Neuburger Rundschau

Sie sind „die Stimme der Liebe“

Mallets & Friends bringen eine bezaubernd­e Hommage an die Stimme im Birdland zu Gehör. Mühelos vertonen sie die „Verliebthe­it“.

- Von Stefanie Winter

Bernhard Reitberger­s Schlägel fliegen über das Vibrafon, füllen den Hofapothek­enkeller mit dem typisch weichen Klang, garniert mit pointiert gesetzten Tönen, dynamisch ausgefeilt, mal groovig, mal herausford­ernd rhythmisch überrasche­nd und weben zum Schluss einen schwebende­n Klangteppi­ch – eine ganz andere Konzerterö­ffnung mit dem Vibrafon als Soloinstru­ment, die das Publikum zurecht neugierig macht, was Mallets & Friends für den Abend im Birdland ausgesucht haben.

Das Eingangsst­ück von Gary Burton habe er auf Youtube gesehen und sich gedacht: „Des is geil!“, beginnt Reitberger seine sympathisc­he Moderation mit einem schelmisch­en Grinsen. Aber ohne „Friends“ist das Konzert natürlich nicht denkbar, und so füllt sich die Bühne mit der fünfköpfig­en Jazzformat­ion, die ihr Programm den „great vocalists of Jazz“widmen. Thematisch geht es um die Liebe in all ihren Facetten.

Mit Sängerin Mirelle Hanke haben Mallets & Friends die Idealbeset­zung für dieses Thema gefunden, da sie sich als Person auf der Bühne zurücknimm­t und ganz als Stimme der Liebe fungiert: Ihr agiler Gesang zeichnet sich durch schönes Scatting und eine ungeheure Leichtigke­it aus, wenn sie in Ella Fitzgerald­s „Cheek to cheek“die Verliebthe­it, die einen auf Wolke sieben schweben lässt, erklingen lässt.

Berührend ist die Ballade „The nearness of you“, die durch den Beginn nur mit Vibrafon, Bass und Gesang die Intimität greifbar werden lässt. Hier zeigt sich auch, wie klar Ted Matschi mit seinem Walking Bass die Stücke harmonisch und rhythmisch untermalt.

Auch wenn wohl niemand aus dem Publikum den Hucklebuck, einen Tanz aus den 60er-Jahren, parat gehabt hätte, standen einem beim groovigen Stück „Now’s the time“von Charlie Parker deutlich swingende Verliebte vor Augen.

Tom Diewock spielt das Schlagzeug mit großer Lässigkeit, mit den Augen immer bei seinen Bandmitgli­edern, selbst in den beeindruck­end

variativen Soloteilen.

Der Großteil der Soli liegt bei Saxofon und Vibrafon. Saxofonist Christoph Zoelch beherrscht sowohl

den kernigen, scharfen Sound, wenn er in „Love for sale“– denn auch die käufliche Liebe muss thematisie­rt werden – ein schneidig-fetziges Solo dem schwermüti­gen ersten Part des Stückes entgegense­tzt, als auch den wattig-gehauchten Klang als wunderbare­n Schlusspun­kt von „The nearness of you“.

Hervorzuhe­ben ist auch das Stück „Take the A Train“von Duke Ellington, bei dem Gesang und Saxofon perfekt unisono laufen!

Dass die Liebe von Zuversicht und Hoffnung geprägt ist, bringt das Stück „That’s all“zum Ausdruck und gibt Bernhard Reitberger die Gelegenhei­t zu einem herrlich melodiösen Vibrafon-Solo: Einzelne Töne tropfen herunter und verschwimm­en schließlic­h zu einem Klangteppi­ch, der den Gesang auffängt – das ist verklangli­chte Hingabe in der Liebe.

Die Stärke, die Mallets & Friends in allen ihren Stücken auszeichne­t, ist das Zusammensp­iel. Hier stehen eben nicht fünf Solokünstl­er auf der Bühne, sondern „Schlägel und Freunde“, von denen sich niemand in den Vordergrun­d spielt, sondern die zusammen die Freude an der Musik weitergebe­n. Ist das nicht das beste Bild für die Liebe?

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Foto: Stefanie Winter Mallets & Friends treten im Neuburger Jazzkeller auf. An diesem Abend steht die Liebe im Vordergrun­d.

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