Billige Energie und weniger Bürokratie
Der Verband der Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie zeichnet in Ingolstadt ein düsteres Bild der Zukunft. Wie die Landwirte sind die Unternehmer enttäuscht von der Politik. Was die Branche sich wünscht.
Dass die Konjunkturzahlen der deutschen und der bayerischen Wirtschaft nicht nach oben zeigen, ist allgemein bekannt. So wundert es nicht, dass das Bild, das der Verband der Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie für München Nord und Ingolstadt zeichnet, auch nicht gerade von eitlem Sonnenschein begleitet wird. Mehr noch, es fallen harsche Worte in Richtung Politik. Man spricht von einer Deindustrialisierung, die nicht drohe, sondern bereits eingesetzt habe. Politische Verlässlichkeit wird gefordert – auch in Sachen Energiepreise, bei denen sich die deutsche Industrie, vor allem gegenüber den EUNachbarn, benachteiligt sieht.
Traditionell zu Jahresbeginn lädt der Vorstand der Interessenvertretung Bayme VBM zu Jahresbeginn zur Pressekonferenz, bei der der Vorsitzende Andreas Karl dieses Mal seine Vorstandskollegen Robert Morgner und Michael Mißlbeck mit am Tisch sitzen hatte. Die drei sind das, was man als mittelständische Unternehmer bezeichnet. Karl verzeichnet mit seinem Zulieferunternehmen für die Elektro- und Automobilindustrie einen Rückgang an Aufträgen. Und auch Mißlbeck mit seiner Ingolstädter Firma MT Technologies sieht die Produktion im Land in Gefahr. „Wir sind im Service und bei den Bestandsreparaturen gut im Geschäft, aber die Produktion leidet.“Die prekäre Auftragslage habe ihren Ausgangspunkt in der
allgemein schlechten Stimmung in der Wirtschaft. Die Erwartungen beim Inlands-, wie auch beim Auslandsgeschäft gehen zurück. Investitionspläne werden geschoben oder gestutzt. Der allgemeine Pessimissmus habe auch die Branche erfasst. „Wir rechnen im angelaufenen Jahr mit einer Stagnation auf dem Niveau von 2023“, erklärte Andreas Karl. Dabei sei die Ertragslage sehr unterschiedlich. Ein Fünftel der Unternehmen schreibe Verluste oder allerhöchstens eine schwarze Null.
Andere Unternehmen, wie zum Beispiel die ASAP Holding, haben zweistellige Zuwachsraten, wie deren Geschäftsführer Robert Morgner mitteilte. Das Unternehmen ist Entwicklungsdienstleister im Bereich Elektronik und Software für die Automobilindustrie und damit schwer beschäftigt mit der Transformation hin zur Elektromobilität und zum autonomen Fahren. Aber auch solche Unternehmen schlagen sich mit typisch deutschen Problemen herum: Wieso bekommt ein französisches Unternehmen
den Strom für neun Cent pro Kilowattstunde, während das deutsche Unternehmen 22 Cent bezahlt? Und wieso wird über den Strompreisdeckel für energieintensive Firmen zwar diskutiert, wirklich Realität scheint er aber nicht zu werden? Fragen über Fragen, die bei den deutschen Unternehmen in den Bereichen Metall und Elektro gehörig auf die Stimmung drücken.
Folgen dieser schlechten Stimmung: „Wir verlieren zunehmend Investitionen und Wertschöpfung an das Ausland“, berichtete Andreas Karl, der auch vor dem Umstand warnte, dass immer mehr Mittelständler von ausländischen Investoren aufgekauft und übernommen würden.
Die Politik müsse tätig werden, um die Wettbewerbsnachteile der deutschen Wirtschaft auf dem internationalen Parkett wettzumachen. Dazu formulierten Karl, Mißlbeck und Morgner klare Forderungen. Zur Energie: Die Energiekosten müssen, bei einer verlässlichen Energieversorgung, für die deutschen Unternehmen runter, eine Strompreisbremse muss her.
Ein längst überfälliger Schritt sei die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß. Zur Bürokratie, eine unendliche Geschichte in Deutschland: Die bürokratischen Anforderungen würden inzwischen erhebliche Ressourcen binden. Dazu Karl: „Wir brauchen mutige Schritte hin zur Entbürokratisierung und Deregulierung.“Und schließlich müssten die Arbeitskosten gesenkt werden. Auch da nehmen die Arbeitgebervertreter den Staat in Haftung. Die Lohnnebenkosten müssten auf ein erträgliches Maß von unter 40 Prozent zurück.
Und über allem stehe ein Faktor an erster Stelle: die Verlässlichkeit der deutschen Politik. Das Vertrauen in sie hat Risse bekommen. Der Haushaltskompromiss sei enttäuschend, sagte Karl. „Statt den überbordenden Sozialstaat anzutasten, belastet die Regierung lieber die Wirtschaft und den Normalbürger.“