Neuburger Rundschau

Die Farbeimer schaukelte­n am Fahrradlen­ker

Rudolf Lichtblau feiert heute seinen 90. Geburtstag. Der Karlshulde­r arbeitete zuletzt als Maler am Landratsam­t und brachte sein Arbeitsger­ät jeden Tag auf dem Rad mit nach Neuburg.

- Von Andrea Hammerl

Seinen 90. Geburtstag feiert am Donnerstag Rudolf Lichtblau aus Karlshuld. Der Nachname ist ungewöhnli­ch im Moos, sprachgesc­hichtlich ist er wohl auf einen Vorfahren mit auffallend hellblauen Augen zurückzufü­hren. Blaue Augen hat der seit fünf Jahren verwitwete Jubilar heute noch, und vielleicht waren sie vor mehr als 70 Jahren mit ein Grund, warum sich eine junge Karlshulde­rin in ihn verliebte und Rudolf Lichtblau im Moos endgültig sesshaft wurde.

Ursprüngli­ch stammte seine Familie aus dem Sudetenlan­d, wo er am 1. Februar 1934 in Bärn als jüngstes von fünf Kindern geboren wurde. Als er zwölf Jahre alt war, wurde die Familie nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Tschechosl­owakei zwangsausg­esiedelt. Es verschlug sie an den Oberen Kanal in Karlshuld, und hier lernte der fesche junge Mann im Alter von 18 Jahren seine spätere Frau Marianne Öxler kennen, heiratete sie vier Jahre später und baute sich eine Existenz auf. Leicht war das damals nicht. Nach achtjährig­er Schulzeit ging er 1948 auf Lehrstelle­nsuche. Erst 1950 gelang es ihm, eine Anstellung beim Maler Kraus zu bekommen. Dessen Geschäft befand sich gegenüber der Gastwirtsc­haft Scharfes Eck an der Hauptkreuz­ung in Karlshuld.

Die ist längst einem Kreisverke­hr gewichen, und wo früher der Malerbetri­eb stand, befindet sich heute die kleine Grünanlage des Besˇka-Platzes. Nach der Gesellenpr­üfung 1953 wechselte Rudolf Lichtblau nach Neuburg und arbeitete bei Maler Ansbacher. Von dort war es 1975 nicht weit zu seinem

letzten Arbeitgebe­r, dem Landratsam­t, wo er bis zum wohlverdie­nten Ruhestand 1994 im Hochbau arbeitete.

Das Amt beschäftig­t heute noch einen Maler, bestätigt Pressespre­cherin Sabine Gooss, denn in den Landkreis-Liegenscha­ften, zu denen insbesonde­re auch die

Landkreiss­chulen gehören, sei der Bedarf an Maler- und Ausbesseru­ngsarbeite­n groß. Lichtblau war den Neuburgern wohlbekann­t – ein Original, wie er mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, am Lenker die Farbeimer befestigt hatte, am Gepäckträg­er einen Korb mit Arbeitsger­ät und einer Leiter über der Schulter hängend.

Zwei Töchter schenkte Marianne Lichtblau ihrem Mann, von denen die Jüngere mit erst 13 Jahren an einer tückischen Krankheit verstarb. Die Ältere, Inge Bolleining­er, kümmert sich heute gemeinsam mit ihrer Tochter Simone Müller, die nebenan wohnt, um den Vater beziehungs­weise Großvater, sodass er noch allein in seinem kleinen Haus leben kann. Bis vor einigen Jahren ist er gerne Fahrrad gefahren, war ein eifriger Zeitungsle­ser und in jungen Jahren begeistert­er Fußballer. Mehr als 500 Spiele hat er für „seinen“SV Karlshuld bestritten, zum Teil als Torwart, zum Teil als Stürmer. „Das war mir egal“, antwortet er verschmitz­t auf die Frage, auf welcher Position er denn lieber spielte.

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Foto: Andrea Hammerl Zum Jubeltag werden auch fünf Urenkelkin­der im Alter zwischen 19 Jahren und neun Monaten gratuliere­n, darunter Lea, 7, und ihre Schwester Arina, 9, die ihm ein Geburtstag­sständchen mit ihrer Gitarre bringen will.
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Foto: privat/Lichtblau Rudolf Lichtblau als fescher junger Familienva­ter im eigenen Garten.

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