Hunderte Beschwerden gegen Donaubrücke
378 private Einwendungen sind gegen die Ostumfahrung mit Donauquerung eingegangen, davon eine aus Japan. „Neuburg braucht eine zweite Donaubrücke“, betont Horst Seehofer.
378 private Einwendungen sind gegen die zweite Donaubrücke eingegangen – darunter 282 aus Neuburg, 59 aus Bergheim und eine aus Japan. Die Mehrheit der Neuburger Stadträte geht trotzdem davon aus, dass die Ostumfahrung mit Donauquerung bei Joshofen von der Regierung genehmigt wird. Die Stadt Neuburg erwartet heuer das Plazet aus München.
Vor dem Bescheid gibt es noch mindestens einen großen Erörterungstermin mit allen Beteiligten, vermutlich in der Parkhalle. Dann wird auch die neueste Verkehrszählung vom Oktober 2023 zur Sprache kommen. Per Videozählung sind auf der Elisenbrücke über 23.000 Kraftfahrzeuge an einem Tag gezählt worden.
Oberbürgermeister Bernhard Gmehling nimmt auch dieses Ergebnis als Beweis für die Notwendigkeit einer zweiten Brücke in Neuburg. Sein Hauptziel: Den Durchgangsverkehr herauskriegen und die Innenstadt entlasten. Das sieht der frühere Ministerpräsident
Horst Seehofer genauso. „Neuburg braucht eine zweite Donaubrücke, das steht schon lange fest“, bekräftigte der CSU-Politiker bei seinem jüngsten Besuch. Bedenken, dass der Freistaat Bayern seine Finanzierungszusage nicht einhält, hat Horst Seehofer nicht: „Was rechtskräftig genehmigt ist, das wird auch gebaut.“
Eine der 29 Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange hält Oberbürgermeister Bernhard Gmehling für völlig verfehlt. Die Höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Oberbayern sieht von acht Brückenvarianten die Querung an der Schilchermühle östlich des Brandlbades (außerhalb des FFH-Gebietes) als beste und verträglichste. Für den OB wäre dieser Bau „ein Schildbürgerstreich“. Die Brücke würde keine Rücksicht auf Landschaft, Wasserschutzund Naherholungsgebiet nehmen, müsste an 40 Stellen hoch aufgeständert und mit bis zu zehn Prozent Steigung am Donauwörther Berg fertig werden. Außerdem treffe der Verkehr in Bittenbrunn/Laisacker auf eine dann stark überlastete Monheimer Straße.
Die Landesplanungsstelle für Schwaben empfahl in den 60erJahren der damals kreisfreien Stadt Neuburg dringend den Bau eines zweiten Donauüberganges. Jetzt schreibt die Naturschutzbehörde der Regierung von Oberbayern, sie sehe „keine zwingenden Gründe des öffentlichen Interesses“für den Bau einer zweiten Brücke. Das sieht die politische Mehrheit
im Stadtrat ganz anders. Sie erhofft sich von der Ostumfahrung die lange geforderte Entlastung der Neuburger Innenstadt.
Die bevorzugte Trasse 1 führt von der Grünauer Straße im Norden durch einen Auwaldstreifen zwischen Joshofen und Ried. Für diesen Eingriff mit rund 9000 Quadratmetern Einschlag will die Stadt 2,7 Hektar Fläche bei Gerolfing aufforsten und zum Auwald machen. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bezeichnet den Ausgleich als ungeeignet und zu weit entfernt von der Stadt. Ein Einwand sorgt sich um Biber, die auf der neuen Brücke überfahren werden könnten. „Für mich ist das Blödsinn“, so der Kommentar von Rechtsdirektor Ralf Rick. Das Gros der privaten Einwendungen bestehe aus gleichen Textbausteinen. Das lege die Vermutung einer Abstimmung von Brückengegnern nahe.
Zusammen mit seiner Kollegin Anett Schneider erarbeitet der Jurist Stellungnahmen zu allen eingegangenen Einwendungen. Die wichtigsten Antworten sind in der vergangenen Woche nach München geschickt worden. Zudem hat die Stadt ergänzende artenschutzrechtliche Gutachten erstellen lassen. Vom Halsbandschnäpper über Haselmaus und Mittelspecht bis zur Schlingnatter – von der ein Exemplar 400 Meter von der Trasse entfernt entdeckt worden war – seien so ziemlich alle Tierarten gesucht worden, versichert Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Kein Gutachten habe ein „No-Go“für diesen Brückenstandort ergeben.
Eine Verkehrsbelastung für die Nachbargemeinde Bergheim sei „nicht wegzudiskutieren“, so Gmehling. Die Prognose gehe von 3370 zusätzlichen Fahrzeugen, darunter 360 Lkw, aus. Eine Rolle spiele dabei der B 16-Ausbau östlich von Neuburg. Die Stadt arbeitet mit dem staatlichen Straßenbauamt Ingolstadt zusammen. Genaue Kostenberechnungen für Brücke und Osttangente soll es erst nach einer Genehmigung durch die Regierung von Oberbayern geben. Weil die Neuburger Osttangente zur Staatsstraße 2035 werden soll, übernimmt der Freistaat Bayern mindestens 80 bis 85 Prozent der Kosten als Sonderbaulast, heißt es.