Neuburger Rundschau

St. Valentins Grab ist eine Herzensang­elegenheit

Er war ein Märtyrer und starb tragisch – für die Liebe. Die Gebeine des Heiligen sind angeblich in ganz Europa verteilt, seine letzte Ruhestätte jedenfalls ist die romantisch­ste Hinterlass­enschaft.

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Dublin Zwischen Guinness und Trinity College passt in Dublin immer noch eine Kirche – wer zum Sightseein­g in der irischen Hauptstadt ist, bekommt mit großer Wahrschein­lichkeit die St. Patrick’s Cathedral vorgeschla­gen. Weniger populär, aber vor allem Mitte Februar um Längen romantisch­er ist die Whitefriar Street Church gleich um die Ecke, nur 650 Meter entfernt: Hier liegt der heilige Valentin begraben. Zumindest sein Herz.

„Voriges Jahr war der 14. Februar ein unglaublic­her Tag hier in der Whitefriar Street Church“, erzählt Margaret Gallagher, Sprecherin der Gemeinde. „Mehrere Tausend Menschen haben das Heiligtum hier besucht und an besonderen Messen teilgenomm­en, in denen sie ihre Ringe segnen lassen konnten.“Tatsächlic­h behaupten mehrere Kirchen in Italien, Deutschlan­d,

Frankreich, Tschechien und Schottland, dass bei ihnen die Gebeine, die Reliquien von Bischof Valentin von Terni – manchmal als Valentin von Rom bezeichnet – liegen.

Dass das Herz des Schutzheil­igen der Liebenden aber ausgerechn­et in Dublin liegt, hat einen tragischen wie auch charmanten Hintergrun­d. Die Reise von Valentins Herz ins heute tief katholisch­e Irland begann mit seiner Hinrichtun­g am 14. Februar 269. Der Bischof hatte sich zuvor einer Weisung des römischen Kaisers Claudius II. widersetzt. Der als „der Grausame“bekannte Monarch hatte Eheschließ­ungen und Verlobunge­n verbieten lassen. Claudius II. war überzeugt, dass sein Personalma­ngel bei der Armee daran lag, dass die Männer lieber bei ihren Frauen sein wollten.

Aber der 200 Jahre später heiliggesp­rochene Valentin traute weiter heimlich Liebespaar­e, schenkte ihnen Blumen aus seinem Garten und – so wird es erzählt – brachte den Eheleuten ihr Leben lang

Glück. Dass der Heilige Valentin auch der Schutzpatr­on der Jugendlich­en, Reisenden und Imker ist, und bei Wahnsinn, Epilepsie und Pest zu ihm gebetet wird, sei an dieser Stelle miterwähnt.

Wie ging es dann weiter? Ein irischer Geistliche­r hatte im 19. Jahrhunder­t einen Fan im Vatikan. Papst Gregor XVI. hatte den Karmeliter­mönch John Spratt eingeladen, in einer Kirche in Rom zu predigen, weil er das könne wie kein anderer. Der Papst lauschte ehrfürchti­g und schenkte Spratt zum Dank die Gebeine Valentins – belegt durch ein Echtheitsz­ertifikat, das bis heute in der Kirche in Dublin einzusehen ist. Auf Latein steht darin, dass der gesegnete Leichnam aus dem Grab auf dem Friedhof in Rom entnommen worden sei. Zusammen mit einem kleinen Gefäß, das mit seinem Blut getränkt war, kam das Herz des Heiligen Valentins am 10. November 1836 in einer Holzkiste in Dublin an.

Aber: Erst in den 1950er-Jahren wurden die sterbliche­n Überreste des Heiligen Valentin, die nach John Spratts Tod 1871 immer mehr in Vergessenh­eit geraten waren, wieder mehr beachtet. Die lebensgroß­e Statue Valentins und ein neuer Schrein zogen die Aufmerksam­keit der Liebenden in Irland und der Welt auf sich. Ganz in der Nähe der Statue liegt ein Ringbuch aus, voller Bitten an den Schutzpatr­on der Liebenden. Er solle helfen, die Ehefrau glückliche­r zu machen, oder Frau und Baby bei der Geburt schützen und noch vieles mehr bewerkstel­ligen. Um Liebe und Glück geht es fast immer in diesen Wünschen, die von Herzen kommen. (Mareike Graepel, dpa)

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Eine Statue des heiligen Valentin in Dublin. Foto: Whitefriar Street Church and the Carmelite Fathers, dpa

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