Klosterwirtschaft öffnet wieder
Nach fünf Jahren schloss die Klosterwirtschaft in Karlshuld im Oktober ihre Türen, seither blieb es dort dunkel. Doch nun ist ein neuer Pächter gefunden. Wer er ist und was er vorhat.
Im Oktober vergangenen Jahres löste eine Nachricht in den sozialen Medien großes Bedauern bei den Karlshuldern aus. So verkündete der damalige Wirt Jürgen Meier nach fünf Jahren das Aus der Klosterwirtschaft. Doch jetzt, knapp drei Monate später, gibt es frohe Kunde: Die Traditionsgaststätte im Herzen der Donaumoosgemeinde öffnet bald wieder, ein neuer Pächter ist gefunden. Wer er ist, was er vorhat und wann große Wiedereröffnung gefeiert wird.
Steigende Einkaufs- und Energiepreise sowie Coronahilfen in Höhe von 22.000 Euro, die er zurückzahlen müsse, hätten das Ende besiegelt, schrieb Jürgen Meier damals in seinem Post. Das Bedauern war groß, neben der Kundschaft auch beim Rathauschef. „Das ist sehr schade für Karlshuld, denn die Klosterwirtschaft unter Jürgen Meier war eine kulinarische Bereicherung für unsere Gemeinde“, sagte Bürgermeister Michael Lederer nach der Verkündung der Schließung. Dank der Teilnahme an der Dokusoap „Mein Lokal, dein Lokal“war die Gaststätte mit ihrer gutbayerisch-bürgerlichen Küche und internationalem Einschlag weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt, ohne Reservierung war oft kein Platz zu bekommen. Doch die finanzielle Belastung überwog und seither blieb es dunkel in den Räumen – bis jetzt.
So manchem Karlshulder dürfte es aufgefallen sein, dass sich seit ein paar Wochen im Inneren der Traditionsgaststätte wieder etwas rührt. „Es gibt noch einiges zu tun bis zur Wiedereröffnung“, sagt Matthias Seitle, der neue Pächter der Klosterwirtschaft. Der 45-Jährige ist ein waschechter Karlshulder, geboren und aufgewachsen im Ortsteil Kleinhohenried – wo er auch das erste Mal Gastroluft schnupperte. „Als Teenager habe ich an den Wochenenden im Musikcafé Allegro ausgeholfen“, erzählt er. Doch seine berufliche Karriere führte ihn woanders hin.
Nach seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann
bildete sich der Karlshulder stets weiter, unter anderem zum Webdesigner. Es folgte ein Studium der Wirtschaftsinformatik und eine Weiterbildung zum Projektmanager. „Der PC war mein Hobby, es machte mir immer Spaß und ich habe es als Chance mit Zukunft gesehen“, sagt er. Knapp 15 Jahre war er bei Siemens in München, bereiste durch seinen Beruf die Welt, gründete mit einem ehemaligen Kollegen eine Firma, kaufte eine weitere und baute sie zu einem erfolgreichen Unternehmen aus. Vor etwas mehr als eineinhalb Jahren verkaufte er und arbeitete bis zuletzt als Angestellter in einer IT-Firma – und die Gastronomie war stets sein Begleiter.
„Ich habe nebenbei immer in der Klub- und Barszene gearbeitet, es hat mir unheimlich Spaß gemacht“, erzählt Seitle. In der Klosterwirtschaft in Karlshuld zählte er zu den Stammgästen, genoss den Charakter des Lokals. „Gutes, bodenständiges Essen, gutes Bier, Stammtische und Gemütlichkeit – das war und ist einfach meins, so muss eine
gute Wirtschaft sein.“Umso mehr traf es ihn und seine StammtischSpezis, als Jürgen Meier verkündete, dass Schluss sei. Dann ratterte es bei dem 45-Jährigen, er begann zu überlegen, sprach mit Freunden und seiner Frau, spielte alles im Kopf durch – und griff schließlich zum Hörer, um Eigentümer Frank Wittmann anzurufen. Die beiden kamen ins Gespräch, waren sich schnell einig und der neue Pächter der Klosterwirtschaft in Karlshuld war besiegelt.
Gutbürgerlich-bayerische Küche mit etwas Pfiff, so lautet Seitles kulinarisches Konzept für die Neuauflage der Klosterwirtschaft, das er zusammen mit seinem Koch Filip ausgearbeitet hat. So wird es auf einer kleinen, aber feinen Speisekarte neben dem klassischen Schweinebraten etwa Obatzter-Pralinen, in Panko-Bröseln hausgebackenes Schnitzel oder Pfannkuchensuppe zum Selbstzusammenstellen geben.
„Wir machen keine gehobene Küche, sondern peppen die guten alten Gerichte nur ein wenig auf“,
erklärt Seitle. Der neue Pächter legt auch Wert auf regionale und saisonale Produkte mit hoher Qualität, „das ist mir sehr wichtig“. Für alle Fleischliebhaber soll es Aktionstage geben, etwa mit Pulled Pork oder BBQ-Ribs. Doch auch Vegetarier und Veganer kommen beispielsweise mit frischen Salatbowls oder Nudelgerichten auf ihre Kosten. Helles, Weißbier und Co. bezieht er von den Brauereien Gutmann und Augustiner, sonntags plant der Karlshulder ein Weißwurstfrühstück sowie grundsätzlich einen Mittagstisch zu etablieren. „Donnerstag ist Stammtischabend – und Kartenspieler sind jederzeit willkommen“, betont der Pächter.
Seitle freut sich, dass er neben Koch Filip, der aus Neuburg kommt und viel Erfahrung in der Küche mitbringt, auch auf fleißige Kräfte im Service setzen kann – denen auch die Wirtschaft nicht unbekannt ist. So hätten einige davon schon unter seinen VorgängerPächtern gearbeitet. Knapp 15 Leute umfasst sein aktuelles Team für
Service und Küche. „Aber wir suchen noch mehr, also wer Interesse hat, darf sich gerne melden“, betont er. Für den Anfang soll die Wirtschaft von Donnerstag bis Sonntag geöffnet sein, „und dann schauen wir weiter“.
Die große Wiedereröffnung soll Anfang März stattfinden, ein genaues Datum steht allerdings noch nicht fest. Doch schon jetzt füllt sich Seitles Reservierungsbuch. So hat er schon mehrere einige für Geburtstage und Vereinssitzungen – Tendenz steigend.