An Lichtenau führt kein Weg vorbei
Aufgrund eines technischen Problems ist in unserer Mittwochsausgabe dieser Artikel in einer falschen Version mit nicht korrekten Angaben hinsichtlich des Lkw-Verkehrs veröffentlicht worden. Deshalb an dieser Stelle noch einmal der richtige Text.
Das Logistikunternehmen Scherm will in Probfeld einen erneuten Versuch starten, ihre Abstellflächen für Autos zu erweitern. Dieses Mal geht es um 16 Hektar, die nördlich des bestehenden Areals angedockt werden sollen. Beate Thaler von der Firma Scherm hat die Pläne am Montag im Gemeinderat Weichering vorgestellt – eine Kommunikationsoffensive, die eher ungewöhnlich für das ansonsten so verschlossene Unternehmen ist. Doch was die Prokuristin an Informationen mitgebracht hatte, stieß bei den Gemeinderäten nicht auf Begeisterung.
Die Pläne umfassen mehrere Vorhaben. In erster Linie soll das aktuell 43 Hektar große Areal im Karlskroner Ortsteil Probfeld um weitere 16 Hektar wachsen. Die Autos, die dort abgestellt werden, sollen unter Carports stehen, auf denen PV-Anlagen installiert werden. Der damit erzeugte Strom könnte eines Tages in eine Wasserstoffproduktion fließen. Darüber hinaus möchte Scherm im Vorgriff auf mögliche Kundenanfragen zwei große Hallen auf dem Betriebsgelände planen.
Ebenfalls ausgebaut werden soll die Bahnanbindung. Schon jetzt werden vor allem Autos, die im Ausland produziert werden, mit dem Zug angeliefert. Scherm hätte gerne einen zweiten Gleisanschluss zum Firmengelände, der
bis kurz vor der Staatsstraße 2049 parallel zur Bahnlinie nach Augsburg verläuft. Dieses Vorhaben ist allerdings eines, das sich nicht auf die Schnelle umsetzen lässt. Beate Thaler sprach von fünf bis zehn Jahren, ehe das Projekt realisiert werden könnte.
Für Weichering bedeutet der Ausbau vor allem eines: mehr Verkehr. Denn die direkte Strecke führt durch Lichtenau. Eine größere Abstellfläche bedeutet, dass mehr Lastwagen mehr Autos nach Probfeld bringen. Wie viele es sein werden, konnte Beate Thaler zum jetzigen
Zeitpunkt nicht sagen. Derzeit seien es zwischen 80 und 110 Lkws, die das Betriebsgelände täglich anfahren. Eine komplette Umstellung auf die Bahn sei aus Logistikgründen nicht möglich. „Wir haben nicht das Flächenkontingent, um den Verkehr komplett über die Bahn abzuwickeln“, sagte Thalers Kollege Michael Schöll dem Gremium.
Die zusätzliche Verkehrsbelastung für die Lichtenauer wollten die Weicheringer Gemeinderäte so nicht hinnehmen. „Wir müssen Stefan Kumpf mehr unter Druck setzen“, war etwa die Meinung von Friedrich Höche in Richtung des Karlskroner Bürgermeisters. Gemeint war damit, die geplante Umgehungsstraße voranzutreiben, die den Verkehr von der B16 kommend an Karlskron vorbeileiten soll. Auch für die Zufahrt nach Probfeld wäre diese Ortsumfahrung von Vorteil. Doch dazu wird es in absehbarer Zeit nicht kommen.
Wie Stefan Kumpf auf Nachfrage sagt, sind die Pläne schon seit etwa vier Jahren auf Eis gelegt. Fünf unterschiedliche Streckenverläufe seien der Regierung von Oberbayern zur Prüfung vorgelegt worden, doch keine von ihnen sei aus naturschutzrechtlicher Sicht genehmigt worden. Nur eine Variante könnte in Betracht gezogen werden – ausgerechnet jene, die für Kumpf die abwegigste ist und deshalb keinesfalls infrage kommt. Denn sie würde in einem großen Bogen um Pobenhausen herum- und am Kalvarienberg vorbeiführen.
Der Stand der Dinge ist laut Kumpf deshalb ein Planungsstopp. „Außerdem haben wir dafür ohnehin kein Geld mehr.“Wann und ob die Planungen wieder aufgenommen werden, ließ er offen.
Auch eine andere Idee lässt sich nicht verwirklichen: die Abstellflächen in die Höhe zu bauen. Diese Möglichkeit habe die Firma
Scherm schon vor vielen Jahren durchgespielt, erzählt Kumpf. Doch aus zwei Gründen wird daraus nichts: Erstens seien doppeloder mehrstöckige Parkplätze im Bau sehr teuer. Und zweitens müsste dafür auf dem Areal Baurecht geschaffen werden. Das jetzige Sondergebiet müsste in ein Industriegebiet umgewidmet werden, was bedeutet, dass auf den Parkflächen auch Hallen gebaut werden könnten. Und das wolle man vermeiden.
Die Erweiterungswünsche der Firma Scherm waren zuletzt zweimal am Widerstand der Bürger gescheitert. 2018 zog Scherm seine Pläne aufgrund des Widerstands durch eine Bürgerinitiative zurück, 2012 scheiterte eine Expansion an einem Bürgerbegehren. Mit solchem Gegenwind rechnet Karlskrons Bürgermeister Stefan Kumpf dieses Mal nicht. Erstens sei die Erweiterung mit einem Ausbau von Solarenergie verbunden – was dem Zeitgeist entspreche. Und zweitens sei die Kommunikation mit den Bürgern dieses Mal besser. Mit den damaligen Sprechern der Bürgerinitiativen habe es bereits mehrfach Gespräche gegeben, sagt Kumpf. Auch der Gemeinderat wird dem Vorhaben wohl mehrheitlich zustimmen.
Wie die Gemeinde Weichering zu den Plänen steht, wird erst noch entschieden. Die Informationen am Montag galten der reinen Vorstellung. Das formelle Verfahren beginnt jetzt erst.