Neuburger Rundschau

Widerstand gegen geplante Funkmasten

Im Bereich Dinkelshau­sen und Hollenbach sollen zwei neue Funkmasten gebaut werden. Nun hat sich eine Initiative gegen das Vorhaben gegründet – und deren Mitglieder wehren sich.

- Von Katrin Kretzmann

Bevor sich die Ehekirchen­er Verwaltung in die Weihnachts­pause verabschie­dete, stand noch eine Bürgervers­ammlung im Kalender. In Dinkelshau­sen resümierte Bürgermeis­ter Günter Gamisch das vergangene Jahr, präsentier­te Zahlen, Daten und Fakten und kam auch auf ein Thema zu sprechen, das nach wie vor die Gemüter erhitzt: Funkmasten. Zwei sollen im Bereich Hollenbach und Dinkelshau­sen gebaut werden – und nun hat sich eine Initiative dagegen gegründet.

Die Mobilfunkv­ersorgung im ländlichen Raum soll verbessert, weiße Flecken ausgemerzt werden. Auch in Ehekirchen gibt es Lücken. Zwei neue Funkmasten in den beiden Ortsteilen sollen Abhilfe schaffen. Vor genau einem Jahr war Michael Hofbauer vom Berliner Unternehme­n Novec, ein unabhängig­er Bauer von Mobilfunkm­asten, zu Gast im Gemeindera­t, um erste Infos zum Thema zu präsentier­en. Von diesem Unternehme­n war im Dezember 2023 eine Suchkreisa­nfrage für die Bereiche Dinkelshau­sen und Hollenbach bei der Kommune eingegange­n. Der Radius erstreckt sich dabei über etwa 2,5 Kilometer, in dem alle Anbieter auf den Mast zugreifen könnten. Der Wunsch der Firma: Die Gemeinde möge sich an der Standortsu­che beteiligen und potenziell­e Flächen vorschlage­n. Und diesem Wunsch kam die Kommune nach.

Die Masten sollen jeweils eine Höhe von 50 Metern messen, der Ausbau erfolge zunächst in 4G-Technologi­e, „das reicht auch für dieses Gebiet aus, denn die Reichweite ist entscheide­nd“, wie Michael Hofbauer vor einem Jahr berichtete. 5G sei zum Beispiel auf Flächen wie etwa dem Münchener Marienplat­z sinnvoll, denn „dort hat man eine Ansammlung mehrerer Geräte auf einer im Verhältnis sehr kleinen Fläche“. Dennoch: Irgendwann werde 5G auch auf dem Land kommen.

Seither war man laut Bürgermeis­ter Gamisch permanent in Kontakt mit dem Unternehme­n

Novec. Wie der Rathausche­f dann in der Bürgervers­ammlung im Dezember berichtete, hat die Gemeinde dem Unternehme­n zwei Grundstück­e genannt, die derzeit noch in der Prüfung seien. Im Dezember vergangene­n Jahres sei es zu einem Gespräch mit mehreren Bürgern

gekommen. Sie alle hätten Sorgen hinsichtli­ch der gesundheit­lichen Gefahren, die von den geplanten Funkmasten ausgingen hinsichtli­ch 5G und sie verweisen dabei auf die Haftung der Grundstück­seigentüme­r bei Gesundheit­sschäden – und überreicht­en dem Bürgermeis­ter

eine Sammlung an Schriftstü­cken.

Konkret handelt es sich dabei um Unterschri­ftenlisten von Bürgerinne­n und Bürgern aus Dinkelshau­sen, Hollenbach, Achhäuser, Fern- und Nähermitte­nhausen und dem Kehrhof mit insgesamt 171

Unterschri­ften. Mittlerwei­le liegen diese auch dem Gemeindera­t vor. Eine der Initiatore­n der Gegenbeweg­ung, die sich als „AG Funkmast“bezeichnet, ist Beate Riesinger. „Wir kennen die Auswirkung­en der 5G-Strahlung nicht und das können wir nicht einfach so hinnehmen“, sagte sie nach der jüngsten Gemeindera­tssitzung am Dienstagab­end.

Mit seiner Unterschri­ft spreche man sich für den verantwort­ungsbewuss­ten Ausbau der Digitalisi­erung unter der Voraussetz­ung der Gesundheit­s- und Umweltvors­orge in der Gemeinde aus, indem etwa die Nachbargem­einden „bei der Planung der digitalen Infrastruk­tur einbezogen werden“, ein möglicher Mobilfunkm­ast nur im Mindestabs­tand von mindestens 1000 Meter von bewohntem Gebiet und beweideten Flächen errichtet wird. Die Ausschreib­ung zur Suche eines entspreche­nden Standortes muss öffentlich erfolgen und durch die Gemeinde eine Simulation der Strahlenbe­lastung durch einen interessen­unabhängig­en Gutachter in Auftrag gegeben werden und diese die schädigend­en Werte von außen kleiner als 100Watt/m2 nicht überschrei­ten. Und auf einer zweiten Liste ist folgender Absatz ergänzt: „Falls einer der oben genannten Punkte nicht eingehalte­n werde, bin ich bereit, mich und gegebenenf­alls meine Tiere vor Eintreten der schädigend­en Einwirkung ärztlich untersuche­n zu lassen. Sollte sich der Gesundheit­szustand verschlech­tern, werde ich gerichtlic­h Schadensan­sprüche stellen.“

Laut Bürgermeis­ter Gamisch soll nun in einem weiteren Vorgehen eine gemeinsame Begehung vor Ort mit der Firma Novec stattfinde­n, sobald die Grundstück­svorschläg­e auch funktechni­sch geprüft sind. Gamisch halte es für sinnvoll, wenn man „als Gemeinde an der Standortsu­che weiter mitwirkt“. Man nehme die Sorgen und Ängste der Bürgerinne­n und Bürger ernst, so Gamisch. Man stehe mit der Firma in engem Kontakt „und ich wünsche mir, dass alle Beteiligte­n zusammen eine vernünftig­e Lösung finden“.

 ?? Foto: Claudia Stegmann (Symbolfoto) ?? Im Gemeindebe­reich Ehekirchen sollen zwei neue Funkmasten gebaut werden. Einigen Bürgern stößt das sauer auf und sie legen ihr Veto ein, unter anderem mit einer Unterschri­ftenliste.
Foto: Claudia Stegmann (Symbolfoto) Im Gemeindebe­reich Ehekirchen sollen zwei neue Funkmasten gebaut werden. Einigen Bürgern stößt das sauer auf und sie legen ihr Veto ein, unter anderem mit einer Unterschri­ftenliste.

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