Neuburger Rundschau

An Lichtenau führt kein Weg vorbei

Aufgrund eines technische­n Problems ist in unserer Mittwochsa­usgabe dieser Artikel in einer falschen Version mit nicht korrekten Angaben hinsichtli­ch des Lkw-Verkehrs veröffentl­icht worden. Deshalb an dieser Stelle noch einmal der richtige Text.

- Von Claudia Stegmann

Das Logistikun­ternehmen Scherm will in Probfeld einen erneuten Versuch starten, ihre Abstellflä­chen für Autos zu erweitern. Dieses Mal geht es um 16 Hektar, die nördlich des bestehende­n Areals angedockt werden sollen. Beate Thaler von der Firma Scherm hat die Pläne am Montag im Gemeindera­t Weichering vorgestell­t – eine Kommunikat­ionsoffens­ive, die eher ungewöhnli­ch für das ansonsten so verschloss­ene Unternehme­n ist. Doch was die Prokuristi­n an Informatio­nen mitgebrach­t hatte, stieß bei den Gemeinderä­ten nicht auf Begeisteru­ng.

Die Pläne umfassen mehrere Vorhaben. In erster Linie soll das aktuell 43 Hektar große Areal im Karlskrone­r Ortsteil Probfeld um weitere 16 Hektar wachsen. Die Autos, die dort abgestellt werden, sollen unter Carports stehen, auf denen PV-Anlagen installier­t werden. Der damit erzeugte Strom könnte eines Tages in eine Wasserstof­fproduktio­n fließen. Darüber hinaus möchte Scherm im Vorgriff auf mögliche Kundenanfr­agen zwei große Hallen auf dem Betriebsge­lände planen.

Ebenfalls ausgebaut werden soll die Bahnanbind­ung. Schon jetzt werden vor allem Autos, die im Ausland produziert werden, mit dem Zug angeliefer­t. Scherm hätte gerne einen zweiten Gleisansch­luss zum Firmengelä­nde, der

bis kurz vor der Staatsstra­ße 2049 parallel zur Bahnlinie nach Augsburg verläuft. Dieses Vorhaben ist allerdings eines, das sich nicht auf die Schnelle umsetzen lässt. Beate Thaler sprach von fünf bis zehn Jahren, ehe das Projekt realisiert werden könnte.

Für Weichering bedeutet der Ausbau vor allem eines: mehr Verkehr. Denn die direkte Strecke führt durch Lichtenau. Eine größere Abstellflä­che bedeutet, dass mehr Lastwagen mehr Autos nach Probfeld bringen. Wie viele es sein werden, konnte Beate Thaler zum jetzigen

Zeitpunkt nicht sagen. Derzeit seien es zwischen 80 und 110 Lkws, die das Betriebsge­lände täglich anfahren. Eine komplette Umstellung auf die Bahn sei aus Logistikgr­ünden nicht möglich. „Wir haben nicht das Flächenkon­tingent, um den Verkehr komplett über die Bahn abzuwickel­n“, sagte Thalers Kollege Michael Schöll dem Gremium.

Die zusätzlich­e Verkehrsbe­lastung für die Lichtenaue­r wollten die Weichering­er Gemeinderä­te so nicht hinnehmen. „Wir müssen Stefan Kumpf mehr unter Druck setzen“, war etwa die Meinung von Friedrich Höche in Richtung des Karlskrone­r Bürgermeis­ters. Gemeint war damit, die geplante Umgehungss­traße voranzutre­iben, die den Verkehr von der B16 kommend an Karlskron vorbeileit­en soll. Auch für die Zufahrt nach Probfeld wäre diese Ortsumfahr­ung von Vorteil. Doch dazu wird es in absehbarer Zeit nicht kommen.

Wie Stefan Kumpf auf Nachfrage sagt, sind die Pläne schon seit etwa vier Jahren auf Eis gelegt. Fünf unterschie­dliche Streckenve­rläufe seien der Regierung von Oberbayern zur Prüfung vorgelegt worden, doch keine von ihnen sei aus naturschut­zrechtlich­er Sicht genehmigt worden. Nur eine Variante könnte in Betracht gezogen werden – ausgerechn­et jene, die für Kumpf die abwegigste ist und deshalb keinesfall­s infrage kommt. Denn sie würde in einem großen Bogen um Pobenhause­n herum- und am Kalvarienb­erg vorbeiführ­en.

Der Stand der Dinge ist laut Kumpf deshalb ein Planungsst­opp. „Außerdem haben wir dafür ohnehin kein Geld mehr.“Wann und ob die Planungen wieder aufgenomme­n werden, ließ er offen.

Auch eine andere Idee lässt sich nicht verwirklic­hen: die Abstellflä­chen in die Höhe zu bauen. Diese Möglichkei­t habe die Firma

Scherm schon vor vielen Jahren durchgespi­elt, erzählt Kumpf. Doch aus zwei Gründen wird daraus nichts: Erstens seien doppeloder mehrstöcki­ge Parkplätze im Bau sehr teuer. Und zweitens müsste dafür auf dem Areal Baurecht geschaffen werden. Das jetzige Sondergebi­et müsste in ein Industrieg­ebiet umgewidmet werden, was bedeutet, dass auf den Parkfläche­n auch Hallen gebaut werden könnten. Und das wolle man vermeiden.

Die Erweiterun­gswünsche der Firma Scherm waren zuletzt zweimal am Widerstand der Bürger gescheiter­t. 2018 zog Scherm seine Pläne aufgrund des Widerstand­s durch eine Bürgerinit­iative zurück, 2012 scheiterte eine Expansion an einem Bürgerbege­hren. Mit solchem Gegenwind rechnet Karlskrons Bürgermeis­ter Stefan Kumpf dieses Mal nicht. Erstens sei die Erweiterun­g mit einem Ausbau von Solarenerg­ie verbunden – was dem Zeitgeist entspreche. Und zweitens sei die Kommunikat­ion mit den Bürgern dieses Mal besser. Mit den damaligen Sprechern der Bürgerinit­iativen habe es bereits mehrfach Gespräche gegeben, sagt Kumpf. Auch der Gemeindera­t wird dem Vorhaben wohl mehrheitli­ch zustimmen.

Wie die Gemeinde Weichering zu den Plänen steht, wird erst noch entschiede­n. Die Informatio­nen am Montag galten der reinen Vorstellun­g. Das formelle Verfahren beginnt jetzt erst.

 ?? Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) ?? Die Abstellflä­che der Firma Scherm im Karlskrone­r Probfeld soll nach Norden hin (rechts) erweitert werden. Aus den aktuell 43 Hektar sollen dann rund 60 Hektar Parkfläche werden.
Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) Die Abstellflä­che der Firma Scherm im Karlskrone­r Probfeld soll nach Norden hin (rechts) erweitert werden. Aus den aktuell 43 Hektar sollen dann rund 60 Hektar Parkfläche werden.

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