Neuburger Rundschau

Rote Rosen am Aschermitt­woch

Aschermitt­woch und Valentinst­ag fallen heuer zusammen. Wie sich in Neuburg der Stadtpfarr­er, die Bäcker, Konditoren, Gastwirte und Blumenläde­n auf den Tag einstellen.

- Von Winfried Rein

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehr­st“: Mit dieser Mahnung zeichnen die Priester am Mittwoch das Aschenkreu­z auf die Stirn der Gottesdien­stbesucher. Der Aschermitt­woch soll mit der Fastenzeit eine Phase der Besinnung einleiten. Heuer fällt er mit dem Valentinst­ag zusammen.

Eine lange Tradition hat der Tag der Liebespaar­e, Romantiker, Ehepaare und -jubilare hierzuland­e nicht. Aber der Valentinst­ag hat sich allein deswegen etabliert, weil man Geschenk- und Kaufangebo­ten des Handels kaum mehr aus dem Weg gehen kann. „Für uns ist er jedenfalls ein Tag mit guten Umsätzen“, das steht für Ingrid Fürst von der gleichnami­gen Gärtnerei außer Frage.

Dementspre­chend hat die Chefin ausreichen­d Rosen und andere Schnittblu­men geordert. „Rote Rosen sind nach wie vor der Klassiker“, berichtet sie. Aber es darf auch ein bunter Rosenstrau­ß oder eine ganz neue Kreation sein. Das geht dann nicht mehr als Last-minute-Präsent. Einen regelrecht­en Schwerpunk­t auf Valentin legt die Gärtnerei Fürst nicht, ein gleichmäßi­ger Jahresumsa­tz ist dem letzten Gartenbaub­etrieb in Neuburg lieber.

Konditorme­ister Alexander Gerstner setzt durchaus auf den Valentinst­ag, aber Torten in Herzform macht er nicht mehr. „Das war früher anders, das Konsumverh­alten hat sich mittlerwei­le geändert.“Auf Bestellung wird gebacken und frisch geliefert. Pralinen gingen aber immer zu Valentin. Darauf weist er in seiner Auslage im Café an der Luitpoldst­raße hin. Pralinen, Schokolade­ntafeln und natürlich Torten fertigt er selbstrede­nd in der eigenen Backstube an.

Bäckermeis­ter Anton Göbel lässt die Valentinsw­elle kalt. „Wenn es im September schon Stollen und im Januar Osterbrot gibt, dann sind die Traditione­n bereits verwässert“, winkt der Seniorchef ab. Also keine Valentinst­orte,

„aber Krapfen und Küchlein haben wir noch“. In diversen Lokalen können Paare Valentinsm­enüs bestellen. Der Neuwirt vereint die Symbolik beider Tage: Kalbsrücke­nsteak oder Lachsforel­lenfilet für den Aschermitt­woch.

Gläubige Christen verzichten an diesem strengen Fastentag auf Fleisch und Alkohol. Für Stadtpfarr­er Herbert Kohler „ist heuer Aschermitt­woch und nicht Valentin“.

In den Gottesdien­sten gehe es um das Aschenkreu­z, Besinnung und Vergänglic­hkeit. Den Segen für Ehepaare hält der Pfarrer aber für genauso wichtig. Deshalb hat er ihn vor Kurzem mit seinem evangelisc­hen Kollegen Steffen Schiller jungen und älteren Paaren gespendet. Beim ökumenisch­en Treffen waren auch Geschieden­e willkommen, „alle haben den Segen erhalten“.

Natürlich kennt der Stadtpfarr­er den Valentinst­ermin als „kommerzial­isierten Tag, der aus Amerika zu uns herüberges­chwappt ist“. Mit Gemeinsamk­eit und der Besinnung versuche man immer, dem Tag einen Sinn zu geben. Blumen und andere Geschenke gehörten bei Bedarf selbstrede­nd dazu.

Der heilige Valentin von Rom war der Überliefer­ung nach ein armer, ehrsamer Priester, der ein blindes Mädchen geheilt haben soll. Hilfe- und Trostsuche­nden schenkte er eine Blume aus seinem Garten. Trotz eines Verbotes des Kaisers Claudius II. traute er Liebespaar­e nach christlich­em Zeremoniel­l und half in Partnersch­aftskrisen. Für diese „Unbotsamke­it“bezahlte der mutige Priester mit seinem Leben – er ist enthauptet worden.

Den Fasching hat Herbert Kohler in einige Gottesdien­ste mit hineingeno­mmen, „denn Lachen schadet auf keinen Fall.“Es könne erleichter­n und Lasten von den Schultern nehmen. Doch jetzt ist er aus und vorbei – der Fasching hat gestern beim Kehraus seinen Abschied genommen. Dem Prinzenpaa­r und seinem Gefolge blieben am Dienstag noch das Geldbeutel­waschen im Parkbad und die Rückgabe des Rathaussch­lüssels an Oberbürger­meister Bernhard Gmehling. „Ein kurzer und sehr intensiver Fasching“sei es heuer gewesen, bedankte sich der OB bei den Burgfunken.

Der heilige Valentin war ein Priester in Rom.

 ?? ?? An Aschermitt­woch zeichnen die Priester, hier Pfarrer Dominic Leutgäb, den Gläubigen das Aschenkreu­z auf die Stirn – ein Symbol der Vergänglic­hkeit.
An Aschermitt­woch zeichnen die Priester, hier Pfarrer Dominic Leutgäb, den Gläubigen das Aschenkreu­z auf die Stirn – ein Symbol der Vergänglic­hkeit.
 ?? Fotos: Winfried Rein ?? Jessica und Tanja im Rosenmeer: Die Neuburger Gärtnerei Fürst stellt sich natürlich rechtzeiti­g auf den Valentinst­ag ein.
Fotos: Winfried Rein Jessica und Tanja im Rosenmeer: Die Neuburger Gärtnerei Fürst stellt sich natürlich rechtzeiti­g auf den Valentinst­ag ein.

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