Perspektiven für das kommende Jahr
Die Kläranlage lässt noch auf sich warten, dafür geht es nun mit dem Rufbus zum Bahnhof nach Brunnen
„Gefühlt kommen wir aus dem Krisenmodus nicht mehr heraus“, beschreibt Michael Lederer das vergangene Jahr, „es war von Anfang bis zum Ende herausfordernd“. Immer wieder seien Dinge aufgetaucht, die er so noch nicht erlebt hat in seiner immerhin nun schon fast vierjährigen Amtszeit. „Es gibt scheint’s keine normalen Jahre mehr“, meint der Karlshulder Bürgermeister. Seine Gemeinde legt indes ungerührt weiter eine positive Entwicklung hin, unter anderem wächst die Einwohnerzahl stetig. In den vergangenen zehn Jahren stieg sie um 15 Prozent von 5294 auf 6120 Ende 2023. Aktuell verringert sich das Wachstum allerdings, seit 2020 waren es nur noch 2,5 Prozent. Überwiegend beruht der Zuwachs auf 346 zugezogenen Personen, denen 282 Wegzüge gegenüberstanden. Die Geburtenrate ist nach dem Boomjahr 2022 mit 72 Geburten auf 48 abgesunken, ein Niveau wie es zuletzt in den Jahren 2013 bis 2016 verzeichnet wurde. 74 Todesfälle im Jahr 2023 bedeuteten allerdings einen hohen Wert – so hoch wie im Vorjahr die Geburten. Bauplätze gibt es aktuell keine bei der Gemeinde zu erwerben, was sich demnächst dank des Neubaugebiets „Bürgermeister-Seitle-Straße“ändern wird, das 2025 erschlossen werden soll.
Trotz aller Unbillen, wie sie aus Energiekrise, höheren Flüchtlingszahlen als 2015, Inflation und unangenehmen Entscheidungen der Bundesregierung resultieren, bemühen sich Gemeinderat und Verwaltung vor Ort, „für unsere Gemeinde das Beste aus jeder Situation zu machen und die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen“, wie Lederer betont. Wobei ihr Einfluss begrenzt sei – besonders angesichts der genannten, oft global (mit)bedingten Probleme.
Der Bund beeinflusst das Leben in Karlshuld vor allem über die Infrastruktur beziehungsweise die Förderung von Baumaßnahmen. Wichtigstes Projekt wäre, endlich die Kläranlage, die gemeinsam mit der Nachbargemeinde Königsmoos geplant wird, auf den Weg zu bringen. Lederer nimmt den nun schon jahrelangen Prozess mittlerweile mit Galgenhumor, würde aber trotzdem zu gerne heuer den Spatenstich setzen. Was aber erst geht, wenn die Fördergelder in trockenen Tüchern sind. Neben der Kläranlage muss auch das Abwassersystem mit weiteren Pumpstationen ertüchtigt werden. In trockenen Tüchern scheint dagegen der eigene Haushalt. „Die finanzielle Lage ist derzeit in Ordnung“, fasst Lederer zusammen, „sie wird sich aber in Folge zahlreicher erforderlicher Investitionsmaßnahmen erheblich anspannen“. Was sich auch im Schuldenstand spiegelt. Von 2012 bis 2021 war Karlshuld schuldenfrei, 2022 mussten 1,6 Millionen Euro aufgenommen werden, im vergangenen Jahr stieg der Schuldenstand auf 6,89 Millionen Euro. Der Gesamthaushalt belief sich auf rund 20,4 Millionen Euro, davon 13,7 Verwaltungs- und 6,7 Millionen Euro Vermögenshaushalt. Lederer rechnet heuer mit 14 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt. Beim Entwurf für den Vermögenshaushalt, der aktuell mehr als zehn Millionen Euro ausweist, will der Bürgermeister noch den Rotstift ansetzen. Nahezu abgeschlossen ist das mit 7,5 Millionen Euro Baukosten größte Projekt des Vorjahrs, der Neubau des Karlshulder Feuerwehrhauses auf dem ehemaligen Sportgelände. Im Februar sollen die Arbeiten an den Außenanlagen weitergehen, für Mai ist die Einweihungsfeier vorgesehen. Feiern kann auch die Grasheimer Feuerwehr, die voraussichtlich im März ein neues Fahrzeug erhält, ein TSF-L (Tragkraftspritzenfahrzeug-Logistik).
Das wohl wichtigste Bauvorhaben sind Sanierung und
Umbau der Mehrzweckhalle samt Anbau für die Mittagsbetreuung der Grundschule. Lederer hofft, dass die Förderzusagen bis März vorliegen. Fertigstellen will er die Halle bis Ende 2025. Die Zeit drängt, denn ab 2026 haben Familien einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Mit Angeboten für junge Familien sieht es ansonsten sehr gut aus in der Moosmetropole. „Wir haben ausreichend Krippenund Kindergartenplätze sowie Betreuungsplätze für Grundschüler“, betont Lederer, auch unterm Jahr werden einige Plätze für zuziehende Vorschulkinder freigehalten. Die Maurus-Gerle-Schule ist in der Grundschule fast durchgängig dreizügig, was ihr auch für die nächsten Jahre prognostiziert wird. Verkehrstechnisch sieht der Bürgermeister in der Anbindung an die Städte über den ÖPNV noch Luft nach oben. Eine erfreuliche Verbesserung hat bereits der neue Rufbus gebracht, der Karlshulder zum Bahnhof nach Brunnen bringt.
Insgesamt, findet Lederer, lasse es sich in Karlshuld gut leben, „weil wir schon eine sehr gute Infrastruktur haben mit allem, was es im täglichen Leben braucht“. 592 Gewerbetreibende bereichern das Wirtschaftsleben, das erstaunlicherweise nach oben zeigt – jedenfalls zahlenmäßig. Auf 38 Abmeldungen kamen im vergangenen Jahr 52 Neuanmeldungen. Das Wichtigste aber sind für den Bürgermeister die Menschen, die hier leben. „Sie machen es aus, mit ihrer offenen, hilfsbereiten Art“, sagt das Gemeindeoberhaupt. Lob hat er auch für seinen Gemeinderat parat, der „sehr innovativ und entscheidungsfreudig“sei. Er sei froh, dass die Zusammenarbeit so reibungslos klappe. „Auch unsere Verwaltung ist ein Aushängeschild“, lobt Lederer, auf sie können wir als Gemeinde stolz sein“.