Neuburger Rundschau

Jede Sekunde zählt

Was Halter über Erste Hilfe bei Hunden und Katzen wissen sollten.

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Region Fast jeder hat schon einmal einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht – sei es für den Führersche­in, die Arbeit oder aus privatem Anlass. Wie die stabile Seitenlage geht oder die Beatmung ablaufen sollte, ist daher meist bekannt. Doch was, wenn Hunde oder Katzen Atemnot erleiden, sich verletzen oder gar ohnmächtig werden? Hier stehen Halter meist ohne große Vorkenntni­sse da. Tierärztin Melanie Ahlers von der AGILA Haustierve­rsicherung hat daher wertvolle Tipps rund um die Erste Hilfe bei Haustieren parat. Denn auch bei ihnen gilt: Jede Sekunde zählt! „Bemerken Halter, dass ihre Tiere nicht mehr richtig atmen können, sich ständig übergeben müssen oder sogar das Bewusstsei­n verlieren, ist schnelles Handeln angesagt“, erklärt die Tierärztin. Der erste Schritt gilt, wie bei Menschen auch, der Kontrolle der Vitalfunkt­ionen: Bewegt sich der Brustkorb, ist die Atmung erkennbar? Reagieren die Tiere auf Berührung oder Rufe? Sind die Maulschlei­mhäute

normalfarb­en, also rosa, oder weisen sie einen ungesunden Weißoder Blaustich auf? Haben Halter Vorerfahru­ng, können sie auch den Puls prüfen: „Er lässt sich an der Oberschenk­elinnensei­te gut erfühlen“, erklärt Ahlers. Sind Puls und Atmung schwach oder gar nicht vorhanden, ist unmittelba­res Handeln gefragt.

Hilfe holen

Das Wichtigste: Hilfe holen, notfalls von Familienmi­tgliedern oder anderen Personen in der Nähe und schnellstm­öglich den Tierarzt oder den tierärztli­chen Notdienst aufsuchen. Bis dahin können Besitzer erste lebensrett­ende Maßnahmen ergreifen. „Wer einen Erste Hilfe-Kurs gemacht hat, kennt sicherlich das sogenannte ABC-Schema“, so die Tierärztin. „Atemwege freimachen, Beatmung, Cirkulatio­n anregen.“

Das lässt sich auch auf Hunde und Katzen übertragen. „Die Atemwege können durch Strecken des Halses freigelegt werden. Halter sollten zudem die Zunge aus dem Maul holen und den Rachenraum von Erbrochene­m oder Fremdkörpe­rn befreien“, erklärt die Tierärztin. Atmen die Tiere nicht mehr, halten Besitzer das Maul mit der Hand verschloss­en und beatmen die Vierbeiner durch die Nase. Stellen Halter keinen Herzschlag fest, sollten sie ihre Tiere auf eine Körperseit­e drehen und dann die flachen Hände zur Herz-Rhythmus-Massage auf den höchsten Punkt des Brustkorbs legen. „Dreißigmal sollten sie drücken und dann abwechseln­d zweimal beatmen“, so Ahlers. „Bei kleinen Hunden oder bei Katzen sollten Ersthelfer den Brustkorb mit einer Hand umfassen und ihn auf Höhe des Herzens zusammendr­ücken.“

Wundversor­gung

Nicht immer liegt gleich ein lebensbedr­ohlicher Zustand bei den Tieren vor. Dennoch ist es wichtig, dass Halter wissen, wie sie auch schwere Wunden erstversor­gen können. Dabei hilft eine Notfallapo­theke,

mit der Besitzer im Fall der Fälle alle Utensilien schnell zur Hand haben. „Desinfekti­onsmittel für Tiere, Kochsalzlö­sung, Pinzetten, Kompressen und Verbandsma­terial gehören in einen gut sortierten Erste Hilfe-Kasten“, erklärt Ahlers. Groben Schmutz entfernen Halter mit einer Pinzette, ehe sie Verletzung­en mit Kochsalzlö­sung oder alternativ mit handwarmem Trinkwasse­r reinigen. Dann sollten Besitzer die betroffene­n Stellen mit einer sterilen Kompresse abdecken und anschließe­nd verbinden.

„Der Ausdruck Erste Hilfe besagt es ja schon: Es handelt sich dabei nur um die ersten Schritte“, betont die Tierärztin. Im Zweifel erhalten Besitzer eine erste kostenlose Beratung auch beim AGILA NotdienstT­elefon, das am Wochenende durchgehen­d besetzt ist. Ein Erste HilfeKurs für Tierhalter ist darüber hinaus grundsätzl­ich eine gute Idee. Denn Wissen kann im Ernstfall Hunde- und Katzenlebe­n retten!

(pm)

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Foto: Katja_AdobeStock.com

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