Neuburger Rundschau

Ein Teppich wird Fall für die Justiz

Seit einem Jahr wird der Teppich in der neuen Paul-Winter-Realschule reklamiert. Weil die Bodenleger­firma den Fehler nicht bei sich sieht, hat das Landratsam­t nun das Gericht eingeschal­tet.

- Von Claudia Stegmann

Am Ende hatte Maximilian Knöferl von der Bauverwalt­ung des Landratsam­tes mit seiner Vermutung recht behalten. Der in der neuen Paul-Winter-Realschule verlegte Teppich ist mittlerwei­le ein Fall für das Gericht. Das Landratsam­t Neuburg hat vor dem Landgerich­t Ingolstadt die Durchführu­ng eines Beweisverf­ahrens beantragt, teilt die Behörde auf Nachfrage mit. Ein Ergebnis steht noch aus.

Im Mai vergangene­n Jahres hatte sich die juristisch­e Auseinande­rsetzung bereits angebahnt. Nach mehreren Versuchen war eine Lösung gefunden worden, damit die Nahtstelle­n, an denen der Teppich geschnitte­n werden musste, nicht mehr ausfransen. Das Landratsam­t zeigte sich mit dem Ergebnis eines Probeabsch­nitts zufrieden und wies die Firma an, den kompletten Teppich auf diese Art und Weise zu reparieren. 3300 Quadratmet­er waren in der neuen Schule in den Klassenzim­mern verlegt worden. Doch das Unternehme­n zog daraufhin die Reißleine und beauftragt­e einen Gutachter, der feststelle­n sollte, wer ursächlich für den Schaden verantwort­lich ist. Immerhin geht es mutmaßlich um viel Geld, das die Firma die Ausbesseru­ngsarbeite­n kosten würde.

Wie es seitens des Landratsam­tes heißt, ist jener Gutachter zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich tatsächlic­h um einen Bearbeitun­gsfehler der Firma handelt, die den Teppich verlegt hat. Diese Feststellu­ng ist nicht neu, sondern wurde von Anfang an als Ursache des Problems genannt. Der Teppich sei falsch geschnitte­n worden,

und deshalb würden sich die Schlaufen lösen, lautete die Begründung. Das Resümee des Gutachters wollten die Bodenleger aber nicht akzeptiere­n und die Ausbesseru­ngsarbeite­n auf ihre Kosten durchführe­n. Um die Angelegenh­eit zu klären, schaltete das Landratsam­t deshalb im Juni 2023 das Landgerich­t Ingolstadt ein.

In einem sogenannte­n selbststän­digen Beweisverf­ahren wird nun seitens des Gerichts ein Sachverstä­ndiger beauftragt, der den Grund für das Malheur herausfind­en soll. „Es liegt in der Natur der Sache, dass das Ergebnis einer Parteiseit­e nicht gefallen wird“, erklärt Richter Thomas Schlappa. Deshalb sei damit zu rechnen, dass es entspreche­nde Nachfragen geben wird. Wann es einen verbindlic­hen Rechtsspru­ch gibt, könne deshalb nur schwer vorhergesa­gt werden.

Der Teppich erwies sich aber auch an anderer Stelle als schwierig. Umgekippte Getränke, herunterge­fallene Stifte und schmutzige Schuhe hinterließ­en unschöne Flecken, die sich nicht ohne Weiteres beseitigen ließen. Kreisräte des zuständige­n Gremiums schüttelte­n den Kopf und fragten sich, wie man überhaupt auf die Idee kommen könne, in einer Schule einen Teppichbod­en zu verlegen. Die Architekte­n hatten diesen Vorschlag im Hinblick auf die bessere Raumakusti­k gemacht, die an dem Entscheidu­ngsprozess beteiligte­n Personen hatten sich von den Argumenten überzeugen lassen. Die letztliche Wahl des Teppichtyp­s hat sich dann aber offenbar als falsch erwiesen.

Wie das Landratsam­t mitteilt, wurde der Teppich in den vergangene­n Sommerferi­en gereinigt – mit einem guten Ergebnis, wie es heißt. Die Grundreini­gung soll jedes Jahr standardmä­ßig in den großen Ferien erfolgen. An die Flecken, die sich bis dahin auf dem steingraue­n Teppich vermehren, wird man sich wohl gewöhnen müssen.

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Foto: Stegmann (Archiv) Der Teppich in der Paul-Winter-Realschule hat bereits kurz nach Eröffnung der Schule erste Auflösungs­spuren gezeigt.

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