Rotkäppchen, Badeenten und die große Politik
Ein bunter Faschingsumzug schlängelte sich am Samstag durch Bertoldsheim. Dabei wurde so mancher Politiker auf die Schippe genommen.
Bertoldsheim So viele Besucher sieht Bertoldsheim nur einmal im Jahr: Am Faschingssamstag kommen alljährlich zahlreiche Jecken zum Faschingsumzug in den Rennertshofener Ortsteil. „Sieben Musikkapellen, acht Garden 25 Fußgruppen und 21 Wägen sprechen für sich“, verkündete Andreas Müller. Er ist Vorsitzender der Gruppe „Fanta7,“die den Bertoldsheimer Gaudiwurm organisiert.
Der wirkt inzwischen wie ein starker Magnet. Schließlich kommen nicht nur Gruppen aus der Gemeinde Rennertshofen und ihren Ortsteilen nach Bertoldsheim. Faschingsfreunde aus dem gesamten Landkreis sowie aus den angrenzenden Kreisen Donau-Ries und Eichstätt lassen sich das Spektakel nicht entgehen. Dabei erwiesen sich die Umzugsteilnehmer auch in diesem Jahr als kreativ und fleißig, sodass sich ein bunter Gaudiwurm durch den Ort schlängelte. Traditionell führte die Blaskapelle Oberhausen den Faschingszug an und dann dauerte es gut zwei Stunden, die wie im Flug vergingen, weil die Zuschauerinnen und Zuschauer aus dem Staunen kaum noch herauskamen.
Da sind die großen Wägen, meistens gezogen von gewaltigen Schleppern, die die Politik auf die Schippe nahmen. Ein Teil davon waren eine lustige Fortsetzung der Bauernproteste, ein Seitenhieb gegen Klimakleber und die Ampelregierung. Dabei haben die Faschingsfreunde Burgheim die Protagonisten Christian Lindner, Olaf Scholz und Annalena Baerbock unverkennbar auf ihren Wagen gemalt. Eher global dachten die Emskeimer mit dem „American Way of Life,“indem sie Donald Trump ins Visier nahmen.
Jenseits der Politik tummelten sich hoch auf den großen Wägen Formel 1-Rennfahrer, Bieraktivisten, Badeenten, blaue Schlümpfe, Top-Gun-Motive, König
Fußball und eine Wolfsjagd in Mauern durch Rotkäppchen. Dabei stieg immer wieder Rauch auf und von oben regnete es Süßigkeiten auf das bestens gelaunte Publikum. Wie bunt die Faschingswelt sein kann, zeigten die Fußgruppen. Sie hatten weder Kosten noch Mühen gescheut, sich in Schale zu werfen und sich auffallend zu schminken.
Dazu zählten die „Hoderlumpn“, sie zogen einen riesigen Weihnachtsmann im Zug mit, für sie sei schließlich immer Weihnachten. Nicht alltäglich waren die Faschingsfreunde 2002 um Nadine Libal unterwegs. Sie zelebrierten den mexikanischen Feiertag „Dia de los Muertos“(Tag der Toten). Dieser Tag ist keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest. Entsprechend bunt uniformiert war die Fußgruppe.
Eher heiter waren dagegen die lustigen Faschingsfrauen aus Rohrbach mit ihrer Aktion „Wischen impossible,“bei der sie als Reinigungsgeräte unterwegs waren. Bei anderen Fußgruppen tauchte die Unterwasserwelt mit Quallen und Korallen auf. Magisch mutete eine Schwarz-weißGruppe an, die als „Häschen im Zauberhut“mitlief und sich „Planlos“nannte. Alte Bekannte waren dagegen Meister Eder und sein Pumuckl, Asterix und Obelix sowie American-Football-Spieler, die auf den Super Bowl in der Nacht auf Montag hinwiesen.
Die hohe Kunst des Faschings zelebrierten acht Garden mit ihren akrobatischen Hebefiguren und ihren Tollitäten im Zug. Den schlossen die Gastgeber mit ihrem großen und kleinen Hofstaat ab. Das Kinderprinzenpaar Annamarie I und Fabian I sowie die „Großen“Alina I und Aaron I fuhren im Cabrio mit und winkten dem begeisterten Narrenvolk zu. Den Schlusspunkt setzte der Wagen der Bertoldsheimer Jugend, wobei die Akteure um Lisa Reiner Bertoldsheimer Persönlichkeiten mit peinlichen Ereignissen auf die Schippe nahmen.