Neuburger Rundschau

Mainstream Jazz der besonderen Art

Das Doug Weiss Quartet spielte im Neuburger Birdland und zeigte sich dabei als eine echte musikalisc­he Einheit.

- Von Peter Abspacher

Diese vier Jazzer haben ihr Publikum im Birdland mit einem Konzert der besonderen Art beschenkt. Bandleader Doug Weiss (Bass), der Pianist Bela Meinberg, Ori Jacobson auf dem Tenorsaxof­on und der Schlagzeug­er Jordan Dinsdale agieren hoch konzentrie­rt und mit einer selbstvers­tändlichen Leichtigke­it als wahre musikalisc­he Einheit.

Die tiefgehend­e, anrührende Wirkung dieser Musik, fast durchgehen­d Eigenkompo­sitionen, kommt aus der musikalisc­hen Substanz jedes einzelnen Titels. Doug Weiss entwickelt auf sanfte, eher hinreißend­e als mitreißend­e Weise einen verschwend­erischen Reichtum an Melodien, Klangfarbe­n und Spielwitz, er variiert souverän Tempi und Takt und streut immer wieder rhythmisch­e Überraschu­ngseffekte ein.

Insgesamt dürfen die Zuhörer eine hochkomple­xe, aber nie zu konstruier­t daherkomme­nde, vitale Klangwelt erleben, die mit dem Begriff Mainstream-Jazz nur unzureiche­nd

beschriebe­n wäre. Im Hauptstrom, wenn man so will, werden unendlich viele klar konturiert­e, leuchtende und kraftvolle musikalisc­he Bewegungen sichtbar, hörbar und spürbar.

Das gilt für die wunderbare­n Songs, die Doug Weiss für seine Kinder und seine musikalisc­hen Mitstreite­r geschriebe­n hat ebenso

für die zwei Jazzstanda­rds, die am Ende als Zugabe noch einmal einen musikalisc­hen Mehrwert draufsetze­n. Alle vier Musiker, das ist das Markenzeic­hen dieser Formation, wissen auch im Solopart genau, dass sie einem Gesamtkuns­twerk dienen.

Schon rein körperlich wird diese musikalisc­he Intelligen­z sichtbar,

keiner produziert da ein Brimborium, es wird nicht herumgetur­nt auf der Bühne. Doug Weiss, Bela Meinberg, Ori Jacobson und Jordan Dinsdale spielen mit einer inneren und äußeren Ruhe, die sie gar nicht auf die Idee kommen lässt, Showeffekt­e zum besten zu geben. Das ist echte Konzentrat­ion auf das Wesentlich­e, die das gesamte Quartett trägt und die im Jazz wie in anderen musikalisc­hen Welten nicht selbstvers­tändlich ist.

Es ist vielleicht gar nicht angemessen, einzelne Musiker dieser Band oder bestimmte Stücke herauszuhe­ben. Der Sound des vollen Quartetts kommt insgesamt auf plastische Art über die Rampe, jedes kleine Motiv im Bass, auf dem Saxofon, am Schlagzeug und auf dem Flügel behält sein Recht, die Harmonien werden von allen mitgedacht.

Hinreißend sind die intimen Dialoge zwischen dem Pianisten und dem Bandleader auf seinem Kontrabass. Da liegt auch im feinsten Pianissimo noch musikalisc­he Kraft, eine zauberhaft­e Spannung hält den Zuhörer in Atem. Ähnliche Momente kredenzen Saxofon und Schlagzeug.

Ein Unisono zwischen diesen beiden kann es ja kaum geben, weil der eine Melodien und der andere „nur“perkussive Akzente setzt. Ori Jacobson und Jordan Dinsdale legen aber Passagen hin, die fast wie ein Unisono klingen. Ein Kunststück der besonderen Art.

 ?? Foto: Abspacher ?? Eine echte musikalisc­he Einheit, auch im solistisch­en Einsatz: Das Doug Weiss Quartet im Birdland Keller.
Foto: Abspacher Eine echte musikalisc­he Einheit, auch im solistisch­en Einsatz: Das Doug Weiss Quartet im Birdland Keller.

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