Ein neues Stadtviertel für Neuburg
Erstmals hat die TH Ingolstadt konkrete Entwürfe präsentiert, wie der neue Campus Neuburg gestaltet wird. Der Freistaat investiert über 100 Millionen Euro.
Die Technische Hochschule Ingolstadt (THI) hat jetzt das erste Mal konkrete Entwürfe gezeigt, wie sich der Campus Neuburg baulich entwickeln soll. Alle historischen Gebäude der ehemaligen LassignyKaserne werden erhalten und saniert. Danach sollen drei auffällige und moderne Neubauten das Areal in ein völlig neues Stadtquartier verwandeln. Die Gebäude sind nicht nur Orte des Forschens, Lernens und des studentischen Lebens, sondern zugleich ein Vorbild in nachhaltiger Bautechnologie – passend zu den Studiengängen, die in Neuburg angeboten werden. Was genau geplant ist, erläuterte THI-Präsident Walter Schober am Mittwoch in Neuburg.
Noch hat Neuburg einen „MiniCampus“mit derzeit 200 Studierenden, so Schober. Doch in den kommenden fünf Jahren wird sich das 36.000 Quadratmeter große Areal der ehemaligen Lassigny-Kaserne zu einem großzügigen und grünen Hochschulstandort für 1200 Studierende entwickeln. Der Freistaat Bayern investiert über 100 Millionen
Der Campus Neuburg ist autofrei, geparkt wird in der Tiefgarage
Euro, wie Thomas Sendtner vom Staatlichen Hochbauamt Ingolstadt vorrechnete. Der Stadtrat hat die Pläne, die nichtöffentlich am Dienstagabend präsentiert wurden, mit einer Gegenstimme und sonst „großer Begeisterung“abgesegnet, so Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. „Für Neuburg ist das eine enorme Chance, hier kann ein neues Stadtteilzentrum entstehen.“
THI-Präsident Schober machte die Sonderstellung des Neuburger Campus klar: Nicht nur die nachhaltige Bauweise, der grüne Campus mit historischem Ambiente, sondern auch die Großzügigkeit der Fläche sei besonders. „In Ingolstadt studieren 8000 Studenten auf der gleichen Fläche, wie 1200 am Ende in Neuburg“, macht Schober klar. Wenn alles wie geplant laufe, soll ab 2026 mit der Sanierung der Gebäude begonnen und 2029 die Neubauten eingeweiht werden.
• Backstein-Gebäude: Insgesamt fünf historische Gebäude, die allesamt unter Denkmalschutz stehen, werden bis 2027 saniert. Entlang der Donauwörther Straße werden die Verwaltung, Büros für Professoren und kleinere Besprechungsräume ihren Platz finden. In der ehemaligen Gemeinschaftsunterkunft zieht unter anderem ein Kindergarten ein. Das ehemals für Wohnungslose genutzte Haus wird zum Studentenwohnheim. In den Campus integriert wird auch das ehemalige Badehaus, das schon heute für so manchen Studententreff genutzt wird. Hier soll der Ort für die Studierendenvertretung gestaltet werden. Die ehemalige Exerzierhalle wird zur Bibliothek.
• Neubauten: Sind die historischen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert saniert, beginnen nach derzeitigem Plan ab 2027 die Bauarbeiten für die zentralen Gebäude am Campus. Herzstück wird das sogenannte Punktgebäude mit quadratischem Grundriss und Flachdach. Es wird den Eingangsbereich des Campus’ vom neu gestalteten Vorplatz dominieren und einen neu zu gestaltenden Hochschulplatz flankieren. Im Punktgebäude befinden sich Hörsäle, ein Veranstaltungssaal, Labore und Seminarräume. Zwei weitere lang gezogene Querbauten mit Satteldach beherbergen die Mensa, einen weiteren Teil der Bibliothek, Hörsäle, Seminarräume, Lernorte und Besprechungsplätze für Studenten. • Studentenwohnheime: In zwei Backsteinbauten auf der Westseite der Campus-Wiese werden zwei Studentenwohnheime mit insgesamt 120 Plätzen etabliert. Das Studentenwerk Erlangen/Nürnberg saniert die ebenfalls denkmalgeschützten Gebäude aufwendig und schafft hochwertige, rund 20 Quadratmeter große Einheiten, teilweise mit Wintergarten. In einem weiteren Schritt soll das ehemalige Obdachlosenwohnheim zum Studentenheim werden.
• Grüner Campus: Nach dem Abriss der Baracken ist zwischen der Donauwörther Straße und den bereits jetzt genutzten beiden Campus-Gebäuden eine große Freifläche mit altem Baumbestand entstanden. Diese soll weiterhin als großzügige, naturnahe Campus-Wiese angelegt werden. Die Gebäude sind angesichts der Studienfächer am Campus „maximal nachhaltig“(Schober) in Hybridholzständerbauweise geplant. Jedes Dach wird sowohl begrünt als auch mit PV-Modulen versehen. Die Architektur des Planungsbüros GMP sieht vor, dass die großen Fensterflächen großzügig beschattet werden.
• Verkehr: Der gesamte Campus ist autofrei, lediglich Anlieger können die Stichstraße zu den Studentenwohnheimen befahren. Unter dem gesamten Hochschulplatz wird eine Tiefgarage gebaut. Die jetzt bestehende Parkfläche mit 120 Stellplätzen, die derzeit vor allem von Mitarbeitern des Landratsamts frequentiert wird, wird wohl bis 2026 nicht mehr nutzbar sein.
• Studenten: Derzeit sind am Campus Neuburg 200 Studierende eingeschrieben, zum Sommersemester kommen weitere 50 hinzu. Zum Wintersemester 2024/2025 beginnen zwei neue Studiengänge: Im Fach nachhaltige Baustofftechnologie beschäftigen sich die Studierenden unter anderem mit neuartigen Baustoffen aus dem Donaumoos. Zudem startet ein internationaler Masterstudiengang zum nachhaltigen Umweltmanagement. Die Quote an ausländischen Studierenden in Neuburg liegt bei etwa 50 Prozent.