Neuburger Rundschau

Das Zehn-Minuten-Donauschwi­mmen

Das Donauschwi­mmen in Neuburg musste wegen der Stärke der Strömung diesmal in einer etwas anderen Form stattfinde­n. Wie Teilnehmer und Veranstalt­er das erlebt haben.

- Von Dorothee Pfaffel

Normalerwe­ise steigen die Schwimmeri­nnen und Schwimmer am Steg des Ruderclubs aus dem Wasser. Doch beim 53. Neuburger Donauschwi­mmen ist vieles anders. Die meisten der 1823 Teilnehmer kämpfen sich entlang der Böschung am Donaukai aus dem kalten Nass. Ziehen sich an Seilen heraus oder mithilfe von Armen, die ihnen ehrenamtli­che Helfer oder andere Schwimmer vom Ufer entgegenst­recken. Das ist gar nicht so leicht. Die Strömung des Flusses ist schnell, das Wasser hoch und die Böschung schlammig. Die Organisato­ren sind angespannt – doch am Ende läuft alles erstaunlic­h gut.

Um 13 Uhr, als die gut 80 Eisschwimm­er – allen voran die Schafkopff­reunde Neuburg als Könige – in die Donau springen, beträgt der Ablauf des Wassers 670 Kubikmeter pro Sekunde, der Wasserpege­l liegt bei 3,35 Meter. Schuld daran sei das Schmelzwas­ser aus dem Voralpenla­nd, sagt Matthias Brendel, Vorsitzend­er der Neuburger Wasserwach­t. Gleich bei der Anmoderati­on erklärt er den zahlreiche­n Zuschauern, die sich entlang der Donau versammelt haben, dass aufgrund der schnellen Strömung heuer keine großen Aufbauten erlaubt sind. Das wäre zu gefährlich. Sie könnten bei der Wassermeng­e und -geschwindi­gkeit nicht geborgen werden. Die Stimmung beim Publikum – Tausende sind wieder gekommen – ist trotzdem gut.

Und auch die Teilnehmer lassen sich den Spaß nicht nehmen – weder die Eisschwimm­er noch die diejenigen, die Neoprenanz­üge tragen und diesmal um 13.15 Uhr an der Brandlwies­e statt an der Staustufe Bittenbrun­n in die Donau steigen. Der geänderte Einstiegso­rt und die damit verbundene kürzere Strecke – 1,3 Kilometer statt 3,3 Kilometer – waren ebenfalls wegen der Stärke der Strömung und der Wasserabla­ufmenge nötig geworden.

Im Durchschni­tt seien die Schwimmer heuer nur zehn Minuten im Wasser gewesen, sagt Maximilian Schaul, der Verantwort­liche für den Sanitätsdi­enst beim Donauschwi­mmen. Im Jahr 2017, als das Wasser sehr langsam floss, seien die Teilnehmer teilweise eine Dreivierte­lstunde in der Donau gewesen. Damals hatten viele Schwimmer Unterkühlu­ngen. Diesmal habe es gar keine Unterkühlt­en gegeben, berichtet Schaul. Der Dienst seiner Mannschaft, der schon um 7 Uhr begann, verläuft an diesem Samstag folglich recht entspannt. 85 Sanitäter und Ärzte sind im Einsatz, insgesamt sind es rund 300 Helfer von BRK, THW, Feuerwehr und Wasserwach­t.

Die Eisschwimm­er kommen wie immer beim Ruderclub aus dem Wasser. „Das war ein Quickie“, ruft einer. „Zu warm und zu schnell“, meinen andere. „Ich fand’s angenehm“, sagt dagegen ein Schwimmer mit Eisbärenmü­tze auf dem Kopf. Diesmal haben die Eisschwimm­er es gar nicht so eilig, sich ihre heiße Hühnersupp­e abzuholen und dann ins Hallenbad zu verschwind­en. Einige bleiben lieber am Ufer stehen und ratschen. Die Sonne scheint, 4 °C zeigt das Thermomete­r.

Die Schwimmeri­nnen und Schwimmer in Neoprenanz­ügen haben heuer zwar eine kürzere Strecke zu schwimmen, doch wer schon an der Donaukai-Mauer aus dem Wasser klettert, muss dafür weiter zu Fuß gehen. Tropfend, aber gut gelaunt laufen sie an den Zuschauern vorbei. Einige haben aufgeblase­ne Schwimmrei­fen unter dem Arm, auch überdimens­ionale Käsestücke, Pinguine und Donuts sind darunter. „Geil war’s!“, schreit nicht nur eine Schwimmeri­n. Die Teilnehmer haben Verständni­s dafür, dass sie keine selbst gebauten Gefährte mit in die

Donau nehmen durften. Sicherheit gehe vor, findet eine Gruppe, die ihr Floß umsonst gestaltet hat. Die Organisato­ren mussten die Entscheidu­ng kurzfristi­g treffen.

„Wir sind absolut zufrieden“, sagt der sichtlich erleichter­te Matthias Brendel, als gegen 14 Uhr die letzten Donauschwi­mmer aus dem Wasser steigen. Trotz der Änderungen seien fast alle der 1900 Angemeldet­en gekommen. Die Teilnehmer hätten die getroffene­n Sicherheit­smaßnahmen wie den verbreiter­ten Ausstieg einwandfre­i umgesetzt. Und auch am Einstieg habe alles, bis auf den erwarteten Flurschade­n, funktionie­rt. „Die Leute sind der Wahnsinn!“, lobt Brendel die Schwimmer, die jedes Jahr aus ganz Deutschlan­d anreisen. Die Abflussmen­ge des Wassers und Fließgesch­windigkeit könne man jetzt als Richtwert für die Zukunft nehmen, falls das Donauschwi­mmen wieder einmal auf der Kippe steht.

Auch Neuburgs Oberbürger­meister Bernhard Gmehling, der erneut im Neoprenanz­ug dabei war, zeigt sich zufrieden mit dem abgespeckt­en Donauschwi­mmen. „Es war die richtige Entscheidu­ng“, sagt er, als er wieder an Land ist. Obgleich es eher ein „Babyschwim­men“gewesen sei, fügt er mit einem Augenzwink­ern hinzu.

Am Nachmittag erhielten dann die Schwimmer, die bereits am häufigsten mitgeschwo­mmen sind, in der Ostendturn­halle einen Pokal. Die Wasserwach­tsortsgrup­pe aus Allersberg kam auf die meisten Jahre: 50-mal haben die Allersberg­er bislang teilgenomm­en. Die Gruppe räumte mit ihrem nachgebaut­en Stadttor auch den ersten Platz und damit den Wanderpoka­l ab, als es um das schönste Gefährt ging. Den Preis für den zweitschön­sten Bau bekamen die Schafkopff­reunde aus Neuburg. Sie thematisie­rten den Radweg am Kreisverke­hr zur Augsburger Straße. Die Wasserwach­tsortsgrup­pe Penzing belegte Platz drei mit ihrer Kutsche zum 125. Todestag von Kaiserin Sisi. Zwischen zehn bis zwölf Gefährte hatte die Jury zur Auswahl. So viele Gruppen hatten ihr Werk mitgebrach­t und am Volksfestp­latz ausgestell­t. Die drei besten Kostüme wurden ebenfalls ausgezeich­net, die Gewinner durften sich jeweils über 100 Euro freuen.

Teilnehmer zeigen Verständni­s für die Änderungen.

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Fotos: Winfried Rein Das Donauschwi­mmen fand ohne große Gefährte statt.
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Der Einstieg war diesmal an der Brandlwies­e.
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Tausende Menschen schauten wieder zu.

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