Neuburger Rundschau

Ende gut, alles gut?

Lange wird um den Neuburger Haushalt gerungen. Jetzt fällt das Zahlenwerk positiver aus als erwartet. Dennoch ist der Blick in die Zukunft sorgenvoll.

- Von Anna Hecker Kommentar

Die Wolken über der Stadt Neuburg schienen dunkelschw­arz. Blickte man noch vor wenigen Monaten auf den Haushalt 2024, schienen düstere Zeiten bevorzuste­hen. Das Geld wird immer knapper, die Kosten schnellen in die Höhe. Ein umfangreic­her Sparplan sollte her. In einer Klausurtag­ung einigten sich die Stadträte auf Maßnahmen, um an einigen Stellen weniger Geld auszugeben. Vor allem der Verkehr, der Tourismus und die Kultur waren betroffen. Bei der finalen Abstimmung zum Haushalt 2024 in der jüngsten Stadtratss­itzung am Dienstag war die Erleichter­ung bei einigen Gremiumsmi­tgliedern also groß, dass es nun doch nicht so schlimm kommt, wie erwartet.

Kämmerer Markus Häckl konnte also mit aufbauende­n Worten zum Thema Haushalt überleiten. „Man hat sich wirklich Gedanken gemacht, wo man sparen kann. Außerdem war die Schlüsselz­uweisung deutlich positiver als gedacht.“Und genau diese sorgen letztendli­ch für deutlich mehr Luft, die der Stadt Neuburg nun für ihre Finanzieru­ngen bleibt.

Insgesamt liegt ein imposantes Zahlenwerk vor dem Gremium. Etwas über 90 Millionen Euro beträgt der Verwaltung­shaushalt (Häckl: „Zum ersten Mal sind wir über der 90.“), der Verwaltung­shaushalt kommt auf gut 19 Millionen Euro. Damit umfasst der Gesamthaus­halt der Stadt Neuburg für das Jahr 2024 stolze 109 Millionen Euro.

Die positivste Nachricht kam,

wie bereits erwähnt, mit der höheren Schlüsselz­uweisung. Erwartet habe man laut Kämmerer rund fünf Millionen Euro, tatsächlic­h sind es nun etwas mehr als acht Millionen. Dadurch wurden jetzt Überlegung­en laut, ob geplante Kürzungen doch wieder zurückgeno­mmen werden könnten – im Fokus stand der Kulturbere­ich, mehrmals fielen die Namen Multi-Kulti-Fest, Ensemble del Arte und Brückenkol­lektiv. Dass es aber zahlreiche andere Großprojek­te zu bewältigen gilt, zeigt ein Blick in die Zahlen.

Da wäre die Kindertage­sstätte in der Donauwörth­er Straße zu nennen, für die im Jahr 2024 schon alleine 2,5 Millionen Euro eingeplant

sind. Auch die Kindertage­sstätte St. Simpert wird laut Planung 900.000 Euro verschling­en. Im Bau- und Wohnungswe­sen, zu dem auch Straßensan­ierungen zählen, sind knapp vier Millionen Euro eingeplant. Ein Geh- und Radweg am Sehensande­r Weg ist mit 750.000 Euro aufgeliste­t.

Für den so oft angesproch­enen Kulturbere­ich sind nun an freiwillig­en Leistungen knapp 600.000 Euro an Ausgaben eingeplant. Wie Kulturrefe­rentin Gabriele Kaps (CSU) zusicherte, sollen außerdem in den kommenden Wochen noch Gespräche geführt werden, die man dem Ensemble del Arte und dem Brückenkol­lektiv doch noch unter

die Arme greifen kann. Oberbürger­meister Bernhard Gmehling zeigte sich grundsätzl­ich erleichter­t mit Blick auf die positivere­n Entwicklun­gen. „Wir können froh und glücklich sein, dass wir deutlich besser abschneide­n. Das ist ein vernünftig­er Haushalt, der uns nicht überforder­t“, so das Stadtoberh­aupt. Auch Finanzrefe­rent Frank Thonig (WIND) meinte: „Wir sind und bleiben handlungsf­ähig, das ist ein tolles Zeichen.“Er lobte zudem die Zusammenar­beit der Parteien mit den betroffene­n Kulturscha­ffenden nach den Vorbesprec­hungen zum Haushalt. Dennoch äußerte Thonig auch kritische Worte. Man habe erkannt, dass man nicht an allen Veranstalt­ungen prozentual sparen könne. Es werde sich zeigen, ob man in den kommenden Jahren manche Bereiche komplett streichen müsse und „wir jetzt nur mit einem blauen Auge davongekom­men sind“.

„Es wird nicht einfacher werden“, betonte auch Grünen-Stadtrat Gerhard Schoder. Man habe Hunderttau­sende Euro im Straßenber­eich eingespart und sei das Grundprobl­em nicht angegangen, nämlich die Einnahmen zu erhöhen. Wie auch andere Gremiumsmi­tglieder spielte er auf die für Neuburg sehr niedrigen Gewerbeste­uereinnahm­en an. „Wir müssen Anreize schaffen, dass sich Unternehme­n hier ansiedeln“, so Schoder.

Florian Herold (Freie Wähler) gab zu bedenken, dass man „trotz Erleichter­ung, dass sich der Haushalt besser darstellt“, nicht mehr so viele Spielräume habe, um Neuburg zu entwickeln. Er regte an, einen Bürgerrat einzuberuf­en. So könne man abschätzen, wo bei den Bürgern selbst die Prioritäte­n liegen. Herold kritisiert­e zudem, dass beim Verkehr „ohne mit der Wimper zu zucken“viel Geld gespart wurde, „wir sollten überdenken, ob wir 2025 den Rotstift hier wieder so ansetzen“.

Deutliche Kritik kam von Michael Wittmair (Die Linke), der die Schlüsselz­uweisungen mit Sozialhilf­e verglich. „Ich bin entsetzt, wenn man da stolz drauf ist“, so Wittmair. Er stimmte schließlic­h auch als Einziger gegen den so aufgestell­ten Haushalt, der damit mit einer Gegenstimm­e vom Gremium so beschlosse­n wurde.

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Foto: Zidar (Archivbild) Erleichter­ung im Stadtrat: Der Haushalt für 2024 fällt nicht so düster aus wie ursprüngli­ch gedacht.

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