Neuburger Rundschau

Klosterwir­tschaft öffnet wieder

Nach fünf Jahren schloss die Klosterwir­tschaft in Karlshuld im Oktober ihre Türen, seither blieb es dort dunkel. Doch nun ist ein neuer Pächter gefunden. Wer er ist und was er vorhat.

- Von Katrin Kretzmann

Im Oktober vergangene­n Jahres löste eine Nachricht in den sozialen Medien großes Bedauern bei den Karlshulde­rn aus. So verkündete der damalige Wirt Jürgen Meier nach fünf Jahren das Aus der Klosterwir­tschaft. Doch jetzt, knapp drei Monate später, gibt es frohe Kunde: Die Traditions­gaststätte im Herzen der Donaumoosg­emeinde öffnet bald wieder, ein neuer Pächter ist gefunden. Wer er ist, was er vorhat und wann große Wiedereröf­fnung gefeiert wird.

Steigende Einkaufs- und Energiepre­ise sowie Coronahilf­en in Höhe von 22.000 Euro, die er zurückzahl­en müsse, hätten das Ende besiegelt, schrieb Jürgen Meier damals in seinem Post. Das Bedauern war groß, neben der Kundschaft auch beim Rathausche­f. „Das ist sehr schade für Karlshuld, denn die Klosterwir­tschaft unter Jürgen Meier war eine kulinarisc­he Bereicheru­ng für unsere Gemeinde“, sagte Bürgermeis­ter Michael Lederer nach der Verkündung der Schließung. Dank der Teilnahme an der Dokusoap „Mein Lokal, dein Lokal“war die Gaststätte mit ihrer gutbayeris­ch-bürgerlich­en Küche und internatio­nalem Einschlag weit über die Landkreisg­renzen hinaus bekannt, ohne Reservieru­ng war oft kein Platz zu bekommen. Doch die finanziell­e Belastung überwog und seither blieb es dunkel in den Räumen – bis jetzt.

So manchem Karlshulde­r dürfte es aufgefalle­n sein, dass sich seit ein paar Wochen im Inneren der Traditions­gaststätte wieder etwas rührt. „Es gibt noch einiges zu tun bis zur Wiedereröf­fnung“, sagt Matthias Seitle, der neue Pächter der Klosterwir­tschaft. Der 45-Jährige ist ein waschechte­r Karlshulde­r, geboren und aufgewachs­en im Ortsteil Kleinhohen­ried – wo er auch das erste Mal Gastroluft schnuppert­e. „Als Teenager habe ich an den Wochenende­n im Musikcafé Allegro ausgeholfe­n“, erzählt er. Doch seine berufliche Karriere führte ihn woanders hin.

Nach seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhande­lskaufmann

bildete sich der Karlshulde­r stets weiter, unter anderem zum Webdesigne­r. Es folgte ein Studium der Wirtschaft­sinformati­k und eine Weiterbild­ung zum Projektman­ager. „Der PC war mein Hobby, es machte mir immer Spaß und ich habe es als Chance mit Zukunft gesehen“, sagt er. Knapp 15 Jahre war er bei Siemens in München, bereiste durch seinen Beruf die Welt, gründete mit einem ehemaligen Kollegen eine Firma, kaufte eine weitere und baute sie zu einem erfolgreic­hen Unternehme­n aus. Vor etwas mehr als eineinhalb Jahren verkaufte er und arbeitete bis zuletzt als Angestellt­er in einer IT-Firma – und die Gastronomi­e war stets sein Begleiter.

„Ich habe nebenbei immer in der Klub- und Barszene gearbeitet, es hat mir unheimlich Spaß gemacht“, erzählt Seitle. In der Klosterwir­tschaft in Karlshuld zählte er zu den Stammgäste­n, genoss den Charakter des Lokals. „Gutes, bodenständ­iges Essen, gutes Bier, Stammtisch­e und Gemütlichk­eit – das war und ist einfach meins, so muss eine

gute Wirtschaft sein.“Umso mehr traf es ihn und seine Stammtisch­Spezis, als Jürgen Meier verkündete, dass Schluss sei. Dann ratterte es bei dem 45-Jährigen, er begann zu überlegen, sprach mit Freunden und seiner Frau, spielte alles im Kopf durch – und griff schließlic­h zum Hörer, um Eigentümer Frank Wittmann anzurufen. Die beiden kamen ins Gespräch, waren sich schnell einig und der neue Pächter der Klosterwir­tschaft in Karlshuld war besiegelt.

Gutbürgerl­ich-bayerische Küche mit etwas Pfiff, so lautet Seitles kulinarisc­hes Konzept für die Neuauflage der Klosterwir­tschaft, das er zusammen mit seinem Koch Filip ausgearbei­tet hat. So wird es auf einer kleinen, aber feinen Speisekart­e neben dem klassische­n Schweinebr­aten etwa Obatzter-Pralinen, in Panko-Bröseln hausgeback­enes Schnitzel oder Pfannkuche­nsuppe zum Selbstzusa­mmenstelle­n geben.

„Wir machen keine gehobene Küche, sondern peppen die guten alten Gerichte nur ein wenig auf“,

erklärt Seitle. Der neue Pächter legt auch Wert auf regionale und saisonale Produkte mit hoher Qualität, „das ist mir sehr wichtig“. Für alle Fleischlie­bhaber soll es Aktionstag­e geben, etwa mit Pulled Pork oder BBQ-Ribs. Doch auch Vegetarier und Veganer kommen beispielsw­eise mit frischen Salatbowls oder Nudelgeric­hten auf ihre Kosten. Helles, Weißbier und Co. bezieht er von den Brauereien Gutmann und Augustiner, sonntags plant der Karlshulde­r ein Weißwurstf­rühstück sowie grundsätzl­ich einen Mittagstis­ch zu etablieren. „Donnerstag ist Stammtisch­abend – und Kartenspie­ler sind jederzeit willkommen“, betont der Pächter.

Seitle freut sich, dass er neben Koch Filip, der aus Neuburg kommt und viel Erfahrung in der Küche mitbringt, auch auf fleißige Kräfte im Service setzen kann – denen auch die Wirtschaft nicht unbekannt ist. So hätten einige davon schon unter seinen VorgängerP­ächtern gearbeitet. Knapp 15 Leute umfasst sein aktuelles Team für

Service und Küche. „Aber wir suchen noch mehr, also wer Interesse hat, darf sich gerne melden“, betont er. Für den Anfang soll die Wirtschaft von Donnerstag bis Sonntag geöffnet sein, „und dann schauen wir weiter“.

Die große Wiedereröf­fnung soll Anfang März stattfinde­n, ein genaues Datum steht allerdings noch nicht fest. Doch schon jetzt füllt sich Seitles Reservieru­ngsbuch. So hat er schon mehrere einige für Geburtstag­e und Vereinssit­zungen – Tendenz steigend.

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Foto: Andrea Hammerl (Archivbild) Im Oktober gingen in der Klosterwir­tschaft in Karlshuld die Lichter aus. Doch bald gehen sie wieder an, denn ein neuer Pächter für die Traditions­gaststätte ist gefunden.
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Foto: Kretzmann Matthias Seitle aus Kleinhohen­ried ist der neue Pächter der Klosterwir­tschaft in Karlshuld.

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