Vom vorsichtigen Kaufmann und mäßigem Wachstum
Königsmoos ist noch finanziell gut aufgestellt, wird aber aufgrund hoher Investitionen in die Verschuldung gehen müssen
Als „Wechselbad der Anforderungen und Vorgaben“bezeichnet Königsmoos‘ Bürgermeister Heinrich Seißler das vergangene Jahr. „Sobald wir dachten, wir haben etwas fertig geplant, kam irgendein Stopp“, präzisiert er, „tatsächlich hängen wir am Bund mit vielen Förderungen, so dass uns der Haushaltsstopp trifft“. Ob LED-Straßenlampen oder Förderung der gemeinsamen Kläranlage mit Karlshuld: „Wir können uns auf nichts verlassen“, klagt er. Nichtsdestotrotz habe der Gemeinderat, mit dem die Zusammenarbeit „toll funktioniert“, die ihm übertragene Verantwortung gewissenhaft ausgeübt und die Weichen für eine gute Weiterentwicklung der Gemeinde gestellt. „Wir haben die gleichen Ziele, da macht die Arbeit Spaß“, findet er - obwohl es aus Berlin immer wieder Rückschläge zu verkraften gibt. Manches Projekt kann mangels Zusage nicht begonnen werden, weil das förderschädlich wäre. Was den Bürgermeister gewaltig nervt. „Ich bin einer, der etwas anfängt und dann auch abschließen will, lose Enden kann ich nicht leiden“, sagt der 63-Jährige, der inständig hofft, dass heuer endlich der Spatenstich für die Kläranlage erfolgt.
Im vergangenen Jahr belief sich der Haushalt auf rund 16 Millionen Euro, davon 9,83 im Verwaltungs- und 6,55 Millionen Euro im Vermögenshaushalt. Heuer rechnet Seißler mit ähnlichen Zahlen. Zahlen, die ihn dazu mahnen, „vorsichtig wie ein Kaufmann zu agieren, ohne dabei die Zukunftssicherung aus den Augen zu verlieren“. Schuldenfrei zu sein, sei schön, aber notwendige Investitionen dürften dafür nicht geopfert werden, weiß der gelernte Großhandelskaufmann. Doch angesichts zahlreicher Planungen, der Haushaltslage und der drohenden, hohen Kreisumlage bleibt ihm nur Galgenhumor. „Wir werden gar nicht alles schaffen“, sagt er. Was Verwaltung, Gemeinderat und ihn natürlich nicht daran hindert, zahlreiche Vorhaben tatkräftig anzugehen. Voran geht es mit dem DSL-Ausbau in Königsmoos. Etwa 600 Haushalte, die bislang weniger als 100 Mbit hatten, erhalten aufgrund des „besten Ausbauprogramms, das wir je hatten“, innerhalb der nächsten 1,5 Jahre Glasfaseranschlüsse bis ins Haus verlegt, und das sogar kostenlos. Damit werden die letzten weißen Flecken, die sich auf alle Ortsteile verteilen, getilgt. Durch den Wintereinbruch etwas ins Stocken geraten war Anfang Dezember die Geh- und Radwegsanierung, die die Donaumoosgemeinde seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten beschäftigt, da aufgrund der Bodenstruktur regelmäßig Schäden auftreten.
Eine wichtige und für die Bürger mit weiten Umwegen verbundene Baumaßnahme wird der Neubau der Brücke am Erlengraben zwischen Ludwigsmoos und Klingsmoos. Losgehen soll es im April. Für Radfahrer und Fußgänger wird eine Behelfsbrücke errichtet, aber Auto- und natürlich auch LKW-Fahrer müssen eine Vollsperrung hinnehmen. Seißler rechnet mit einem halben Jahr Dauer. Während dieser Zeit muss ein Umweg von 5,2 Kilometern über St.-Wolfgang-Straße und Pöttmeser Straße in Kauf genommen werden, um an dieser Stelle auf die andere Seite der Ach zu gelangen. Seit Jahren beschäftigt den Gemeinderat die Erweiterung und Ertüchtigung der gemeinsamen Kläranlage mit Karlshuld, wobei die Nachbargemeinde hier die Federführung hat. Im kommenden Frühjahr soll nun endlich der Spatenstich erfolgen.
Vor sechs Wochen hat Königsmoos die ersten Schritte für die Schulerweiterung eingeleitet. Seißlers „optimistisches Ziel“, wie er vorsichtig anmerkt, ist es, im Jahr 2025 anzufangen. Ein großes Lob hält Seißler für seine Verwaltung bereit, die viel Arbeit im Hintergrund leiste, die nicht sichtbar und daher vielen Bürgern nicht bewusst sei. „Niemand macht sich einen Begriff davon, wie viel Vorarbeit beispielsweise für die neue Grundsteuer geleistet werden muss“, meint der Bürgermeister. Ab 2024 seien Gemeinden zudem steuerbar, was bedeute, dass sie für alle Arbeiten, die auch Wirtschaftsunternehmen leisten können, Mehrwertsteuer erheben müssen. Auch das erfordere viel Hintergrundarbeit. Größere Anschaffungen sind ebenfalls geplant, darunter ein
Bauhoffahrzeug und ein Mannschaftstransportfahrzeug für die Untermaxfelder Feuerwehr. Nicht zu vergessen das Fahrzeug für die First Responder, die gerade von der Untermaxfelder Feuerwehr aufgebaut werden, um die medizinische Notfallversorgung zu verbessern. „Wir haben ein hohes Spendenaufkommen von Firmen und Privatleuten“, freut sich der Bürgermeister, auch die Gemeinde Berg im Gau will 3000 Euro beisteuern. Denn auch dorthin werden die ehrenamtlichen Soforthelfer im Notfall ausrücken. Den Geh- und Radweg, der Stengelheim mit Berg im Gau verbinden soll, möchte Seißler gerne noch in seiner 2026 zu Ende gehenden Amtszeit erleben. „In die „eigene“, also ortsansässige Arztpraxis will ich auch noch als Bürgermeister gehen“, ergänzt er, und der Anbau an die Schule sollte wenigstens schon im Bau sein. Einwohnermäßig geht es moderat nach oben. Königsmoos hat kürzlich die 5000-er Grenze gerissen. Hatte die Kommune Anfang 2023 noch 4950 Einwohner, so sind es aktuell 5200 Königsmooser mit Hauptwohnsitz in der oberen Moosgemeinde. Den Zuwachs von 250 Bewohnern bezeichnet Seißler als außergewöhnlich und führt ihn unter anderem auf die hohe Zahl von derzeit 70 Flüchtlingen, auch Ukrainern, zurück. Mittelfristig rechnet er mit moderaterem Wachstum von 50 bis 100 Einwohnern pro Jahr.
Text, Fotos: hama