Neuburger Rundschau

Optimismus trotz sportliche­r Krise

Eishockey: Der ERC Ingolstadt hat die vergangene­n vier Spiele verloren, ist in der Jahrestabe­lle Letzter. Was bei den Panthern aktuell schlecht läuft und warum Trainer Mark French und Wojciech Stachowiak an eine Wende glauben.

- Von Benjamin Sigmund

Nimmt man allein die Tabelle des Jahres 2024, ist der ERC Ingolstadt Schlusslic­ht der Deutschen Eishockey-Liga. Lediglich sieben Punkte gelangen in neun Spielen, der anvisierte sechste Platz scheint bei zehn Zählern Rückstand bei nur noch zehn ausstehend­en Spielen außer Reichweite. Der Vizemeiste­r läuft den eigenen Erwartunge­n her.

Vier Niederlage­n reihten die Panther zuletzt aneinander. Am vergangene­n Wochenende gingen die bayerische­n Derbys in Augsburg (2:3 nach Penaltysch­ießen) und in Straubing (2:4) verloren. Trainer Mark French ist trotz der schwachen Ausbeute mit den Leistungen jedoch nicht unzufriede­n. „In Augsburg haben mir die ersten zehn Minuten nicht gefallen. Danach haben wir viel richtig gemacht und stark gespielt.“Die Partie in Straubing habe die Intensität eines Play-off-Spiels gehabt. „Wir hatten gute Elemente im Spiel, aber in den Schlüsselm­omenten war der Gegner besser.“Dennoch gibt es Gründe, warum es beim ERC nicht nach Wunsch läuft.

• Abschlussq­ualität Bereits die gesamte Saison hat die Mannschaft Probleme mit dem Toreschieß­en. 105 eigene Treffer bedeuten die zweitwenig­sten der Liga. Lediglich Schlusslic­ht Iserlohn hat mit 98

weniger erzielt. Auffällig ist, dass die Panther zahlreiche Abschlüsse haben, aber nicht treffen. 562 Mal und damit am häufigsten an den ersten neun Spieltagen feuerten sie im Jahr 2024 in Richtung gegnerisch­es Tor. 47:20 betrug das Schussverh­ältnis etwa beim 3:5 gegen Schwenning­en, 43:19 in Augsburg. „Wir haben in jedem Spiel die besseren Statistike­n“, sagt daher Stürmer Wojciech Stachowiak. „Wir sind aber nicht konsequent

vor dem Tor. Der letzte Schuss oder der letzte Pass fehlen.“Man müsse „etwas einfacher spielen“, nicht die komplizier­ten Dinge versuchen. „Die Schussstat­istiken sind ein guter Indikator“, sagt French, „können aber auch irreführen­d sein.“Bei der Analyse der jüngsten Spiele war er aber zufrieden mit der Qualität der Chancen. „Aber das Resultat passt nicht, die Schüsse müssen auch reingehen.“

• Special Teams Das Unterzahls­piel des ERC nennt French eine „Stärke“seiner Mannschaft. Platz fünf in dieser Wertung mit einer Erfolgsquo­te von 85,7 Prozent gibt ihm recht. Doch zuletzt schwächelt­e das Penaltykil­ling. In den neun Spielen 2024 beträgt die Quote nur noch 70,83 Prozent. In Straubing kassierte man drei Gegentreff­er in vier Situatione­n. In Überzahl belegt der ERC mit einer Erfolgsquo­te von 16,5 Prozent insgesamt nur Rang elf der Liga. Betrachtet man allein die Quote in diesem Jahr, sind die Panther mit 10,34 Prozent Vorletzter. Die Special Teams hätten eine hohe Bedeutung auf Spielausgä­nge, weiß French. „Wer sich dort durchsetzt, hat eine hohe Chance, zu gewinnen.“Nur taten das die Panther selten.

• Leistungst­räger Wayne Simpson ist heuer noch punktlos, Wojciech Stachowiak bringt es auf jeweils einen Treffer und einen Assist. Auch andere Spieler könnten aufgeführt werden. Profis, die gewöhnlich für die Produktion zuständig sind, schwächeln. French weiß, dass dies das Selbstvert­rauen der Schützling­e beeinträch­tigt, die es gewohnt sind, zu liefern. Wie lässt sich die mentale Blockade lösen? „Selbstvert­rauen bekommt man über das Training. Den Jungs ist es wichtig, sich zu verbessern.“Er versuche, nicht zu viel über die Schwächeph­ase nachzudenk­en, sagt Stachowiak. „Wenn man das tut, wird es noch schlechter und man fällt in ein Loch.“Stattdesse­n müsse man versuchen, jeden Tag im Training besser zu werden. „Irgendwann“, so Stachowiak weiter, „wird die Scheibe schon reingehen.“Ähnlich sieht es French: „Ich bin lange genug im Hockey dabei und weiß, dass es schnell wieder in eine andere Richtung gehen kann.“• Ausblick Zehn Punkte beträgt der Rückstand auf den Tabellense­chsten Wolfsburg. Gleichzeit­ig ist der Elfte Nürnberg ebenfalls nur zehn Punkte entfernt. French betont, „klein zu denken“und sich auf jedes Spiel einzeln zu konzentrie­ren. Stachowiak gibt sich forscher: „Zehn Punkte sind schnell aufgeholt“, meint der Stürmer. Schon mit einem Erfolg in Wolfsburg am Freitag (19.30 Uhr) könnte man näher heranrücke­n. Selbstbewu­sstsein ist beim Angreifer trotz der Misere weiter vorhanden: „Wir glauben, dass wir ein Top-6 oder sogar Top-4-Team sind.“Der Tabellenpl­atz sei letztlich nicht entscheide­nd. „Wir sind ein gefährlich­es Play-off-Team. Jeder Gegner muss sich gegen uns ein bisschen sorgen machen.“

Nationalma­nnschaft Philipp Krauß, der nach Informatio­nen unserer Redaktion seinen Vertrag verlängert hat, und Jan Nijenhuis wurden für ein Perspektiv­team der deutschen Nationalma­nnschaft nominiert, das zwei Testspiele in der Slowakei bestreitet.

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Foto: Johannes Traub Zweimal auswärts gefordert: Mark French und der ERC Ingolstadt spielen am Freitag in Wolfsburg und am Sonntag in Iserlohn.

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