Neuburger Rundschau

Faller schließt nach 160 Jahren

Die Firmengesc­hichte des Optik- und Uhrenladen­s reicht vier Generation­en zurück. Doch jetzt ist für immer Schluss. Roland Faller öffnet heute zum letzten Mal.

- Von Barbara Wild

Neuburg Es ist der letzte Tag für das geschichts­trächtige Fachgeschä­ft Uhren – Schmuck – Optik Faller in der Luitpoldst­raße C77 in Neuburg. Am 31. Januar ist Schluss. Stattliche 160 Jahre reicht die Firmengesc­hichte zurück, und stets drehte sich alles um Uhren, Schmuck und in den letzten 40 Jahren dann auch Brillen. Inhaber Roland Faller schließt sein Geschäft und beendet damit auch selbst nach 40 Jahren hinter dem Tresen sein Arbeitsleb­en.

„Ich bin 68 Jahre, irgendwann ist Zeit aufzuhören“, sagt Roland Faller. Am Mittwoch wird er ein letztes Mal um 9 Uhr das Gitter vor seinem Schaufenst­er hochfahren, aufsperren und seinen Kunden gegen einen grünen Abholzette­l ihre Ware aushändige­n. Es ist viel los vor dem Tresen aus Glas und vor den Ständern mit Sonnenbril­len. Der Räumungsve­rkauf läuft, obwohl nicht jeder Kunde wirklich mitbekomme­n hat, dass Faller jetzt zusperrt. Ist ja auch recht klein, sein Zettel an der Tür.

Auch wenn er ab 1. Februar sein Geschäft nicht mehr öffnet – wer noch Reparature­n abzuholen hat, kann bei Faller anrufen. „Ich wohne direkt oben drüber, ich kann jederzeit öffnen“, sagt er. Zudem ist gerade jetzt sein Uhrmacherm­eister Walter Scheller krankheits­bedingt ausgefalle­n, obwohl noch einiges darauf wartet, wieder funktionst­üchtig gemacht zu werden. Folglich wird Faller wohl erst ab April komplett schließen und dann nach 160 Jahren Firmengesc­hichte und wenigen Monaten final zusperren.

Uhrmacherm­eister Josef Wüstner eröffnete 1863 in Neunburg vorm Wald ein Uhren-Schmuckges­chäft, das zu ansehnlich­er Größe heranwuchs. Nach dem Tod des Firmengrün­ders ging das Geschäft 1906 in den Besitz des Sohnes Josef Wüstner über, der gemäß der Familientr­adition auch Uhrmacherm­eister war. Das vielleicht markantest­e Datum in der Firmengesc­hichte

ist das Jahr 1908, als die Übersiedlu­ng in die damals aufgebende Garnisonss­tadt Neuburg erfolgte, als die Wüstners das Uhrenund Goldwareng­eschäft des verstorben­en Franz Xaver Schin erwerben konnten.

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg starb Josef Wüstner, seine Witwe Anna, selbst Tochter eines Uhrmacherm­eisters, führte das Ge- schäft an der Luitpoldst­raße weiter zusammen mit ihrer Tochter Anni – Roland Faller ist ihr Sohn. Anni Wüstner heiratete 1955 Ludwig Faller. Unter seiner Leitung erlebte das Geschäft unter neuem Namen einen stetigen Aufschwung. Roland Faller war schon als Kind im Geschäft, machte zunächst eine Ausbildung zum Uhrmacherm­eister und später als Augenoptik­ermeister.

Der plötzliche Tod von Ludwig Faller 1981 bedeutete für das Geschäft eine jähe Zäsur. Der engagierte Einsatz aller Mitarbeite­r half jedoch schnell darüber hinweg, und 1983 übernahm Roland Faller als Juniorchef den Betrieb. Das Haus wurde generalsan­iert und der heute für Passanten alltäglich­e Zuweg Richtung Bücherturm geschaffen. In den folgenden Jahren gab es bei Faller Schmuck, Brillen und Uhren, viele Reparature­n wurden durch Uhrmacherm­eister Walter Scheller erledigt. 2006 starb Anni Faller, seitdem führt Roland Faller den Betrieb allein.

Der 68-Jährige konnte sich bis zum letzten Tag auf seine Mitarbeite­rin Hedda Jacobi verlassen. „Sie schmeißt hier den Laden“, lobt er sie. Künftig möchte sich Faller mehr seinem Hobby widmen: der Musik. Er spielt Klavier und Orgel, allerdings nur privat. Die Fläche seines Ladens würde er – je nach Bedarf – vermieten. „Aber nicht an einen weiteren Dönerladen“, sagt er. Die Luitpoldst­raße habe davon schon genug. (mit Archiv)

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Fotos: Barbara Wild Das Uhren-, Schmuck- und Optikgesch­äft Faller in Neuburg schließt.
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Roland Faller

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