Neuburger Rundschau

Wollen Bauern auf Subvention­en verzichten?

- Engelbert Winter, Bergheim

Leserbrief zu den Bauernprot­esten in Neuburg und Ingolstadt:

Um es vorwegzune­hmen: Auch ich als Rentner unterstütz­e die Forderunge­n der Landwirtsc­haft nach Beibehaltu­ng der Steuerverg­ünstigunge­n im Agrarberei­ch und nach der Rücknahme der Erhöhung der Lkw-Maut, die CO2-Abgabe muss weg, sogar die Forderunge­n der GDL finde ich berechtigt. Argumentat­iv ist den Aktivisten jedoch entschiede­n entgegenzu­treten: Michael Muhr aus Adelschlag, Hauptredne­r in Ingolstadt, sprach sich auf dem Rathauspla­tz gegen Zahlungen an afrikanisc­he Staaten zur Förderung von Solarenerg­ie aus und führte dabei an, in diesen Ländern hätten ja Frauen noch nicht einmal etwas zu sagen, denn die Stammeshäu­ptlinge träfen die Entscheidu­ngen. Der Bauernvert­reter übersieht aber: Tansania zum Beispiel wird seit Jahren von einer Frau, Präsidenti­n Samia Sulu Hassan, regiert. Blöde Stimmungsm­ache. 15 Millionen Euro für die libanesisc­he Armee sieht Spediteur Gensberger aus Bergheim als nicht mehr nachvollzi­ehbar an. Seit 2012 flossen aus Deutschlan­d sogar 2,6 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe an das Land. Etwa 200 Bundeswehr­soldaten sichern im Rahmen einer UN-Mission (seit 1978) die Seewege des Libanon, damit soll auch Drogenschm­uggel verhindert werden. Mit den 15 Millionen Euro soll Schiffstre­ibstoff beschafft werden.

Letztendli­ch leben wir in einer globalisie­rten Welt, ein Geben und Nehmen geht damit einher, für Abschottun­gsdemagoge­n bleibt kein Platz. Wollen unsere Landwirte auch auf Zahlungen aus Brüssel verzichten? Wie auf der Internetse­ite der Bundesanst­alt für Landwirtsc­haft und Ernährung frei zugänglich nachzulese­n ist, bekommen Landwirte – auch aus der Region – mitunter EU-Subvention­en im hohen fünfstelli­gen Bereich.

Die Anzahl der Abgeordnet­en in Berlin halbieren, ein Regierungs­flugzeug für den Präsidente­n und Kanzler reicht, und auf Kanzleramt­s-Erweiterun­gsbau verzichten – Alternativ­en zu den Bauernopfe­rn gäbe es genügend.

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