Neuburger Rundschau

Bündnis wirft OB „Täuschung“vor

„Auwald statt Asphalt“lehnt eine zweite Donaubrück­e in Neuburg ab. Jetzt wirft das Aktionsbün­dnis OB Gmehling vor, die Öffentlich­keit bewusst zu täuschen.

- Von Barbara Wild

Neuburg Das Aktionsbün­dnis „Auwald statt Asphalt“wirft Neuburgs Oberbürger­meister Bernhard Gmehling vor, beim Thema „Zweite Donaubrück­e“die Öffentlich­keit mit „fragwürdig­en Methoden“zu täuschen. Das zumindest formuliert die Gruppierun­g in einer schriftlic­hen Stellungna­hme. Auslöser dafür war die Berichters­tattung der Neuburger Rundschau über den Planungsst­and der zweiten Donaubrück­e. Darin ging es unter anderem um eine aktuelle Verkehrszä­hlung auf der Elisenbrüc­ke. Im Oktober 2023 sind laut OB Gmehling per Videozählu­ng auf der Elisenbrüc­ke bis zu 23.000 Kraftfahrz­euge an einem Tag gezählt worden. All diese Autos rollten durch die Neuburger Innenstadt – ein Beleg für den CSU-Oberbürger­meister, wie notwendig die Große Kreisstadt eine zweite Autobrücke über den Fluss braucht. Denn die Zahl sei in den vergangene­n Jahren konstant hoch.

Das Aktionsbün­dnis allerdings zweifelt an der Glaubwürdi­gkeit der Verkehrszä­hlung. GrünenStad­trätin Nina Vogel, Lukas Schorer und Mona Wolbert werfen OB Gmehling in einer gemeinsam verfassten Stellungna­hme vor, der Zeitpunkt sei bewusst gewählt worden. Denn während der Phase der Verkehrszä­hlung sei die Donaubrück­e bei Bertoldshe­im vom 9. bis 19. Oktober gesperrt gewesen. „Die Elisenbrüc­ke wurde dementspre­chend am Tag der Verkehrszä­hlung durch zusätzlich­en Durchgangs­verkehr aus dem nord- bzw. südwestlic­hen Landkreis belastet. Dies führte zu einer ungewöhnli­ch hohen, jedoch keineswegs repräsenta­tiven Belastung auf der Elisenbrüc­ke. Ein schlechter Zeitpunkt für eine Messung“, heißt es.

Weiter fragen die Verfasser: „Handelt es sich um politische­s Kalkül und Oberbürger­meister

Gmehling versucht, die Bürgerinne­n und Bürger wie auch die Regierung von Oberbayern mit fragwürdig­en Methoden zu täuschen, indem er unkorrekte Belastungs­zahlen, insbesonde­re für den Durchgangs­verkehr, kommunizie­rt, die in der Realität so nicht existieren?“Bereits die vergangene­n Verkehrszä­hlungen seien „nicht korrekt“durchgefüh­rt worden, so das Aktionsbün­dnis. Das habe bereits der Bund Naturschut­z angemahnt. Und weiter: „In beiden Fällen handelt es sich nicht um ein repräsenta­tives Gutachten, und die Aussagen zur Belastung der Elisenbrüc­ke verlieren an Vertrauens- und Glaubwürdi­gkeit. Wir fragen uns, was die Regierung von Oberbayern zu diesen zweifelhaf­ten Messmethod­en sagt.“

Oberbürger­meister Bernhard Gmehling (CSU) nennt den Vorwurf des Aktionsbün­dnisses in der Auseinande­rsetzung um die zweite Donaubrück­e „einen neuen und erschrecke­nden Tiefpunkt“. Er sieht

sich persönlich diskrediti­ert. Zugleich weist er den Vorwurf, die Öffentlich­keit sowie übergeordn­ete Behörden bewusst und gezielt täuschen zu wollen, in aller Form und entschiede­n zurück. „Die haltlose Behauptung von Nina Vogel, Lukas Schorer und Mona Wolbert wird auch nicht dadurch relativier­t, dass am Satzende ein Fragezeich­en gesetzt wurde“, so der OB.

Gmehling verweist auf die bereits genannten Zahlen: Bei einer Zählung im Jahr 2012 waren es rund 21.400 tägliche Bewegungen auf der Donaubrück­e, im Jahr 2017 wurden rund 22.300 und im Oktober 2023 gut 22.600 gezählt. „Das zeigt in aller Deutlichke­it, dass sich die Belastung über all die Jahre hinweg gefestigt hat.“Er sehe keine Täuschung, wenn sich längst bekannte Zahlen nur bestätigen würden. Bei der Beauftragu­ng der Zählung sei seitens der Stadt Neuburg kein exakter Termin vorgegeben worden. Es wurde lediglich um einen Tag außerhalb der Ferien und

im Oktober gebeten, um eine gute Vergleichb­arkeit mit der Zählung im Oktober 2017 zu erreichen. Das beauftragt­e Büro habe den Termin selbststän­dig gewählt. Im Nachgang wurde der Stadt Neuburg mitgeteilt, dass die Zählung am 12. Oktober durchgefüh­rt wurde.

Gmehling räumt ein, dass es an einem Tag immer zu Ereignisse­n kommen kann, die auf den Verkehr Einfluss nehmen. Dazu zählen beispielsw­eise Bahnstreik­s, Proteste von Interessen­sgruppen, Unfälle und auch die Sperrung der 14 Kilometer entfernten Brücke bei Bertoldshe­im. „Dass dies jedoch keinen wesentlich­en Einfluss auf die Belastung der Neuburger Donaubrück­e hatte, belegen die nahezu gleichen Zahlen aus 2017 und 2012“, so der Rathausche­f. „Dass die kleine Gruppe der Brückengeg­ner den Pfad der sachlichen Auseinande­rsetzung verlassen hat und mir offen und doch leicht widerlegba­r Rechtsbruc­h vorwerfen, spricht für sich.“

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Foto: Winfried Rein Im Oktober 2023 wurde gezählt, wie viele Autos über die Donaubrück­e in Neuburg fahren. Diese Datenerheb­ung zieht das Aktionsbün­dnis „Auwald statt Asphalt“in Zweifel.

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