Hier gehen schon die Kinder zur Feuerwehr
Seit Ende 2023 gibt es in dem Pöttmeser Ortsteil Wiesenbach eine Kinderfeuerwehr. Die Kleinen üben mit den Älteren. Was sich die Initiatoren davon versprechen und wie die Nachwuchsarbeit abläuft.
Eine Kinderfeuerwehr ist eine gute Möglichkeit, junge Menschen schon von klein auf an die vielfältigen Aufgaben einer Feuerwehr heranzuführen. Ende vergangenen Jahres hat die Feuerwehr im Pöttmeser Ortsteil Wiesenbach eine Kinderfeuerwehr gegründet. Mitinitiatorin ist Helena Riedelsberger, die selbst seit ihrer Jugend Mitglied der freiwilligen Feuerwehr ist.
Nachwuchsarbeit wird in Wiesenbach großgeschrieben. Dort gibt bereits seit 15 Jahren eine Jugendfeuerwehr ab zwölf Jahren. Jetzt aber können schon Kinder ab sechs Einblicke in die Arbeitsabläufe einer Feuerwehr bekommen. Den endgültigen Anstoß für die Gründung lieferte eine Aktion von Bayern 3. Unter der Schirmherrschaft von Innenminister Joachim Herrmann rief der Sender unter dem Motto „112 Bayern 3 – gemeinsam für mehr Kinderfeuerwehren in Bayern“Gemeinden und Städte zur Initiierung einer Kinderwehr auf, um so den allgemeinen Nachwuchssorgen entgegenzutreten.
Riedelsberger erklärt im Gespräch, dass die Arbeit mit den Kindern mit allerlei Umstellungen verbunden ist: „Da hat man völlig andere Richtlinien und man muss sich erst wieder neu einlesen in das Ganze.“Dennoch mache es ihr Riesenspaß, ergänzt sie.
Da das Dorf nicht übermäßig groß ist, kam für die gelernte Bürokauffrau nur eine Konstellation infrage: ein Zusammenschluss von Kinder- und Jugendfeuerwehr. Ansonsten sei es einfach zu schwierig, bestimmte Übungen durchzuführen, weiß sie aus Erfahrung
mit der Jugendgruppe. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Jüngeren sich das eine oder andere von den Älteren abschauen könnten. „Außerdem wachsen auf diese Weise die Kinder und Jugendlichen von Anfang an zu einer Gemeinschaft zusammen“, sagt Riedelsberger.
Derzeit engagieren sich 20 junge Feuerwehrler und Feuerwehrlerinnen zwischen sechs und vierzehn Jahren in Wiesenbach – eine durchaus beeindruckende Zahl angesichts der Ortsgröße von rund 280 Einwohnern. Einmal im Monat
finden die Treffen statt, bei denen der Nachwuchs überwiegend spielerisch in die Pflichten der Feuerwehr eingewiesen wird. Geboten wird eine Mischung aus Theorie und Praxis, wobei Themen wie die Ausstattung eines Löschfahrzeuges oder die Aufgabenbreite der Wehren behandelt oder auch mal Knoten geübt werden. So können die Kinder altersgerecht die Grundlagen der Feuerwehrarbeit erlernen und zudem ihre Teamfähigkeiten ausbauen.
Riedelsberger findet große Unterstützung bei einigen jungen Erwachsenen,
die später die Gruppen übernehmen können, wie die zweifache Mutter hofft. Abgesehen vom Vorteil, den Nachwuchs schon frühzeitig an sich zu binden und so der „Konkurrenz“wie Sportvereinen oder Ähnlichem zuvorzukommen, sieht Riedelsberger in den Kindergruppen eine schöne Möglichkeit, die Dorfgemeinschaft zu beleben und zu stärken. Außerdem müssten so die Eltern nicht kilometerweit zu irgendeinem Freizeitangebot fahren, wenn etwas am Ort geboten werde, findet sie.
Auch der Kreisbrandmeister Jugend, Magnus Hammerl aus Pöttmes, sieht in den Kinderfeuerwehren eine Chance, den Nachwuchs für die Sache der Feuerwehr zu gewinnen und so neue Mitglieder an sich zu binden. Zudem sei es ein gutes Mittel, der zunehmenden Respektlosigkeit gegenüber Rettungskräften aller Art vorzubeugen. Er sagt: „Wer es von klein auf kennt, weiß, was Arbeit daran hängt.“
Um den Betreuungskräften von Kinderfeuerwehren optimal unter die Arme greifen zu können, wurde
bei einem Treffen vor Kurzem ein Fachbereichsleiter Kinderfeuerwehr für den Landkreis ernannt. Tobias Christl aus Edenried (Aichach) ist seither fester Ansprechpartner für Probleme und konstruktive Ideen. Er ist Bindeglied, um den Erfahrungsaustausch der Verantwortlichen zu erleichtern. Laut Hammerl läuft es bisher bei den Kindergruppen überall problemlos. Besonders erfreulich sei zudem der enorme Zulauf, den einige Wehren, beispielsweise in Ried und Klingen (Aichach), verzeichnen konnten.