Asyl hinterlässt Spuren
Vergangenes Jahr war die Turnhalle der alten Paul-Winter-Realschule als Erstunterkunft für Asylsuchende genutzt worden. Jetzt steht eine „Grundreinigung“an – für 20.000 Euro.
Was bleibt, wenn über ein Jahr hinweg Hunderte von Menschen in einer Turnhalle gewohnt haben? Es bleiben Spuren zurück. In der Turnhalle der alten PaulWinter-Realschule (PWS) in der Bahnhofstraße haben sich diese Spuren vor allem auf den Teppichfliesen manifestiert, deren Reste sich auf dem Gummiboden festgetreten haben. Das liegt allerdings nicht an Kleberückständen, sondern an Widrigkeiten, die die Asylunterbringung mit sich bringt.
Seit Januar 2023 wird die PWSTurnhalle als Erstunterkunft für ankommende Asylbewerber genutzt. Sie ist, wie der Name schon sagt, die erste vorübergehende Bleibe, bevor sie in andere Wohnungen oder Häuser weitervermittelt werden. In der Halle waren Feldbetten für rund 100 Menschen aufgebaut worden, und um den Sportboden zu schützen, war er mit Teppichfliesen ausgelegt worden. Bis Mitte Dezember 2023 gab es ein Kommen und
Gehen in der Halle – mal konnten die Menschen schneller verlegt werden, mal mussten sie länger auf eine alternative Unterkunft warten. Das Warten, das Nichtstun und die kulturellen Mentalitäten gingen aber nicht spurlos an der Einrichtung vorbei.
Ein Jahr nachdem die Halle eingerichtet worden war, muss insbesondere der Bodenbelag runderneuert werden. Das Landratsamt Neuburg spricht von einer „notwendigen Grundreinigung“, die derzeit möglich ist, weil es seit Ende November 2023 keine neuen Zuweisungen aus München gab und die nächste für Mitte Februar angekündigt ist. Gleichzeitig wurde in Schrobenhausen eine neue Unterkunft für 150 Personen fertiggestellt. Die Turnhalle ist also seit Mitte Dezember leer, und seitdem werden dort die Spuren der vergangenen zwölf Monate beseitigt.
Es waren vor allem Flüssigkeiten aller Art, die versehentlich und absichtlich vergossen wurden und denen die Teppichfliesen irgendwann nicht mehr standgehalten haben.
Trotz der Oberflächenversiegelung sind sie in das Material eingedrungen und haben es stellenweise aufgelöst, wodurch es zu Verklebungen mit dem Gummiboden kam. Je mehr der Teppich an Verschmutzung aufnehmen musste, umso stärker dünstete er aus. Am Ende schlug einem der unangenehme Geruch schon am Eingang entgegen.
Aus diesem Grund mussten die Teppichfliesen komplett beseitigt werden. Die zurückgebliebenen Teppichreste müssen von einer Spezialfirma vom Turnhallenboden gekratzt und dieser intensiv gereinigt werden. Danach sollen neue Teppichfliesen verlegt werden. Die Kosten belaufen sich nach Informationen des Landratsamts auf rund 20.000 Euro. Diese würden vom
Freistaat übernommen. Die Turnhalle soll weiterhin als Erstunterkunft vorgehalten werden. Wann dort wieder Asylsuchende untergebracht werden, ist derzeit nicht bekannt.
Das hänge mitunter auch davon ab, ob die Zuweisungen wie im vergangenen Jahr wieder im Zwei-Wochen-Rhythmus erfolgen. Aktuell hat das Landratsamt 100 Unterkünfte zur Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern im Landkreis angemietet – und es werden immer noch weitere gesucht. Denn derzeit wohnen in der Erstunterkunft in der Turnhalle der Berufsschule Neuburg noch 44 Personen, in der Containeranlage in der Monheimer Straße sind 87 Menschen untergebracht.
Insgesamt liegt die Zahl der Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber im Landkreis aktuell bei 2344 Personen, davon sind 1008 ukrainische Kriegsflüchtlinge. Von diesen leben 298 Personen in einer staatlichen Unterkunft des Landratsamts, alle anderen sind privat untergekommen.
Die Turnhalle soll weiterhin als Erstunterkunft vorgehalten werden.