Immer mehr Männer arbeiten in Teilzeit
Die Bedeutung der Industrie als Arbeitgeber schwindet in der Region rund um Ingolstadt. Zudem entscheiden sich immer mehr Männer für Teilzeit.
Ingolstadt ohne seine Industrieunternehmen ist kaum vorstellbar. Zuvorderst die zahlreichen Firmen aus dem Automobilbereich, aber auch andere Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe haben der Stadt in den vergangenen Jahrzehnten zu wirtschaftlicher Blüte verholfen. Noch immer gibt es in diesen Branchen – im Vergleich zu anderen Städten – überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze. Doch deren Bedeutung schwindet. Das zeigen die Zahlen, die Ulrich Kraus vom Sachgebiet Statistik bei der Stadt Ingolstadt vorgestellt hat. Denn die Zahl der Beschäftigten in diesem Sektor wird kleiner, während sie in anderen Bereichen teils deutlich zunimmt.
In der Stadt Ingolstadt gab es Mitte des vergangenen Jahres gut 103.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Nach einem Höchststand zum Juni 2019 mit mehr als 107.500 Beschäftigten hat sich die Zahl in den vergangenen Jahren auf diesem Niveau eingependelt. Dennoch sind teils deutliche Verschiebungen erkennbar. Die konjunkturellen und auch demografischen Entwicklungen spiegeln sich auch in der Statistik wider. Im verarbeitenden Gewerbe sind zwar immer noch gut 46.000 Menschen – und damit fast die Hälfte aller in dieser Statistik erfassten Arbeitnehmer – beschäftigt, doch im Vergleich zum Vorjahr sind das 2400 weniger. Ein Minus gibt es auch im Handel und im Baugewerbe, wenn auch nicht so deutlich.
Mehr Menschen hingegen arbeiten im sozialen Bereich und in Berufen, die die Gesundheit anderer Menschen im Fokus haben. Weitaus deutlicher fiel aber der Sprung nach oben in einem Sektor aus, den
die Statistiker unter der Bezeichnung „Information und Kommunikation“zusammenfassen. Dahinter verbergen sich unter anderem Tätigkeiten rund um die Digitalisierung und speziell in Ingolstadt Jobs, bei denen es um die Software in Autos geht. Arbeiteten dort im Juni 2022 in Ingolstadt 4454 Menschen, so waren es ein Jahr später schon über 5700 – ein deutliches Plus von 1266 Beschäftigten.
Allgemein ist der Dienstleistungsbereich deutlich gewachsen. Hier arbeiten fast 54.000 Menschen, während die Zahl der Angestellten im produzierenden Gewerbe inzwischen unter die Marke von 50.000 gerutscht ist.
Doch wer sind all die Menschen, die in Ingolstadt arbeiten? Sie werden zunehmend älter, haben immer öfter einen ausländischen Pass, wohnen zumeist in Ingolstadt, und der Anteil der Frauen steigt stetig.
Hinzu kommt, dass von Jahr zu Jahr der Anteil der Teilzeitbeschäftigten zunimmt, zwischen Juni 2022 und Juni 2023 ist deren Zahl um 4200 gestiegen. Im Vergleich zu 2017 ist der Anteil sogar um 22 Prozent gestiegen und liegt jetzt mit über 23.500 bei einem Höchstwert. Auch wenn es bislang mit einem 80-Prozent-Anteil vor allen Dingen Frauen sind, die auf dieses Modell zurückgreifen, so reduzieren
doch auch immer mehr Männer ihre Arbeitszeit. Bei der letzten Erhebung arbeiteten 4715 Männer in Teilzeit, was laut Kraus immerhin einen Anstieg von mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Ebenso deutlich wie die Zahl der Teilzeitbeschäftigten hat auch die Zahl der Menschen auf dem Ingolstädter Arbeitsmarkt, die älter sind als 55 Jahre, deutlich zugenommen. Der Anstieg in den vergangenen sechs Jahren lag bei 22 Prozent. Einen vergleichbaren Wert, nämlich 20 Prozent, weist der Anstieg bei der Zahl der ausländischen Arbeitnehmer auf. Weitaus weniger Menschen als
noch im Jahr 2017 arbeiten hingegen in einer Zeitarbeitsfirma. Hier ist die Zahl um 63 Prozent gesunken.
Gesunken ist auch die Zahl der Pendler, die in Ingolstadt arbeiten, aber andernorts wohnen. Die Mehrheit, nämlich mehr als 65.000 Menschen, wohnt und arbeitet in Ingolstadt. Gut 38.000 hingegen kommen von auswärts in die Stadt, das sind 16 Prozent weniger als noch sechs Jahre zuvor. Eine rege Pendelbewegung – in beide Richtungen – gibt es zwischen Ingolstadt und Gaimersheim. Zwischen 3500 und 4000 Menschen fahren jeden Tag in jeweils eine der Richtungen.