Neuburger Rundschau

Das Warten hat ein Ende

An Akkordeon und Kontrabass können Klaus Paier und Florian Dohrmann im Neuburger Jazzkeller überzeugen. Mit „Golden Bay“entführen sie das Publikum in ein fernes Land.

- Von Thomas Eder

Weil Freunde guter Jazzmusik mit dem närrischer­en Treiben am Faschingss­amstag wenig anzufangen wissen, war der Neuburger Jazzkeller gut besucht. Der Kärntner Akkordeonv­irtuose Klaus Paier und der Württember­ger Kontrabass­ist Florian Dohrmann gaben mit einem mitreißend­en Konzert ihr Debüt im Birdland und das wollten sich eine ganze Menge Leute nicht entgehen lassen.

Die Kunst des Duos ist immer eine reizvolle Angelegenh­eit, weil es beiden Interprete­n allerhöchs­te Konzentrat­ion abverlangt, wodurch der Vortrag besonders spannend wird. Eine Formation mit Akkordeon oder Bandoneon und Kontrabass ist im Birdland zwar nichts Neues, aber nach dem Gastspiel von Renaud Garcia Fons und Jean Louis Matinier mussten sich Fans dieser Kombinatio­n unglaublic­he 24 Jahre gedulden. Und um es gleich vorwegzune­hmen: Das Warten hat sich gelohnt.

Ein Akkordeon oder mehr noch das Bandoneon verbindet man unwillkürl­ich mit argentinis­chem Tango. Dieses Klischee wurde sofort bedient. Der Abend begann wie zu erwarten sehr traditione­ll mit einem Stück von Astor Piazzolla. Herrlich anzusehen, wie Paier stehend und voller Leidenscha­ft interpreti­erte und zusammen mit

seinem Partner das Publikum mit sich riss. Tosender Beifall schon nach wenigen Minuten. Das war’s dann erst mal mit dem Tango. Es folgte „Fables of Faubus“von Charles Mingus, was neben Duke Ellingtons „Caravan“der einzige Jazzstanda­rd des Abends war.

Der Rest des Programms waren Kompositio­nen, die im Programm zwar als modern angekündig­t waren, bei denen es sich aber durchweg um bewegende Werke von Florian

Dohrmann und Klaus Paier handelte. Da war nichts Schräges zu hören, sondern Melodien, die an die Tradition anknüpften, mal in die südamerika­nischen Tangowelte­n entführten, dann wieder an italienisc­he Canciones erinnerte, mal Ausflüge in die nordafrika­nische Musikwelt unternahme­n oder sich an osteuropäi­scher Klezmermus­ik anlehnten. Weltmusik mit individuel­lem Charakter.

Ein heimlicher Höhepunkt war

Dohrmanns Schöpfung „Golden Bay“, eine genau im richtigen Augenblick platzierte sanfte Erinnerung an eine schöne Bucht in Neuseeland. Klaus Paier wechselte vor und nach der Pause für einige Stücke zum Bandoneon. Schon bei den ersten Tönen war klar, dass so ein Bandoneon viel besser klingt als ein Akkordeon. Bis er wieder zum Akkordeon wechselte. Da empfand man dann genau dasselbe. Nur echte Meister schaffen so etwas.

Wie begonnen so zerronnen und so endete der offizielle Teil des Konzerts wieder mit einer Kompositio­n von Astor Piazzolla. „Fracanapa“hieß das Stück bei dem Fabian Dohrmann bewies, dass auch bei ihm wenn es sein muss die Fetzen fliegen. Frenetisch­er Schlussapp­laus. Das Publikum ließ die beiden erst gar nicht von der Bühne und so endete der Abend beinahe attacca mit einem letzten musikalisc­hen Paukenschl­ag.

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Foto: Thomas Eder Ein besonderes Duo: Klaus Paier (rechts) und Florian Dohrmann waren im Neuburger Jazzkeller zu Gast.

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