„Die mediale Präsenz kann helfen“
Durch die Europameisterschaft in Deutschland rückte Handball in den Mittelpunkt des Interesses. Doch können kleine Vereine wie der TSV Neuburg profitieren? Abteilungsleiter Maximilian Habermeyer spricht über die aktuelle Situation.
Maximilian Habermeyer, die Handball-Europameisterschaft in Deutschland liegt nun knapp eineinhalb Wochen zurück. Sie hat in Deutschland einen riesigen Hype ausgelöst. Spürt der TSV Neuburg etwas davon?
Max Habermeyer: Auch unser Verein war natürlich voller Flamme und hat mitgefiebert. Wir haben mit den Herren und den Jugendmannschaften etwa in der Turnhalle ein Public Viewing veranstaltet, das gut angenommen wurde. Direkte Auswirkungen der EM spüren wir allerdings noch nicht. Unabhängig davon sind wir im Kinder- und Jugendbereich aktuell gut aufgestellt. Nur bei den Erwachsenen haben wir Probleme und können leider keine Mannschaft stellen.
Spieler wie Juri Knorr oder Julian Köster waren in aller Munde. Können einzelne Akteure positive Auswirkungen auch für kleinere Vereine haben oder zählt allein die Arbeit vor Ort?
Habermeyer: In meinen Augen ist beides wichtig. Natürlich hilft es, Figuren zu haben, die medial präsent sind und eine Wirkung erzeugen. Solche Stars können sicherlich dazu beitragen, dass jemand den Sport selbst einmal ausprobieren will. Auf der anderen Seite ist die Arbeit der Trainer vor Ort wichtig. Sie müssen gerade den Jugendlichen viel Spaß vermitteln, dass diese auch dabei bleiben.
Sie haben bereits angesprochen, dass der TSV im Jugendbereich gut aufgestellt ist. Der Verein stellt von der B- bis zur E-Jugend Mannschaften. Sind in den vergangenen Jahren Schritte nach vorne gemacht worden, ist das Interesse am Handball gestiegen?
Habermeyer: Ja, auf jeden Fall. Wir haben nun mehr Jugendliche im Verein, teilweise haben wir Altersklassen doppelt besetzt. Die Trainingsgruppen sind groß, der Zulauf
ist da. Wir dürften um die 90 Nachwuchsspieler haben.
Aber die Handballer des TSV Neuburg haben seit knapp zwei Jahren
keine Herrenmannschaft mehr …
Habermeyer: Das ist leider richtig. Nach der Coronazeit haben wir die Saison 2021/22 noch gespielt. Aus der Jugend waren Spieler aufgerückt. Einige sind dann zum Studieren weggegangen oder aus anderen Gründen ausgestiegen. Seitdem stehen wir ohne Mannschaft da. Wir treffen uns zwar zum Training, sind aber nur sechs oder sieben Leute. Das reicht natürlich nicht aus, um eine Herrenmannschaft zu melden.
Wäre eine Herren- oder auch Damenmannschaft als Aushängeschild für den Verein wichtig?
Habermeyer: Das wäre durchaus wichtig. Es entwickelt sich auch etwas in diese Richtung. Wir haben Ideen, eventuell können wir eine Spielgemeinschaft ins Leben rufen. Es wird noch dauern, bis unsere aktuelle B-Jugend nachrückt. Frühestens in zwei, eher in drei Jahren wird das der Fall sein. Es kommen dann auch nur zwei oder drei Spieler in Frage, weil in diesem Team auch Spieler aus der C-Jugend aushelfen, die noch jünger sind. Entscheidend wird sein, dass alle beim Handball bleiben. Schön ist, dass wir auch wieder Damen und Mädchen haben. Es gibt genügend Spielerinnen, um künftig wieder über eine Mannschaft reden zu können.
Wie erklären Sie sich den Rücklauf über viele Jahre hinweg?
Habermeyer: In meinem Fall etwa haben bereits meine Eltern Handball gespielt. Bei vielen Bekannten ist es ähnlich. So etwas wird leider seltener, insgesamt hat sich das Sozialverhalten einfach verändert. Jugendliche treffen sich online, brauchen keinen Verein mehr, um
Freunde zu treffen. Andere Sportarten kennen diese Problematik. Viele gehen lieber ins Fitnessstudio und machen ihr eigenes Ding.
Wie tritt man dieser Entwicklung entgegen?
Habermeyer: Auf verschiedene Arten. Wir müssen Werbung für unseren Verein und Handball machen. Wir versuchen es etwa über persönliche Kontakte. Vielleicht fangen ja auch Freunde der Spieler an, selbst zu spielen. Außerdem bieten wir Schnuppertrainings an. Jeder kann beim Training vorbeischauen und uns kontaktieren. Auch beim Public Viewing haben wir jemanden aufgegriffen. Wir rekrutieren an allen Fronten (lacht). Ein einzelner Weg reicht also nicht.
Viel dürfte vom Engagement der handelnden Personen abhängen...
Habermeyer: Wir haben das riesige Glück, dass wir im Trainerbereich sehr gut aufgestellt sind. Bernhard Heckl ist seit vielen Jahren im Jugendbereich sehr aktiv, dazu Udo Kotzur und andere. Jüngst haben wir drei Jugendliche, sowohl weibliche als auch männliche, gewonnen, die als Trainerassistenten mithelfen.
Wo soll die Handballabteilung des TSV Neuburg in naher Zukunft stehen?
Habermeyer: Schön wäre es, wieder eine Herrenmannschaft zu etablieren. Dazu würden wir gerne wieder ein Damen- oder Mädchenteam stellen. Wichtig wird sein, dass die Jugendlichen von der Düber die C- und B-Jugend den Weg bis zu den Erwachsenen gehen und auch dabei bleiben. Das wäre das Ideal, welches ich mir vorstelle und wünsche.