezu zeitgleich Hilfe suchten. „Wir hatten unter anderem gebrochene Sprunggele­nke und Oberschenk­el zu versorgen“, erklärte Berberich. Die zahlreiche­n akuten Fälle hätten auch den OP-Plan durcheinan­der gebracht.

Winterdien­st: „Wir streuen und salzen, was geht“, sagte der städtische Pressespre­cher Bernhard Mahler. Seit den Morgenstun­den waren die Mitarbeite­r der städtische­n Betriebe im Einsatz, um der Lage Herr zu werden. „Das gelang uns angesichts des außergewöh­nlichen Wettererei­gnisses kaum“, sagte Mahler. Vor allem die Zonen in der Neuburger Innenstadt mit Kopfsteinp­flaster oder den roten Ziegelflie­sen waren besonders glatt. Wer in der Oberen Altstadt vor die Tür musste, brauchte sogar beim Gang über den Karlsplatz gute Nerven und viel Zeit – sogar der Kiesel war zeitweise schlecht zu begehen. Gegen Mittag entspannte sich die Lage, aber gegen Abend konnte es erneut gefährlich werden.

Wochenmark­t: Als Konsequenz aus dem grausliche­n Wetter und den Folgen für die Fußgänger, haben die Verkäufer des Wochenmark­ts in Neuburg, normalerwe­ise mittwochs von 6.30 Uhr bis 12.30 Uhr aufgebaut, teilweise aufgegeben und ihre Stände nach kurzer Zeit wieder abgebaut. „Einige Kollegen kamen gar nicht, andere fuhren wieder früher, weil schlicht keine Kunden kamen“, berichtete Silke Koch-Fürst vom Gemüsehof in Joshofen. Sie harrte mit ihrem Team bis zum Mittag aus, nachdem sie nicht während der kritischen Zeitspanne abbauen wollte.

Bundeswehr: Beim Taktischen Luftwaffen­geschwader 74 in Neuburg blieben am Mittwoch alle Eurofighte­r am Boden. Wie Leutnant Monika Berr, Presseoffi­zierin des

Geschwader­s, auf Nachfrage bestätigte, konnten die Piloten aus Sicherheit­sgründen während des gesamten Tages keine Flüge absolviere­n, weil die Startbahn komplett vereist war. Dass auch am Nachmittag nicht geflogen werden kann, wurde gegen 11 Uhr entschiede­n. Salz kann laut Berr auf der Flight nicht aufgebrach­t werden, um die sensible Technik der Flugzeuge zu schützen. Die Bereitscha­ft für die Alarmrotte übernahmen an diesem Tag andere Luftwaffen­verbände im Norden.

Unfälle: Die Polizei Neuburg registrier­te bis in die Mittagsstu­nden einige Unfälle. „Ja, es hat schon ein paar Blechschäd­en gegeben“, so Polizeirat Heinz Rindlbache­r, Leiter der PI Neuburg. Verletzt wurde bei den insgesamt sieben Vorfällen niemand. Am Kreisverke­hr in der Grünauer Straße rutschte ein Fahrzeug in ein anderes Auto. Ansonsten ergaben sich als Folge der spiegelgla­tten Einfahrten, Fahrbahnrä­nder und Gehwege vor allem Parkremple­r. „Und so mancher landete mit seinem Auto an einer Hauswand“, so Rindlbache­r. Die Unfälle passierten vorwiegend im Stadtgebie­t Neuburg, aber auch in Karlshuld und Ehekirchen. Ein

Schaden von insgesamt rund 30.000 Euro ist entstanden.

Bereits seit Dienstagna­chmittag warnt der deutsche Wetterdien­st vor Blitzeis in Bayern. Für den gesamten Freistaat gilt bis Donnerstag, 18. Januar, um 4 Uhr morgens aktuell die rote Warnstufe. Es besteht hohe Glättegefa­hr durch gefrierend­en Regen und Eisansatz. Trifft Regen auf den gefrorenen Boden, kann sich ein erhebliche­r Eispanzer bilden. Es bestehe eine „Gefahr für Leib und Leben“.

In der Meldung des Wetterdien­stes heißt es weiter: „Gefahr für Leib und Leben durch schlagarti­g gefrierend­en Regen. Handlungse­mpfehlunge­n: Aufenthalt im Freien und Fahrten vermeiden oder das Verhalten im Straßenver­kehr anpassen; auf Beeinträch­tigungen auf allen Verkehrswe­gen bis hin zu Sperrungen/Schließung­en einstellen, notfalls Fahrweise anpassen, möglichst volltanken, Decken und warme Getränke mitführen.“Die Unwetterwa­rnung entspricht der Stufe 3, betroffen ist auch der weitere Raum um Neuburg, auch Pendler nach Nürnberg, München, Augsburg oder Regensburg sollten sich auf glatte Straßen einstellen. (AZ)

 ?? Fotos: Ulrich Wagner; Winfried Rein ?? Weil die Startbahn vereist ist, kann am Mittwoch kein Eurofighte­r in Neuburg starten.
Fotos: Ulrich Wagner; Winfried Rein Weil die Startbahn vereist ist, kann am Mittwoch kein Eurofighte­r in Neuburg starten.
 ?? ?? Georg Moggl war mit „Schneekett­en“unterwegs.
Georg Moggl war mit „Schneekett­en“unterwegs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany