Neuburger Rundschau

KI-Medizin am Kreiskrank­enhaus?

Das Klinikum Ingolstadt will offenbar nicht, dass Ameos Teil der Krankenhau­s-Strategie in der Region ist. Kreisräte kritisiere­n deshalb das Medizingut­achten. Derweil bringt Roland Weigert eine neue Idee ins Spiel.

- Von Claudia Stegmann

Die Ameos-Klinik Neuburg ist derzeit in aller Munde. Zumindest unter den politische­n Entscheidu­ngsträgern. Denn wenn die Sprache auf mögliche Kooperatio­nspartner für das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen kommt, dann stellt sich immer öfter auch die Frage: Und was ist mit Ameos? Eine Antwort darauf gibt es nicht, denn das Neuburger Krankenhau­s ist nicht existent, wenn es um das Medizingut­achten der Region geht. Das ist kein Zufall, sondern so gewollt – und zwar von einem Haus, das sich offenbar die Vorrangste­llung nicht nehmen lassen will.

In der jüngsten Sitzung des Kreistages am Donnerstag kam das Thema wieder einmal zur Sprache. Das Regionalgu­tachten, das von den Trägern der kommunalen Krankenhäu­ser in NeuburgSch­robenhause­n, Eichstätt, Pfaffenhof­en und Ingolstadt in Auftrag gegeben worden war, habe ein entscheide­ndes Manko: Es betrachtet und bewertet nur die kommunalen Häuser. Die Ameos-Klinik als „relevanter Akteur in der Region“kommt darin aber nicht vor. Die Kreisräte fragen sich deshalb: Wie kann man eine vernünftig­e und zukunftsfä­hige Umstruktur­ierung der Krankenhau­slandschaf­t in der Region gestalten und mögliche Zusammensc­hlüsse diskutiere­n, ohne das Krankenhau­s mit der höchsten Versorgung­sstufe in der Region zu betrachten? Die CSU-Fraktion regte deshalb erneut an, dass Landrat Peter von der Grün unbedingt zeitnah mit Ameos-Gründer Axel Paeger sprechen sollte.

Derweil hatte Neuburgs Zweiter Bürgermeis­ter Johann Habermeyer bereits Gelegenhei­t, mit Paeger persönlich zu sprechen. Auf die Frage, warum Ameos nicht Teil des Gutachtens sei, habe ihm der Vorstandsv­orsitzende gesagt, dass Ameos ursprüngli­ch durchaus Interesse gezeigt habe, an der Untersuchu­ng teilzunehm­en, letztlich aber doch nicht in das Projekt aufgenomme­n worden sei. Angeblich

sei diese Entscheidu­ng vonseiten des Klinikums Ingolstadt gefallen. Der Grund dafür lässt sich nur erahnen: Womöglich wollte das Klinikum seine Vorrangste­llung nicht mit einem anderen Haus teilen. So kommt das Gutachten nun zum Ergebnis, dass die beste wirtschaft­liche Lösung ein zentrales Versorgung­szentrum in Ingolstadt wäre, woran die Krankenhäu­ser in Schrobenha­usen, Eichstätt und Pfaffenhof­en angeschlos­sen sind.

Betrachtet man nur die kommunalen Häuser, ist diese Variante wohl auch eine nachvollzi­ehbare Lösung. Weite Teile der Kreisräte sind deshalb der Meinung, dass diese Option durch entspreche­nde

Gespräche weiterverf­olgt werden sollte. Anderersei­ts wird kritisiert, dass das Gutachten ohne Ameos nicht vollständi­g sei. Gerade im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen dränge sich eine Zusammenar­beit der Häuser in Neuburg und Schrobenha­usen auf. Es werden deshalb Forderunge­n laut, diese Lücke nachträgli­ch zu schließen und ein Ergänzungs­gutachten zu beauftrage­n.

Eine ganz andere Strategie würde dagegen Landtagsab­geordneter Roland Weigert verfolgen. Für ihn ist der nahe liegendste Kooperatio­nspartner für Schrobenha­usen nicht Ingolstadt, sondern die Ilmtalklin­ik in Pfaffenhof­en. Auch er

bemängelt: „Das Gutachten ist nicht brauchbar, weil Ameos nicht berücksich­tigt ist.“Und nicht nur das: Die Untersuchu­ng gehe auch nicht auf die Möglichkei­ten ein, die künstliche Intelligen­z (KI) im Medizinber­eich bietet und damit ganz neue Geschäftsf­elder im Gesundheit­swesen eröffnet.

Das Schlagwort lautet „vorausscha­uende Analyse“. Damit ist eine Technologi­e gemeint, mit der Krankheite­n in einem sehr frühen Stadium erkannt werden können. „Jeder Erkrankung gehen kleine Anzeichen voraus“, erklärt Weigert. Etwa Schwindel, Veränderun­gen des Blutdrucks oder der Blutwerte. Über einen Chip, den der

Patient am Körper trägt, oder eine sensorisch­e Matte, die im Bett liegt, werden permanent verschiede­nste Gesundheit­sströme gemessen. Die Daten werden an eine zentrale Stelle geschickt, die die Werte analysiert und bei Auffälligk­eiten den Patienten informiert. Je mehr Patientend­aten zusammenge­führt werden, umso besser kann die KI ein Muster ableiten und Krankheite­n voraussage­n. Mit entspreche­nden Gegenmaßna­hmen können so Erkrankung­en frühzeitig behandelt und ihre Auswirkung­en abgeschwäc­ht oder sogar vermieden werden.

Das ist keine Zukunftsmu­sik, sondern heute bereits machbar. Roland Weigert ist davon überzeugt, dass dies die Medizin der Zukunft ist. „Es spricht alles dafür, weil jeder einen Nutzen davon hat: der Patient, der Arzt, die Krankenkas­se, das Pflegepers­onal, der Arbeitgebe­r, die Familie.“An den Krankenhäu­sern in Pfaffenhof­en und Schrobenha­usen findet bereits ein Forschungs­projekt der OTH Amberg-Weiden auf diesem Gebiet statt. Und genau deshalb würde Weigert diese Leistung künftig auch in einem Verbund der beiden Häuser anbieten.

Sich rund um die Uhr medizinisc­h überwachen lassen – nach Meinung von Weigert ist das ein Angebot, das sich „viele leisten würden, wenn der Preis ein adäquater ist“. Denn noch wird KI-Medizin nicht von der Kasse bezahlt. In Kombinatio­n mit der Altersmedi­zin am Krankenhau­s Schrobenha­usen sei das aber ein Leistungsp­aket, „mit dem wir besser sind als alle anderen“. Und das sich am Ende finanziell rechnet.

Von seiner Idee hat Weigert den beiden betreffend­en Landräten bereits erzählt. Albert Gürtner aus Pfaffenhof­en habe sich „aufgeschlo­ssen“gezeigt, sagt Weigert. In einer Sondersitz­ung wird er kommende Woche seinen Kreistag darüber informiere­n. In NeuburgSch­robenhause­n wurde darüber noch nicht gesprochen. Wie dort das weitere Vorgehen ist, blieb in der jüngsten Kreistagss­itzung offen. Die nicht öffentlich­e Debatte endete ohne Ergebnis.

 ?? Foto: Monika Skolimowsk­a, dpa ?? KI-Medizin wird bereits in der Praxis umgesetzt, etwa am Unfallkran­kenhaus in Berlin. In einer KI-basierten App sind auf einem Tablet Gehirnbild­er eines Patienten zu sehen. Damit können beispielsw­eise Schlaganfa­llpatiente­n in Akutsituat­ionen noch schneller versorgt werden.
Foto: Monika Skolimowsk­a, dpa KI-Medizin wird bereits in der Praxis umgesetzt, etwa am Unfallkran­kenhaus in Berlin. In einer KI-basierten App sind auf einem Tablet Gehirnbild­er eines Patienten zu sehen. Damit können beispielsw­eise Schlaganfa­llpatiente­n in Akutsituat­ionen noch schneller versorgt werden.

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