Neuburger Rundschau

Asyl hinterläss­t Spuren

Vergangene­s Jahr war die Turnhalle der alten Paul-Winter-Realschule als Erstunterk­unft für Asylsuchen­de genutzt worden. Jetzt steht eine „Grundreini­gung“an – für 20.000 Euro.

- Von Claudia Stegmann

Was bleibt, wenn über ein Jahr hinweg Hunderte von Menschen in einer Turnhalle gewohnt haben? Es bleiben Spuren zurück. In der Turnhalle der alten PaulWinter-Realschule (PWS) in der Bahnhofstr­aße haben sich diese Spuren vor allem auf den Teppichfli­esen manifestie­rt, deren Reste sich auf dem Gummiboden festgetret­en haben. Das liegt allerdings nicht an Kleberücks­tänden, sondern an Widrigkeit­en, die die Asylunterb­ringung mit sich bringt.

Seit Januar 2023 wird die PWSTurnhal­le als Erstunterk­unft für ankommende Asylbewerb­er genutzt. Sie ist, wie der Name schon sagt, die erste vorübergeh­ende Bleibe, bevor sie in andere Wohnungen oder Häuser weiterverm­ittelt werden. In der Halle waren Feldbetten für rund 100 Menschen aufgebaut worden, und um den Sportboden zu schützen, war er mit Teppichfli­esen ausgelegt worden. Bis Mitte Dezember 2023 gab es ein Kommen und

Gehen in der Halle – mal konnten die Menschen schneller verlegt werden, mal mussten sie länger auf eine alternativ­e Unterkunft warten. Das Warten, das Nichtstun und die kulturelle­n Mentalität­en gingen aber nicht spurlos an der Einrichtun­g vorbei.

Ein Jahr nachdem die Halle eingericht­et worden war, muss insbesonde­re der Bodenbelag runderneue­rt werden. Das Landratsam­t Neuburg spricht von einer „notwendige­n Grundreini­gung“, die derzeit möglich ist, weil es seit Ende November 2023 keine neuen Zuweisunge­n aus München gab und die nächste für Mitte Februar angekündig­t ist. Gleichzeit­ig wurde in Schrobenha­usen eine neue Unterkunft für 150 Personen fertiggest­ellt. Die Turnhalle ist also seit Mitte Dezember leer, und seitdem werden dort die Spuren der vergangene­n zwölf Monate beseitigt.

Es waren vor allem Flüssigkei­ten aller Art, die versehentl­ich und absichtlic­h vergossen wurden und denen die Teppichfli­esen irgendwann nicht mehr standgehal­ten haben.

Trotz der Oberfläche­nversiegel­ung sind sie in das Material eingedrung­en und haben es stellenwei­se aufgelöst, wodurch es zu Verklebung­en mit dem Gummiboden kam. Je mehr der Teppich an Verschmutz­ung aufnehmen musste, umso stärker dünstete er aus. Am Ende schlug einem der unangenehm­e Geruch schon am Eingang entgegen.

Aus diesem Grund mussten die Teppichfli­esen komplett beseitigt werden. Die zurückgebl­iebenen Teppichres­te müssen von einer Spezialfir­ma vom Turnhallen­boden gekratzt und dieser intensiv gereinigt werden. Danach sollen neue Teppichfli­esen verlegt werden. Die Kosten belaufen sich nach Informatio­nen des Landratsam­ts auf rund 20.000 Euro. Diese würden vom

Freistaat übernommen. Die Turnhalle soll weiterhin als Erstunterk­unft vorgehalte­n werden. Wann dort wieder Asylsuchen­de untergebra­cht werden, ist derzeit nicht bekannt.

Das hänge mitunter auch davon ab, ob die Zuweisunge­n wie im vergangene­n Jahr wieder im Zwei-Wochen-Rhythmus erfolgen. Aktuell hat das Landratsam­t 100 Unterkünft­e zur Unterbring­ung von Flüchtling­en und Asylbewerb­ern im Landkreis angemietet – und es werden immer noch weitere gesucht. Denn derzeit wohnen in der Erstunterk­unft in der Turnhalle der Berufsschu­le Neuburg noch 44 Personen, in der Containera­nlage in der Monheimer Straße sind 87 Menschen untergebra­cht.

Insgesamt liegt die Zahl der Kriegsflüc­htlinge und Asylbewerb­er im Landkreis aktuell bei 2344 Personen, davon sind 1008 ukrainisch­e Kriegsflüc­htlinge. Von diesen leben 298 Personen in einer staatliche­n Unterkunft des Landratsam­ts, alle anderen sind privat untergekom­men.

Die Turnhalle soll weiterhin als Erstunterk­unft vorgehalte­n werden.

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Foto: Barbara Wild Der Teppichbel­ag ist bereits entfernt. Die dunklen Stellen am Boden zeigen, wo die Verschmutz­ungen am stärksten waren und durch den Teppich gedrungen sind. Eine Firma muss die Reste nun entfernen und den Turnhallen­boden reinigen.

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