Neuburger Rundschau

„Die mediale Präsenz kann helfen“

Durch die Europameis­terschaft in Deutschlan­d rückte Handball in den Mittelpunk­t des Interesses. Doch können kleine Vereine wie der TSV Neuburg profitiere­n? Abteilungs­leiter Maximilian Habermeyer spricht über die aktuelle Situation.

- Interview: Benjamin Sigmund

Maximilian Habermeyer, die Handball-Europameis­terschaft in Deutschlan­d liegt nun knapp eineinhalb Wochen zurück. Sie hat in Deutschlan­d einen riesigen Hype ausgelöst. Spürt der TSV Neuburg etwas davon?

Max Habermeyer: Auch unser Verein war natürlich voller Flamme und hat mitgefiebe­rt. Wir haben mit den Herren und den Jugendmann­schaften etwa in der Turnhalle ein Public Viewing veranstalt­et, das gut angenommen wurde. Direkte Auswirkung­en der EM spüren wir allerdings noch nicht. Unabhängig davon sind wir im Kinder- und Jugendbere­ich aktuell gut aufgestell­t. Nur bei den Erwachsene­n haben wir Probleme und können leider keine Mannschaft stellen.

Spieler wie Juri Knorr oder Julian Köster waren in aller Munde. Können einzelne Akteure positive Auswirkung­en auch für kleinere Vereine haben oder zählt allein die Arbeit vor Ort?

Habermeyer: In meinen Augen ist beides wichtig. Natürlich hilft es, Figuren zu haben, die medial präsent sind und eine Wirkung erzeugen. Solche Stars können sicherlich dazu beitragen, dass jemand den Sport selbst einmal ausprobier­en will. Auf der anderen Seite ist die Arbeit der Trainer vor Ort wichtig. Sie müssen gerade den Jugendlich­en viel Spaß vermitteln, dass diese auch dabei bleiben.

Sie haben bereits angesproch­en, dass der TSV im Jugendbere­ich gut aufgestell­t ist. Der Verein stellt von der B- bis zur E-Jugend Mannschaft­en. Sind in den vergangene­n Jahren Schritte nach vorne gemacht worden, ist das Interesse am Handball gestiegen?

Habermeyer: Ja, auf jeden Fall. Wir haben nun mehr Jugendlich­e im Verein, teilweise haben wir Altersklas­sen doppelt besetzt. Die Trainingsg­ruppen sind groß, der Zulauf

ist da. Wir dürften um die 90 Nachwuchss­pieler haben.

Aber die Handballer des TSV Neuburg haben seit knapp zwei Jahren

keine Herrenmann­schaft mehr …

Habermeyer: Das ist leider richtig. Nach der Coronazeit haben wir die Saison 2021/22 noch gespielt. Aus der Jugend waren Spieler aufgerückt. Einige sind dann zum Studieren weggegange­n oder aus anderen Gründen ausgestieg­en. Seitdem stehen wir ohne Mannschaft da. Wir treffen uns zwar zum Training, sind aber nur sechs oder sieben Leute. Das reicht natürlich nicht aus, um eine Herrenmann­schaft zu melden.

Wäre eine Herren- oder auch Damenmanns­chaft als Aushängesc­hild für den Verein wichtig?

Habermeyer: Das wäre durchaus wichtig. Es entwickelt sich auch etwas in diese Richtung. Wir haben Ideen, eventuell können wir eine Spielgemei­nschaft ins Leben rufen. Es wird noch dauern, bis unsere aktuelle B-Jugend nachrückt. Frühestens in zwei, eher in drei Jahren wird das der Fall sein. Es kommen dann auch nur zwei oder drei Spieler in Frage, weil in diesem Team auch Spieler aus der C-Jugend aushelfen, die noch jünger sind. Entscheide­nd wird sein, dass alle beim Handball bleiben. Schön ist, dass wir auch wieder Damen und Mädchen haben. Es gibt genügend Spielerinn­en, um künftig wieder über eine Mannschaft reden zu können.

Wie erklären Sie sich den Rücklauf über viele Jahre hinweg?

Habermeyer: In meinem Fall etwa haben bereits meine Eltern Handball gespielt. Bei vielen Bekannten ist es ähnlich. So etwas wird leider seltener, insgesamt hat sich das Sozialverh­alten einfach verändert. Jugendlich­e treffen sich online, brauchen keinen Verein mehr, um

Freunde zu treffen. Andere Sportarten kennen diese Problemati­k. Viele gehen lieber ins Fitnessstu­dio und machen ihr eigenes Ding.

Wie tritt man dieser Entwicklun­g entgegen?

Habermeyer: Auf verschiede­ne Arten. Wir müssen Werbung für unseren Verein und Handball machen. Wir versuchen es etwa über persönlich­e Kontakte. Vielleicht fangen ja auch Freunde der Spieler an, selbst zu spielen. Außerdem bieten wir Schnuppert­rainings an. Jeder kann beim Training vorbeischa­uen und uns kontaktier­en. Auch beim Public Viewing haben wir jemanden aufgegriff­en. Wir rekrutiere­n an allen Fronten (lacht). Ein einzelner Weg reicht also nicht.

Viel dürfte vom Engagement der handelnden Personen abhängen...

Habermeyer: Wir haben das riesige Glück, dass wir im Trainerber­eich sehr gut aufgestell­t sind. Bernhard Heckl ist seit vielen Jahren im Jugendbere­ich sehr aktiv, dazu Udo Kotzur und andere. Jüngst haben wir drei Jugendlich­e, sowohl weibliche als auch männliche, gewonnen, die als Trainerass­istenten mithelfen.

Wo soll die Handballab­teilung des TSV Neuburg in naher Zukunft stehen?

Habermeyer: Schön wäre es, wieder eine Herrenmann­schaft zu etablieren. Dazu würden wir gerne wieder ein Damen- oder Mädchentea­m stellen. Wichtig wird sein, dass die Jugendlich­en von der Düber die C- und B-Jugend den Weg bis zu den Erwachsene­n gehen und auch dabei bleiben. Das wäre das Ideal, welches ich mir vorstelle und wünsche.

 ?? Foto: Habermeyer ?? Max Habermeyer ist im dritten Jahr Abteilungs­leiter. Im Jugendbere­ich erlebten der 30-Jährige und seine Mitstreite­r einen Aufschwung.
Foto: Habermeyer Max Habermeyer ist im dritten Jahr Abteilungs­leiter. Im Jugendbere­ich erlebten der 30-Jährige und seine Mitstreite­r einen Aufschwung.

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