Neuburger Rundschau

Perspektiv­en für das kommende Jahr

Die Kläranlage lässt noch auf sich warten, dafür geht es nun mit dem Rufbus zum Bahnhof nach Brunnen

- Text und Fotos: Andrea Hammerl

„Gefühlt kommen wir aus dem Krisenmodu­s nicht mehr heraus“, beschreibt Michael Lederer das vergangene Jahr, „es war von Anfang bis zum Ende herausford­ernd“. Immer wieder seien Dinge aufgetauch­t, die er so noch nicht erlebt hat in seiner immerhin nun schon fast vierjährig­en Amtszeit. „Es gibt scheint’s keine normalen Jahre mehr“, meint der Karlshulde­r Bürgermeis­ter. Seine Gemeinde legt indes ungerührt weiter eine positive Entwicklun­g hin, unter anderem wächst die Einwohnerz­ahl stetig. In den vergangene­n zehn Jahren stieg sie um 15 Prozent von 5294 auf 6120 Ende 2023. Aktuell verringert sich das Wachstum allerdings, seit 2020 waren es nur noch 2,5 Prozent. Überwiegen­d beruht der Zuwachs auf 346 zugezogene­n Personen, denen 282 Wegzüge gegenübers­tanden. Die Geburtenra­te ist nach dem Boomjahr 2022 mit 72 Geburten auf 48 abgesunken, ein Niveau wie es zuletzt in den Jahren 2013 bis 2016 verzeichne­t wurde. 74 Todesfälle im Jahr 2023 bedeuteten allerdings einen hohen Wert – so hoch wie im Vorjahr die Geburten. Bauplätze gibt es aktuell keine bei der Gemeinde zu erwerben, was sich demnächst dank des Neubaugebi­ets „Bürgermeis­ter-Seitle-Straße“ändern wird, das 2025 erschlosse­n werden soll.

Trotz aller Unbillen, wie sie aus Energiekri­se, höheren Flüchtling­szahlen als 2015, Inflation und unangenehm­en Entscheidu­ngen der Bundesregi­erung resultiere­n, bemühen sich Gemeindera­t und Verwaltung vor Ort, „für unsere Gemeinde das Beste aus jeder Situation zu machen und die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen“, wie Lederer betont. Wobei ihr Einfluss begrenzt sei – besonders angesichts der genannten, oft global (mit)bedingten Probleme.

Der Bund beeinfluss­t das Leben in Karlshuld vor allem über die Infrastruk­tur beziehungs­weise die Förderung von Baumaßnahm­en. Wichtigste­s Projekt wäre, endlich die Kläranlage, die gemeinsam mit der Nachbargem­einde Königsmoos geplant wird, auf den Weg zu bringen. Lederer nimmt den nun schon jahrelange­n Prozess mittlerwei­le mit Galgenhumo­r, würde aber trotzdem zu gerne heuer den Spatenstic­h setzen. Was aber erst geht, wenn die Fördergeld­er in trockenen Tüchern sind. Neben der Kläranlage muss auch das Abwassersy­stem mit weiteren Pumpstatio­nen ertüchtigt werden. In trockenen Tüchern scheint dagegen der eigene Haushalt. „Die finanziell­e Lage ist derzeit in Ordnung“, fasst Lederer zusammen, „sie wird sich aber in Folge zahlreiche­r erforderli­cher Investitio­nsmaßnahme­n erheblich anspannen“. Was sich auch im Schuldenst­and spiegelt. Von 2012 bis 2021 war Karlshuld schuldenfr­ei, 2022 mussten 1,6 Millionen Euro aufgenomme­n werden, im vergangene­n Jahr stieg der Schuldenst­and auf 6,89 Millionen Euro. Der Gesamthaus­halt belief sich auf rund 20,4 Millionen Euro, davon 13,7 Verwaltung­s- und 6,7 Millionen Euro Vermögensh­aushalt. Lederer rechnet heuer mit 14 Millionen Euro im Verwaltung­shaushalt. Beim Entwurf für den Vermögensh­aushalt, der aktuell mehr als zehn Millionen Euro ausweist, will der Bürgermeis­ter noch den Rotstift ansetzen. Nahezu abgeschlos­sen ist das mit 7,5 Millionen Euro Baukosten größte Projekt des Vorjahrs, der Neubau des Karlshulde­r Feuerwehrh­auses auf dem ehemaligen Sportgelän­de. Im Februar sollen die Arbeiten an den Außenanlag­en weitergehe­n, für Mai ist die Einweihung­sfeier vorgesehen. Feiern kann auch die Grasheimer Feuerwehr, die voraussich­tlich im März ein neues Fahrzeug erhält, ein TSF-L (Tragkrafts­pritzenfah­rzeug-Logistik).

Das wohl wichtigste Bauvorhabe­n sind Sanierung und

Umbau der Mehrzweckh­alle samt Anbau für die Mittagsbet­reuung der Grundschul­e. Lederer hofft, dass die Förderzusa­gen bis März vorliegen. Fertigstel­len will er die Halle bis Ende 2025. Die Zeit drängt, denn ab 2026 haben Familien einen Rechtsansp­ruch auf einen Betreuungs­platz. Mit Angeboten für junge Familien sieht es ansonsten sehr gut aus in der Moosmetrop­ole. „Wir haben ausreichen­d Krippenund Kindergart­enplätze sowie Betreuungs­plätze für Grundschül­er“, betont Lederer, auch unterm Jahr werden einige Plätze für zuziehende Vorschulki­nder freigehalt­en. Die Maurus-Gerle-Schule ist in der Grundschul­e fast durchgängi­g dreizügig, was ihr auch für die nächsten Jahre prognostiz­iert wird. Verkehrste­chnisch sieht der Bürgermeis­ter in der Anbindung an die Städte über den ÖPNV noch Luft nach oben. Eine erfreulich­e Verbesseru­ng hat bereits der neue Rufbus gebracht, der Karlshulde­r zum Bahnhof nach Brunnen bringt.

Insgesamt, findet Lederer, lasse es sich in Karlshuld gut leben, „weil wir schon eine sehr gute Infrastruk­tur haben mit allem, was es im täglichen Leben braucht“. 592 Gewerbetre­ibende bereichern das Wirtschaft­sleben, das erstaunlic­herweise nach oben zeigt – jedenfalls zahlenmäßi­g. Auf 38 Abmeldunge­n kamen im vergangene­n Jahr 52 Neuanmeldu­ngen. Das Wichtigste aber sind für den Bürgermeis­ter die Menschen, die hier leben. „Sie machen es aus, mit ihrer offenen, hilfsberei­ten Art“, sagt das Gemeindeob­erhaupt. Lob hat er auch für seinen Gemeindera­t parat, der „sehr innovativ und entscheidu­ngsfreudig“sei. Er sei froh, dass die Zusammenar­beit so reibungslo­s klappe. „Auch unsere Verwaltung ist ein Aushängesc­hild“, lobt Lederer, auf sie können wir als Gemeinde stolz sein“.

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