Wenn Einwürfe zur Gefahr werden
Ryan Malone leitet mit seinen Händen Torchancen ein. Der 31-Jährige erzählt, woher er diese Fähigkeit hat und berichtet von seiner Collegezeit und den Anfängen in Deutschland. Gegen Dresden braucht der FC Ingolstadt andere Lösungen.
Wenn Ryan Malone zum Einwurf bereitsteht, wird es einsam um ihn. Denn die Gegner wissen, was sie nun erwartet. Der Verteidiger des FC Ingolstadt kann beim Fußball mit seine Händen eine Gefahr erzeugen, wie es andere mit dem Fuß nicht hinbekommen. Der 31-Jährige wirft mit einer hohen Geschwindigkeit, die eine flache Flugbahn und damit eine bemerkenswerte Härte ermöglicht. Der Ball landet meist im gegnerischen Strafraum, Torchancen werden kreiert.
„Er zählt bei den Einwürfen zu den Topspielern in Deutschland, nicht nur in der 3. Liga“, sagte Trainer Michael Köllner einmal über die Fähigkeiten seines Innenverteidigers. „Die Qualität, die Härte, die Flugkurve, dazu die Drehung, die er beeinflussen kann. Das sind außergewöhnliche Bälle.“Beim jüngsten 2:0-Erfolg der Schanzer in Saarbrücken etwa fand ein Einwurf Malones den Kopf von Lukas Fröde, der die Vorlage zum vorentscheidenden zweiten Treffer nutzte. „Es ist sehr schön, dass es endlich wieder direkt mit einem Tor geklappt hat“, sagt Malone. Auch den ersten Treffer hatte er mit einem Einwurf eingeleitet. Malones Gabe wird beim FCI als taktisches Mittel genutzt, auch regelmäßig im Training geübt. „Es ist gut, dass wir dadurch zusätzliche Standards bekommen“, sagt der Defensivspieler.
Aber woher kommt die Fähigkeit, den Ball so weit zu schmeißen? „Auch mein Bruder, der ebenfalls Fußball spielte, konnte weit werfen“, berichtet Malone. „Er hat es mir beigebracht, ich habe als Kind viel geübt.“Entscheidend sei
dabei die Technik, nicht einmal die Kraft, betont der US-Amerikaner. Der Anlauf sei wichtig, auch die Art und Weise, den Ball zu halten. „Ich habe meinen festen Ablauf, ähnlich wie andere Spieler bei einem Freistoß oder einem Elfmeter“, erklärt Malone.
Vielleicht kommt seine Gabe ja auch von anderen Sportarten. In seiner Jugend habe er viel ausprobiert,
etwa Basketball, erzählt er. Malone erlernte das Fußballspielen einst an der Chicopee Comprehensive High School in Massachusetts. Später am Springfield College habe er neben Fußball auch eine Leidenschaft für Volleyball gehabt. „Die Fußballsaison ging nur von August bis November. Im Frühling waren nur vereinzelte Turniere, in dieser Zeit habe ich
Volleyball gespielt“, so Malone. Mit seiner Collegemannschaft spielte er aber lediglich in der 3. Division, was den Weg zum Profi nicht einfacher machte. Sein erstes Ziel sei damals die MLS gewesen, doch die Vereine schauen sich in erster Linie in den höheren Ligen um.
Sein Trainer am College kam aus Berlin und besorgte dem damals 22-Jährigen einige Probetrainings
in Deutschland. Malone versuchte es, obwohl noch keine Sprachkenntnisse vorhanden waren. „Außer Hallo und Guten Morgen konnte ich kein Wort“, sagt er schmunzelnd. Umso bemerkenswerter ist, dass er Deutsch inzwischen nahezu perfekt spricht. Schließlich landete Malone beim 1. FC Magdeburg. Nach Stationen bei den Stuttgarter Kickers, Lokomotive Leipzig, dem VfB Lübeck und Hansa Rostock wechselte er im vergangenen Sommer zum FC Ingolstadt. Das Leben in Bayern unterscheide sich kaum von anderen Regionen, einzig der Dialekt habe ihm zu Beginn Probleme bereitet. „Es hat ein paar Tage gedauert, alles zu verstehen. Vor allem bei unserem Trainer“, sagt Malone lachend.
Inzwischen ist er beim FCI nach Anlaufschwierigkeiten, wie er sagt, sportlich voll angekommen. Am Sonntag (13.30 Uhr) im Heimspiel gegen Dynamo Dresden wird Malone aber wegen der zehnten Gelben Karte nicht mithelfen können, näher an den Tabellenzweiten heranzurücken. „Es wird schwierig, ihn zu ersetzen“, weiß Köllner, der Dresden als „die stärkste Mannschaft“der Liga bezeichnet. In der Verteidigung gebe es mit Mladen Cvjetinovic oder Donald Nduka Alternativen. Aber Köllner muss sich bei den Standards etwas einfallen lassen. Denn niemand kann werfen wie Ryan Malone.
• Mögliche Aufstellungen FC Ingolstadt
Funk – Costly, Ml. Cvjetinovic, Lorenz, Seiffert – Fröde, Keidel – Deichmann, Kanuric – Testroet, Mause.
Dynamo Dresden K. Broll – Kammerknecht, Lewald, Bünning, J. Meier – Will – Hauptmann, L. Herrmann – Zimmerschied, Cuet – Kutschke.