Neuburger Rundschau

Entwicklun­g oder Nachbarsch­utz?

In der Gustav-Philipp-Straße ist ein Haus mit elf Wohnungen geplant. Der Antrag löst im Bauausschu­ss eine Grundsatzd­iskussion aus.

- Von Anna Hecker

Was wiegt schwerer bei der Entscheidu­ng um neue Bauprojekt­e in Neuburg? Der Schutz der Nachbarn und das äußerliche Erscheinun­gsbild oder doch die Nahverdich­tung und die Entwicklun­g einer belebten Innenstadt? Um diese Frage drehte sich eine Diskussion in der jüngsten Sitzung des Bauausschu­sses. Anlass war der Bauantrag für ein Mehrpartei­enhaus in der Gustav-Philipp-Straße mit elf Wohnungen, einer Gewerbeein­heit und einer Tiefgarage.

Amelie Meilinger vom Neuburger Bauamt hatte eine umfangreic­he Liste an Befreiunge­n mitgebrach­t, über die der Ausschuss beschließe­n sollte. Denn das geplante Objekt überschrei­tet das Baufenster, hat ein Geschoss zu viel, hat eine zu geringe Dachneigun­g und erfüllt auch sonst nicht alle Vorgaben, die der Bebauungsp­lan in diesem Bereich in der Gustav-PhilippStr­aße vorsieht. Außerdem gibt es da auch noch die Meinung der Nachbarn, die dem Vorhaben wenig Sympathie entgegenbr­ingen. Ein

Nachbar sei laut Meilinger sogar bereit zu einer Klage, sollte das Vorhaben so genehmigt werden.

Die Planung stellte das Gremium vor eine schwierige Entscheidu­ng. Einerseits zeigten sich die Stadträte von dem Entwurf durchaus begeistert, da nicht nur Wohnungen direkt am Neuburger Zentrum entstehen würden, sondern mit dem geplanten Gewerbe auch die Stadt generell ein Stück weiter belebt werde. Durch die unmittelba­re Nähe zur Innenstadt wären die künftigen Bewohner nicht auf ein Auto bei täglichen Einkäufen angewiesen, lautete unter anderem ein Argument für das geplante Haus.

Karola Schwarz (Die Grünen) betonte, wie wichtig die Nahverdich­tung aktuell sei, „wir haben Wohnungsma­ngel in der ganzen Stadt“, und sprach sich, auch im Namen der ganzen Fraktion, für die Umsetzung der Planung aus. Dem widersprac­h Gabriele Kaps (CSU), die große Bedenken gegenüber dem Bauantrag äußerte. „Die GustavPhil­ipp-Straße hat Gartenstad­tCharakter“, meinte sie und plädierte dafür, die Planungen noch einmal zu überprüfen, ob das Gebäude

nicht verträglic­her für die Optik der Straße gestaltet werden könne. Florian Herold (Freie Wähler) fasste den Konflikt um das Gebäude zusammen: „Einen Tod müssen wir in der Stadt sterben“, womit er sich auf den Spagat zwischen Optik und Nützlichke­it bezog. Er führte zudem das große Postgebäud­e an, das sich in unmittelba­rer Nähe zum geplanten Objekt befindet, es würden also bereits massive Bauten im Umfeld bestehen. Im Zuge der Entscheidu­ngsfindung bat das Gremium darum, die Bedenken der Nachbarn zu erklären. Meilinger nannte als zentrale Kritik der umliegende­n Bewohner den befürchtet­en Schattenwu­rf des Gebäudes, eine stärkere Verkehrsbe­lastung und eine Belastung des Grundwasse­rs durch den Bau der Tiefgarage. „Das wäre aber auch so, wenn das Gebäude anders geplant werden würde“, war sich das Gremium einig. Mit großer Mehrheit entschied sich das Gremium, den Befreiunge­n (in den Einzelbesc­hlüssen teils eine Gegenstimm­e) für das Objekt zuzustimme­n und damit der Umsetzung des Bauvorhabe­ns grünes Licht zu geben.

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